Schamgefühle

Ich möchte verhindern, dass mein Berufsstand in die Verfilzungen, von der Berliner Regierung seit Jahren kultiviert, hineingezogen wird. Ausschreibungen werden nicht überprüft, weil die Stadt Personal in Krankenhäusern einspart. Die Vorbilder öffnen die Türen für Nachahmer und das wird meinen Beruf für immer in Verruf bringen. Bestattern bleibt es noch untersagt, Beratungen in Krankenhäusern durchzuführen - noch. Bisher gehe ich davon aus, dass Richter, bei aller Freiheit, im Sinne der Bevölkerung, im Sinne der Stadt arbeiten. Sollte dem nicht so sein. Okay. Dann allerdings muss man keine Spiele spielen. Dann muss man keine enorm auffälligen Unterlassungsbeschlüsse gegen mich erlassen. Ich bin immer für die Wahrheit zu haben. Die Richterin am Landgericht hätte ehrlich sagen können: "Frau Marschner. Sparen Sie sich Geld und Arbeit. Ich muss Ihnen sonst, laut Anweisung von ganz oben, Mundtot-Beschlüsse übermitteln. Wir wollen Bestatter in Krankenhäusern. Wir wollen nicht, dass das Kartellamt prüft und arbeitet. Wir wollen nicht, dass die Datenschutzbeauftragte Fälle von Missbrauch ahndet. Wir wollen unsere allseits bekannte Verfilzung pflegen. Ihr Berufsstand ist uninteressant. Die Bevölkerung interessiert uns schon sehr lange nicht mehr." Auch Herr Wowereit hat vielen Berlinern und Berlinerinnen vor laufender Kamera gesagt: "Dann gehen Sie doch, wenn es Ihnen nicht passt." Ich möchte verhindern, dass Berliner Radiomoderatoren beim Verlesen ihrer Texte einschlafen, sich selbst also nicht mehr zuhören. Wenn man in einem Beitrag eine Statistik verliest, die ein Berliner Durchschnittseinkommen von jährlich lächerlichen 20.000 Euro bestätigt, dann kann man nicht im nächsten Beitrag runterleiern, dass Berliner bitte die Bäume gießen sollen (weil die Stadt keine Gärtner einstellt). Man darf als Reporter daran erinnern, dass nicht nur die Mieten steigen; auch die Betriebskosten erdrücken, weil jeder auf den falschen Zug springt. Wenn das alles nicht erwünscht ist, dann kann man mir das ehrlich sagen. Ich bin Europäerin. Ich kann in Madrid, Athen oder Lissabon arbeiten, also Europa wählen. Kein Problem. Wenn Menschen in der deutschen Hauptstadt jährlich nur 20.000 Euro im Schnitt verdienen, dann sollten sie überlegen in den milden und freundlichen Süden zu gehen. Auch die Notre-Dame muss aufgebaut werden. Die immer "zu teuren" Fachkräfte aus Deutschland realisieren das in 2 Jahren. Die meisten Berliner erinnern sich noch an die Hilfe, die sie selbst erfahren haben. Die Regierung in Berlin kann in Ruhe ihre Verfilzung feiern. Ich will da nicht stören.