Die Gefallsucht

Menschen machen alles, um zu gefallen. Instagram ist ein Sammelbecken der Gefallsüchtigen. Tiere werden domestiziert, Kinder werden domestiziert, eigene Körper werden domestiziert. Kunst muss neuerdings gefallen. Sogar Pannen und Unfälle müssen gefallen. Die Hochzeitstorten eskalieren und müssen gefallen, die Sportszene pumpt, weil sie gefallen muss. Gesichter bekommen Filter, weil sie gefallen müssen. Natürlich ist Ricarda Lang ein Hobby von Herrn Nuhr. Er kritisiert nicht ihre Arbeit. Er kritisiert ihre Figur. Der Tenor: Dicke wissen nichts über Ernährung. Der Beifall ist ihm sicher, weil er gefällt - nicht, weil er in irgendeiner Form recht haben könnte. Kürzlich nahm ich an einer Kundenbefragung von IKEA teil. In vielen Punkten wurde ich nach meiner Zufriedenheit im Bereich Service befragt. Mir fiel auf, dass ich die Produkte nicht bewerten sollte. Der Mitarbeiter muss funktionieren - nicht die Küche. Klar ist, dass IKEA gute Schulungen durchführt, denn die Mitarbeiter sind immer (!) freundlich. Sie sind nie anmaßend oder übergriffig. Eine Frage fand ich speziell. Sinngemäß wollte IKEA wissen ob sie, meiner Meinung nach, Skandinavien repräsentieren. Hej allein kann nicht Skandinavien sein. Die Mitarbeiter in gelb-blau repräsentieren sicher nicht Skandinavien. Offenkundig muss man im Konzern einen Spagat machen. IKEA muss weltweit gefallen - gleichermaßen muss IKEA skandinavisch bleiben. Repräsentiere ich mit meinem Bestattungsinstitut Deutschland? Bei dieser Frage würden sich mir die Körperhaare aufstellen. Diese Frage stellte ich auch dann nicht, verortete ich mein Bestattungsinstitut in Schweden. Das käme auch in den USA nicht gut an. Sollte, entgegen aller Erwartungen, die Kuppeltruhe mit Flammen und Patina den typisch amerikanischen Sarg ablösen, käme ich ebenfalls nicht auf diese Frage. Konzerne und nationaler Kult. Apple möchte nicht skandinavisch sein. IKEA möchte nicht amerikanisch sein. ADIDAS wollte den jungen Michael Jordan - damals jung und weltweit unbekannt - unter Vertrag nehmen. Unglaubliche Summen sollten gezahlt werden. NIKE setzte alles auf eine Karte und baute um Michael Jordan einen großen amerikanischen Traum. NIKE wollte nicht gefallen. Sie pfiffen auf die sportliche Kleiderordnung; und so war der erste Air Jordan rot-schwarz. Auf allen Kanälen ist es sichtbar, dass auffallend viele Deutsche einen unnötigen Spagat vollziehen. Sie sprechen teilweise sogar mit britischem Akzent. Oder sie ersehnen den amerikanischen Traum, der sich in Wanne-Eickel erfüllen soll. Der junge Robert Habeck sagte in einem Interview: "Es gibt kein deutsches Volk. Das ist reine Nazisprache." Er will gefallen. Ehrlich ist er keinesfalls. Seiner These folgen nämlich viele ausländische Konzerne. Sie klinken sich aus dem deutschen Steuersystem aus. Deutschland ist zu teuer. Deutschland hat zu hohe Lohnkosten. Deutschland ist die Steuerhölle. Wem wollen wir bitte gefallen? Man stelle sich den riesigen Konzern IKEA vor, der weltweit operiert: "IKEA ist zu skandinavisch. Die Möbel sind zu skandinavisch. Die Landesfarben auf der Personalkleidung sind total nationalistisch…" Der Konzern würde sich abschaffen. Wem also müssen wir gefallen? Herrn Nuhr?!

Eine Einladung zum Kongress

Ich freue mich, besonders nach dem Lockdown, dass ich wieder Vorträge halten darf. Aktuell werde ich einen Vortrag an der Universität Flensburg halten. Nun animiere ich Hinterbliebene selbst gerne, die Trauerrede für eine Bestattung zu halten. Gleichwohl kenne ich die Schweißausbrüche, den Stressfaktor, eine Art Lampenfieber, ausgelöst durch ein vermeintliches Rampenlicht, das den Fokus auf die eigene Person legt - ohne es zu wollen. Warum werde ich eingeladen? Weil ich extrem kontrovers bin. Weil ich mich nicht anbiedere. Weil ich unangenehme Wahrheiten auf Tische bringe - ohne das feine Porzellan zu ruinieren. Wenn ich mich auf Sprachvorträge vorbereite, dann muss ich mich bewegen. Meist laufe ich durch einen Raum und denke. Früher habe ich sogar vor dem Spiegel trainiert, weil ich mir keine Pannen leisten möchte, wie zum Beispiel Frau Baerbock, die vor versammelter Presse 2 Mal NAKO statt NATO sagt. Ich wurde natürlich nicht für den Satz "keine Ahnung" ausgebildet. Das kann sich heute nur noch Robert Habeck bei Herrn Lanz leisten. Einen Teil meines Vortrages werde ich dem Thema Korruption widmen müssen. Die kindischen Umschreibungen passen nicht zu mir. Hier muss ich laut sein, um die Totenruhe zu wahren. Die Würdenträger sehen das offenkundig anders. Mein Herzensthema bleibt die bahnbrechende Arbeit der Gay-Community für die gesamte Gesellschaft. AIDS war der Tornado, den Männer nicht fürchteten; und so wurde im Laufe der Jahre aus dem erzkonservativen Bestattungsritus ein Celebration of Life für alle. Mit der Öffentlichkeitsarbeit um AIDS trauten sich Frauen offen über ihre Krebserkrankung zu sprechen. Sie sprachen offen über ihre krebskranken Kinder und oder Partner. Ein langer und mühsamer Weg wurde beschritten. Dem Stigma "Schwulenseuche" wurde stilvoll und proud der Mittelfinger gezeigt. Hospize wurden gegründet, die AIDS Hilfe wurde gegründet, Miethäuser gingen in Stiftungen für Pflegebedürftige über. Die Kirche PositHIV formierte sich mit Gottesdiensten und Seelsorge. Ich erinnere verbeamtete Menschen in Behörden, die von ihren Tischen abrückten, weil sie tatsächlich dachten, ein Leichenschauschein, der den Vermerk HIV trug, könnte sie infizieren. Natürlich war ich somit auch eine "Überträgerin" jener "Schwulenseuche". In der medialen Hysterie während des Lockdowns um Corona dankte ich täglich den Göttern, dass AIDS akut in den 1990er Jahren besprochen wurde, also nicht im Jahr 2020. Klar ist für mich, dass man homosexuelle Menschen sofort registriert und in Gettos gesperrt hätte. Heute würden Eltern die eigenen Kinder dafür missbrauchen, also deren Schutz als Vorwand vorbringen - obendrauf die eigene Homophobie als Toleranz verkaufen.
Das Wort Kongress ist aus dem Verb congredi gemacht. Con meint 'zusammen' und gradi meint 'gehen, schreiten'. Ich darf also de facto keinen gebeugten, anbiedernden Eindruck machen. Andernfalls entsteht der berechtigte Eindruck, dass eine Falsche eingeladen wurde.

Raus aus den Schubladen

Trauernde werden gerne in einer Schublade abgelegt und mit Ihnen mein Berufsstand. Die Schublade wird gedanklich zur parallelen Welt. Die Zeit heilt alle Wunden. Die Wunden verändern sich… "Lyrisch" insziniert sich diese Gesellschaft und verspricht Trost. Sie ist stets betroffen und bekundet Empathie. Der raue Alltag bringt diesen Trost tatsächlich nicht. Eine Gesellschaft ohne Prinzipien hat immer einen Hinterhalt; und in diesem Hinterhalt wird relativiert. Eine Gesellschaft mit Prinzipien ist stark - sie schafft Wohlstand. Eine Gesellschaft ohne Prinzipien ist schwach - sie schafft harte Zeiten. In einer Zeit, in der ausschließlich die willenstärksten Männer führten und regierten, wurde in Deutschland der Wohlstand geschaffen. In einer Zeit, in der Frauen gesellschaftspolitisch und politisch aktiv sein dürfen, also nicht mehr nur schmückendes Beiwerk sind, verliert die Gesellschaft Prinzipien, gewinnt aber keine neuen Prinzipien dazu. Wir schaffen harte Zeiten. Ich schreibe das nicht, um Männer zum Lachen zu bringen. Speziell im Handwerk sind Scharlatane unterwegs, die nicht mehr ausbilden, jedoch Unausgebildete zu Meisterpreisen verkaufen. Sie haben keine Prinzipien mehr. Sie hebeln sogar die Mathematik aus, weil sie nicht mehr rechnen können, schon gar nicht in die Zukunft. Eine Kanzlerin ohne Prinzipien hat Fachkräfte fabuliert, im Grunde erfunden. Eine Kanzlerin mit Prinzipien hätte die Lust an einer Ausbildung, die Lust auf handwerkliches Können befördern können. Sie tat es nicht! Fragwürdig bleibt nun eine Gesellschaft zurück, die ebenfalls keine Prinzipien mehr hat. Wir werden uns sicher nicht trösten und in den Armen liegen. Die Demonstrationen im prinzipienlosen Gesundheitsbereich belegen es. Menschen kämpfen. Sie demontrieren. Sie streiken. Auch eine Krankenschwester hat Todesfälle in der Familie. Auch ein Arzt kann an Krebs sterben. Auch eine Klinikdirektorin kann ein Kind verlieren. Hinzu kommen nun schlechte Arbeitsbedingungen, die zur Überlast wurden. Im Grunde brauchen Pflegekräfte tröstliche Kuren, Heilbehandlungen, wärmende Fangopackungen, Therapien, Ruhe, Urlaub - also L-i-e-b-e. Ich kann es auch männlich ausdrücken. Sie brauchen einen Boxenstopp, weil sie auf der Felge ein Autorennen fahren. Frauen könnten darüber nachdenken, wie sie selbst die Zukunft dieses Landes sehen. Dafür brauchen sie eigene und klare Prinzipien. Meines Erachtens kann man ohne Prinzipien nicht einmal klar denken. Klar ist, dass Frauen noch immer in Schubladen leben; und diese Behausung sogar als die ihre angenommen haben.

Es gibt kein richtiges Leben im falschen Leben

Bedauerlicherweise verändern sich Menschen durch Geld, also durch Konkurrenz, durch Eigentum, durch abfärbende Vorbilder. Aus blau wird plötzlich grün. Aus rot wird braun. Waschecht und stoned washed sind extrem wertvolle Gütesiegel geworden. In Am Lokdepot wird das richtige Leben im falschen Leben gespielt. In dieser Anlage, zu der eine Straße gehört, fehlt merkwürdigerweise ein extrem exklusives Bordell. Das klingt komisch - ist aber so. Das Moulin Rouge - mit Windmühle, die über eine Solaranlage betrieben wird - wäre aber ein freizügiger Champagnerluxus, der Eigentümer einlaufen lassen würde. Es fehlt merkwürdigerweise genau hier eine Bar, die Drag Queens und Drag Kings betreiben. Die etablierte Monokultur läuft bereits bei dem Gedanken Sturm, weil die Kirche wieder im Dorf bleiben muss. O-Töne klingen so: Bei Frau Marschner brennt nachts das Licht. Frau Marschner darf das Licht anschalten und auch ausschalten. Frau Marschner hört Musik. Auch das darf Frau Marschner. Frau Marschner geht nachts in den Keller. Das darf Frau Marschner. Kürzlich schrieb der "Verwalter", dass ein geneigter Eigentümer zur Versammlung kommen soll. Nun gab es eine Versammlung für die Belange der Straße. Der Security Service soll sich nicht mehr auf der Straße über Einsätze unterhalten dürfen. Das ist Lärm - den ich 14 Häuser entfernt - möglichst bestätigen soll. Das neue Restaurant muss um 22.00 Uhr schließen; und es dürfen keine Essensgerüche riechbar sein. Deshalb gibt es hier auch keine Parfümerie. Sinnliche Düfte sind hier Gerüche. Blumentöpfe auf Rollen sollten besprochen werden. Ich verhandle nicht über Themen, die keine Themen sind. Schuld an diesem Zustand, der kein Umstand mehr ist, ist die Bürgermeisterin Berlins - als schlechtes Vorbild. Wir machen das, was wir eigentlich nicht können. Erst ist sie die Frau Doktor. Dann legt sie den Titel, wie ein Spielzeug, in den Müll, um Bürgermeisterin zu werden; und dann will sie nicht mehr Bürgermeisterin sein, um die SPD zu entfernen - von einem Schaden, den sie über Jahre kultiviert hat. Der Baustellenirrsinn - vorrangig in Schöneberg/Kreuzberg - dokumentiert keine klugen Köpfe, keine Strategen. Diese Baustellen entspringen wirren Köpfen, die keinen Plan haben. Das spiegelt sich natürlich auch in dieser Straße. Die Caféhausbetreiber dürfen keine weiteren Tische und Stühle in die Straße stellen. Das führt dazu, dass sie kein Geld in Fahrradständer investieren, die sie vor ihre Terrasse stellen. Somit sitzen Gäste auf der Eingangstreppe oder drängen auf meine Terrasse. Wirrköpfe stellen Mülltonnen - ohne Bedenken - an meine Terrasse. Sie laden ihren Dreck unverhohlen hab, dulden aber keine E-Roller in der Straße. Kürzlich sandte mir die Kripo Berlin eine Anzeige. Eine mir fremde Eigentümerin der Anlage, Monica Bellucci wohnt hier leider nicht, behauptet, dass ich ihr nachstelle, dass ich Straftaten vortäusche und das ich sie verleumde - wohlgemerkt als Bestatterin im Dienst. Auch hier brilliert Frau Giffey als denkbar schlechtes Bürgermeisterbeispiel. Die Kripo lädt strukturlos abgespulte Selbstgespräche einer Fremden, ohne jeden Inhalt, bei mir ab; gleichermaßen bittet sie MICH um eine Stellungnahme. Ein richtiges Leben kann und muss das falsche Leben entlarven. Logisch. Andernfalls wäre es ein falsches Leben.