Die Verdrehung der Empfindsamkeit

Ich wurde gefragt, warum ich Berlin schlechtmache. Die Frage ist kindisch kapriziös und zeigt, dass der Frager unempathisch ist. Die Fähigkeit, in die Tiefen zu denken, wurde ihm im Internet erfolgreich abtrainiert. Bei den Standesämtern gibt es keinen Konsens darüber, wie die Urkunden bezahlt werden können. Mal soll ich Partnern meine ec-Karte mit PIN überlassen. Mal soll ich bar zahlen. Mal bekomme ich eine Rechnung. Es gab ein Computerprogramm, das Bestatter selbst bedienen sollten, allerdings sollten sie dafür bezahlen. Dieses Testprogramm wurde wieder eingestellt. Wahrscheinlich war es teuer. Vor Jahren gab es Demonstrationen vor dem Standesamt Spandau, weil die Urkundenbearbeitung sehr lange dauerte. Da die SPD so unglaublich empathisch ist, dürfte klar sein, dass an den Urkunden Waisenrenten, Lebensversicherungen, Kontozugänge und Renten hängen - also der Lebensunterhalt von Menschen. Die Bürgermeister verkauften die Stadt, setzten sich in Vorstände. Ich hatte eine Kundin, deren Mutter verstarb. Nach der Bestattung ergab sich ein Guthaben. Für die Auszahlung des Guthabens bat ich um einen Erbschein, da es zwei weitere Brüder gibt. Die Mitarbeiterin des Amtsgerichtes sagte meiner Kundin: "Ach, 400 Euro sind doch bloß Peanuts. Da ist ja der Aufwand teurer." Ich rief die Dame beim Amtsgericht selbst an und sie sagte gleichgültig: "Lassen Sie sich eine eidesstattliche Versicherung ausstellen. Da sind sie bei diesem kleinen Betrag auf der sicheren Seite. Wir reden hier ja nicht über 4.000 Euro." 400 Euro sind Peanuts. Das sagt mir zunächst, wie die Stadt über fremde Gelder denkt. Die Hinterbliebene, also meine Kundin, arbeitet selbst im Dienst der Polizei. Springt dieses Peanutsdenken der Boni-Manager nun über? Ist Herr Gabriel - im Vorstand einer Bank - der Influencer? Ich sehe seit Jahren, dass das städtische Wesen aus der Form gebracht wurde. Ein Baustadtrat klebt für 1 Million Euro gelbe Punkte in die Bergmannstraße und dem gesamten städtischen Wesen fehlt das Gesicht. Die Warteräume, die Entrees, die Toiletten in öffentlichen Gebäuden, uralte Möbel? Egal. Koordination der Baustellen, um Berlin ein Gesicht zu geben? Egal. Schulen, Kitas, Parks, Springbrunnen? Egal. Verblassende Verkehrsschilder? Egal. Absurd unlogisch aufgehängte Straßenschilder? Egal. Telefonate und Mailverkehr aus dem öffentlichen Dienst heraus, um Papier zu sparen? Egal. Eine schlaffe und gleichgültige Stadtführung färbt ab. Schlechte Angewohnheiten einer Stadtführung werden übertragen! Warum sollten Mitarbeiter hochmotiviert aber unterbelegt schuften, wenn sich der Bürgermeister im Vorstand der Charité betätigt? Warum sollten sie mit schlechter Technik freudig arbeiten? Ich denke, dass Frau Giffey wirklich nett ist. Ich befürchte aber, sie hat nicht den nötigen Wumms drauf.

Goodbye and Hello

Die Briten sind Europäer. Sie sind nur aus dem Zusammenschluss EU ausgetreten. Einige Politiker weinten. Andere Politiker sagten: "Nie wieder Brüssel!" Sie sagten nicht: "Nie wieder Europa." Ich bezweifle, dass Politiker aus diesem Abschied etwas lernen. Ich denke nicht, dass Journalisten aus dem Einheitsstrom Weiter so rudern und die Dinge von vielen stillen Ufern betrachten. Ich habe heute einige Menschen gefragt, woran Sie bei dem Wort Europa denken; und ich habe sie gefragt, woran sie bei dem Wort EU denken. Für Europa kam immer die politische, wirtschaftliche, kulturelle Vielfalt. Für die EU stand bezeichnenderweise der Staubsauger, der eine geringere Wattzahl ausweisen musste, weil der Stromverbrauch gedrosselt werden sollte - bei einem Anstieg der Stromkosten durch das Internet. Die EU wurde nie wie ein Team aufgestellt, während für Europa wenigstens auf dem Kompass stand: Im Norden wird gearbeitet. Im Süden wird gelebt. Welche Europäer haben welche Stärken? Wo sind die Quarterbacks? Wo steht die Defense? Wo sind die Ruhecamps? Wo sind die Schulungszentren? Wer hat also welche Stärken in der EU? Kein Mensch weiß es, weil kein Journalist aus dem Strom ruderte. Das nennt man nicht Einheit. Da deutsche Politiker die Hauptstadt Deutschlands, also Berlin, verkommen lassen, also die städtischen Teams ohne Ziel hängen lassen, der kann keinesfalls so tun, als hätte er die EU im Griff, der kann keinesfalls ein Weiter so predigen. Abschied ist die beste Lebensschule. Abschied ist selbstredend ebenfalls eine politische Denkaufgabe gewesen, die nicht erledigt wurde. Die EU, so scheint es, steht untrainiert auf einem Spielfeld und wird von den Quarterbacks der globalen Gegner umgehauen. Keine Defense. Politiker wissen nicht einmal um ihre Position oder um ihre Aufgaben. Journalisten ist das nicht aufgefallen? Beamte werden uns nicht auf Weltniveau bringen, weil es nicht ihr Talent ist, nicht ihrer Natur entspricht. Es gibt ergo keinen Trainer, keine Musik, keine Cheerleader, kein Popcorn, keine Stars. Journalisten sind scheinbar keine kritischen Beobachter der EU. Sie sind offenkundig Unterstützer irgendeiner großen Sache, die den vielen Menschen in Europa vorenthalten bleiben muss - warum auch immer. Goodbye Großbritannien. Hello Großbritannien.

Gleiche und Bewunderer

Je gleichförmiger eine Gesellschaft werden soll, desto rassistischer wird eine Gesellschaft werden. Gleichförmig verkopfte Fragen: "Bin ich ein Rassist, weil ich nur weiße Mädchen auf Tinder date?" Nein. Tinder ist gleichförmig und Tinder macht gleichförmig. Partnerbörsen animieren nicht dazu, eine Opposition zu bewundern. Gleich und gleich gesellt sich gerne. Akademische Grade, Alter, Vorlieben, Augenfarbe. Eine grauenvolle Formel, die den Weg des geringsten Widerstandes predigt. Die Diskussion um Hautfarben ist eine oberflächliche Diskussion: Wir müssen alle Menschen wie weiße Menschen behandeln. So lässt man Makel verschwinden. Was ist mit den Kindern, die nicht weiß sein wollen. Kein Mensch hat sie je gefragt. Warum nicht? Als Kind war ich weiß, wie ein Blatt Papier. Meine Schwester war richtig. Sie wurde in der Sonne schnell braun, brauchte kaum einen Sonnenschutzfaktor. Sie war also ein gesundes Mädchen. Sie wurde geliebt. Ich hingegen blieb weiß - irgendwie blutleer. Einmal, es war Sommer, gingen wir ins Freibad. Meine Familie versicherte mir, dass ich mich nicht für meine Haut schämen müsste. Meine Oma wollte mich aufbauen und sagte: "Du trägst die vornehme Blässe." Sie wusste nicht, dass ich Diana Ross bewunderte. In meiner Fantasie sahen übrigens alle Menschen in Amerika wie Diana Ross aus. Ich bewunderte meine Schwester. Sie traf im Freibad sofort ihre gebräunten Freunde, breitete die Decke aus und legte sich in die Sonne. Sie fühlte sich gut, sie lachte, sie scherzte, holte die Sonnencreme aus der ibizenkischen Korbtasche meiner Mutter; und sie wusste genau wann wir ins Schwimmbecken gehen. Wir liefen über die Wiese und ich schämte mich in Grund und Boden, weil meine gebräunte Schwester die Blicke auch auf mich zog. Meine weiße Haut bekam durch Ihre Sonnenbräune eine Signalwirkung. Kurz vor den Duschen kamen die Kings des Freibades, die meiner Schwester imponieren wollten. In jedem Freibad gibt es diese königlichen Läufer, die jeder sehen soll. Meine Schwester sah weg; und dann hielt uns ein Muskelpaket an, sah zu mir hinunter und fragte: "Ey! Du! Hat Dich Deine Mutter mit Persil gewaschen?" Meine Schwester beleidigte schlagfertig lautstark seine Leoparden-Badehose und alle lachten. Die Freunde meiner Schwester versicherten mir eine gewisse Sonnenbräune und sie spendierten Pommes. Ab diesem Tag aber fühlte ich mich lange Zeit nicht mehr wohl in meiner Haut. Dieses Freibad besuchte ich nicht mehr. Mir wurde klar, dass Haut eine enorm große Rolle spielt. Ich überlegte, dass es besser für mich gewesen wäre, wenn meine Mutter einen Amerikaner geheiratet hätte. Die Medizin erklärt die Haut zum wichtigsten Organ des Körpers. Die Kosmetikindustrie macht sogar Tierversuche, um Haut zu verjüngen, Poren zu verkleinern, Pickel zu verhindern, Sonnenbrände zu verhindern. Nur das gleichmäßige Hautbild ist ein schönes Hautbild. Wer sagt, dass Haut keine Rolle spielt, der lügt durchaus wohlwollend. Erst mit dieser Lüge wird ein Problem produziert, weil weiß - angeblich - die richtige Hautfarbe ist. Das stimmt so nicht. Menschen mit einer dunklen Hautfarbe werden durchaus auch bewundert, verehrt, geliebt, gemocht. Darüber schreibt niemand. Warum eigentlich? Nicht die Hautfarbe nährt den Rassismus. Es ist die gleichförmig starre Haltung zur Hautfarbe. Es sind die düsteren, schmutzigen und grausamen Legenden, die gesponnen wurden. Auf Instagram gibt es eine erste Blackbusiness-Plattform, die enorm erfolgreiche Menschen vorstellt. Die Hautfarbe wird hier als Teil des Erfolges gefeiert, nicht als Problem, nicht als Makel. Dort bemitleiden sich Menschen nicht, weil sie als Weiße angeblich erfolgreicher wären. Hautfarbe ist ein bedauernswerter Zustand, wenn man sich nicht mehr in seiner Haut wohlfühlt. Die gleichförmigen Fragen und Gedanken, aus der immer gleichen Perspektive, trennen weiße Menschen vom Rest der Welt.

Veränderungen

Veränderungen sind nur dann eine wunderbare Sache, wenn sie ohne große Anstrengung angenommen werden. Sie werden nur angenommen, wenn Überzeuger überzeugen. Dann wird sich eine Veränderung in vielfachen Nuancen entfalten. Diktate zwingen eine Veränderung auf. So kann es keine vielfachen Nuancen geben. Ebenso kann man eine vielfach nuancierte Veränderung nicht beschränken. Man müsste die ganze Veränderung verbieten. Das Internet ist das beste Beispiel dafür, da eine nuanciert breite zivile Öffentlichkeit beschränkt werden soll. Viele gemeinnützige Plattformen haben eine enorme Kraft. Das erfährt bereits Gegenwind. Sind Teenager darauf vorbereitet? Nun treibt das Prinzip Power to the People auch rechte Knospen. Viele Menschen, die vielleicht keine Freunde haben, rufen zum Beispiel die Polizei, weil sie viele kleine Dinge stören. Mein Nachbar, ein junger lebendiger Italiener, wurde von anonymen Denunzianten, die das Ordnungsamt auf Kosten der Gemeinschaft benutzen, x-beliebig angeschwärzt. Er wurde krank und am Ende zog er mit seiner Pasta-Bar um; weil ein Italiener einen perfiden Terror nicht verstehen kann. Berliner auch nicht. Es gibt Menschen, die fotografieren Autos und Nummernschilder. Kürzlich malte ein anonymer Mensch einen Zettel und klemmte ihn unter meine Scheibenwischer. Auf dem Zettel stand: "Verwarnung". Das Oberlandesgericht Frankfurt hat endlich ein Urteil erlassen, dass die Ticketschreiber aus der Privatwirtschaft verbietet. Es liegt wieder in den professionellen Händen der Polizei. Macht ist eine Waffe, mit der nicht alle Menschen umgehen können. Es gibt anonyme Denunzianten, denen der Kühlschrank in einem Späti zu laut brummt. Rufen Linke die Polizei? Denunzieren Grüne etwa andere Menschen? Das glaubt kein Mensch. Jutta Ditfurth würde doch niemals die Polizei rufen, wenn sie in Kreuzberg leben würde. Menschen lassen sich nicht nur auf eine einzige Veränderung ein. Es ist eine Vielzahl. Ein neues Leben ohne den Partner, ohne das Kind, ohne die Mutter. Ein verändertes Berlin. Menschen in Europa fühlen sich in der Veränderung nicht gut. Flüchtende fühlen sich in der Veränderung nicht gut. Werte wurden abgeschafft. Respekt hat keinen Wert mehr. Der Shitstorm veränderte alle und alles. Ein einziger Bitcoin wertet 1 Unze Gold im Geiste ab. In diesen Veränderungen, die Menschen zunächst verstehen wollen, gab es heute eine Unterhaltungssendung im Radio. Die Moderatorin eines Hauptstadtsenders, betont fröhlich, heiter und immer lächelnd, animierte die Hörer, also auch Berliner, zu einer Umfrage: "Uns schrieb eine Frau aus Berlin, dass berlinernde Berliner total furchtbar sind; und im Jahr 2019 doch nun wirklich hochdeutsch sprechen müssten. Was sagt Ihr dazu? Sind berlinernde Berliner gruselig oder total okay? Das wollen wir von Euch wissen." Mich wundert es nicht, dass sich eine Frau für so eine dümmliche Hetze hergibt. Mich würde es nicht wundern, wenn eben jene Frau schon morgen Umfragen über eigenartige Nasen starten würde. Mich würde es nicht wundern, wenn diese Frau überzeugt DIE GRÜNEN oder DIE LINKE wählt. Das aber ein Berliner Hauptstadtsender sein perfides Ketzer-Training öffentlich auflegen darf, sollte Menschen mit Migrationshintergrund erwachen lassen. Schon morgen kann es wieder um den türkischen Mann gehen, der noch immer nicht deutsch spricht. Die Knospen der Veränderungen verlagern Rassismus. Was man über den Araber nicht sagen darf, haut man zunächst dem Berliner in die Magengrube. So wird berliner Gastfreundschaft ausgeweidet. Dieser Frau, die ihren bezahlt öffentlichen Platz aktiv für Hetze missbraucht, also gehen sollte, muss man sagen: Präsidenten der Welt lieben den Charme der Zille-Gören. Sie kommen nicht, weil Flo Gitarre spielt.

Wie Berlin den Rechten übergeben wird

Politische Wahlberliner glauben, dass Berliner keine ordentliche Politik verdient hätten. Politische Wahlberliner glauben, dass Berliner ein politisches Versuchslabor erwünschen, das eine Chaos-Komponente hervorbringen muss. Politische Wahlberliner übergeben meine Heimatstadt am Ende den Rechten. Das wäre ihre angestrebte Chaos-Komponente, die sie heldenhaft bekämpfen wollten. Der grüne Baustadtrat, Herr Florian Schmidt, Hauptfach Soziologie (Raumsoziologie), Nebenfach Kunstgeschichte und Volkswirtschaftslehre, ließ sich am Dr. Hoch Konservatorium im Bereich der Klassischen Gitarre unterrichten. Er ließ sich auch von Privatlehrern im Bereich der Flamenco- und Tangogitarre unterrichten. Die 'Diese eG' ist eine umstrittene Genossenschaft. Mieterfreundlich. Mehr als jeder andere Bezirk wendete Herr Schmidt das Vorkaufsrecht bei Immobilien an. Die Mieter freuten sich über die Unterstützung des rot-rot-grünen Senats. Doch dann begann die von Herrn Schmidt unterstützte 'Diese eG' Häuser zu erwerben – und kam innerhalb kürzester Zeit an ihre finanziellen Grenzen. Die landeseigene Investitionsbank (IBB) hilft bei Projekten. Ein Vorkauf scheiterte. Die Bürger des Bezirks müssen 190.000 Euro bezahlen. Wegen eines Hauses in der Rigaer Str. drohte der Genossenschaft die Insolvenz. (Hier wäre eine typisch akademische Polemik noch nicht angebracht). Ein Baustadtrat, der für 1 Million Euro Punkte in die Bergmannstr. klebte, muss irgendwann auch Akten zur Prüfung vorlegen. Menschen müssen Unterlagen vorlegen; bei Banken, bei Finanzämtern, bei Gerichten, bei Notaren, bei Anwälten. Sogar Hinterbliebene müssen Behörden Akteneinsicht ihres Verstorbenen ermöglichen. Der grüne Baustadtrat, Herr Florian Schmidt, hält Akten, die eine Prüfung der 'Diese eG' ermöglichen sollen, zurück. Wie erwartet hielten Grüne, Linke und die SPD eine interne Sitzung ab. Hier könnte eine typisch akademische Polemik eingesetzt werden, die leider Handwerkern angetan wird: "Der klimpernde Barde der Grünen will sich mit einer Tangogitarre durch den Politikbetrieb zupfen." Berliner stören sich schon nicht mehr an den typischen Geldvernichtern. Auffällig bei den Linken, der SPD und den Grünen ist der grenzenlose Narzissmuss. Berliner sind bereits dankbar, dass der Politiker, Herr Florian Schmidt, nicht noch obendrauf Schamane ist, der auf Wikipedia ausbreitet, wann und wie er seine Mesas wäscht oder seine globale Mesa beschützt. Berliner sind nicht politikverdrossen! Sie gehen in Konzerte, wenn sie Musiker treffen wollten und sie gehen in sprituelle Zentren, wenn sie Schamanen antreffen wollten. Ich sehe, dass man den Rechten meine Heimatstadt auf dem silbernen Tablett serviert, weil dieser Musiker von den Grünen nicht begreift, was Politik meint! Er glaubt! Vollblut-Politiker wissen!

Stille Gedenken aus der Ferne

Welt-Holocaust-Forum klingt kühl. Medien haben noch immer Angst vor der Stille: "Es soll ein Tag der großen Gesten werden." Gedenkveranstaltung klingt distanziert. Umschrieben wird die Erinnerung an die Befreiung von Auschwitz vor 75 Jahren. Das Gedenken wurde heute in Yad Vashem zelebriert. Die Süddeutsche Zeitung stellte eine kostenlose Live-Übertragung online. Das ist Zukunft für Menschen, weil bei diesem Gedenken auch die armen Menschen der Welt sehen konnten. Die Holocaust-Leugner sagen mit diesem Gedenken, dass Präsidenten der Welt vor 75 Jahren ein Theaterstück einstudierten, um es auch heute in Jerusalem aufführen zu können. Es war ein Gedenken für die Toten und für die Überlebenden. Es war keine Verschwörungsorgie. Niemand wollte Deutsche in den Boden rammen, sie bremsen, hindern oder strangulieren. Amerika ließ den Präsidenten nicht anreisen. Sein Vize sprach. Für Deutschland reiste nicht Herr Gauland an. Als Herr Steinmeier aber an das Rednerpult gebeten wurde, stellte ich die Live-Übertragung ab. Und dann dachte ich an Hannah Arendt, die den Eichmann-Prozess dokumentierte, ihn skandalös anders beschrieb. >Die Banalität des Bösen< beschreibt den Mann, der nur Anweisungen ausführte, nur ein Rad im Apparat war, der seine Arbeit nicht verweigern konnte, der nie selbst 6 Millionen Menschen tötete, der keine moralische Verpflichtung hatte, weil er, als Opfer des Krieges, Befehle ausführen musste. Hannah Arendt nannte Eichmann einen Clown, einen Hans Wurst. Menschen unterstellten ihr damals, dass sie ein Monster verteidigen wollte. Günter Gaus erinnerte sie in einem späteren Interview daran, dass sie für ihre Ausführungen zum Eichmann-Prozess heftig kritisiert wurde. Hannah Arendt antwortete ihm: "Ja. Nun. Sehen Sie. Das kann ich nicht ändern." Ihre Ausführungen sind bis heute enorm wichtig und bahnbrechend. Deshalb wollte ich die Rede von Herrn Steinmeier nicht hören, weil der Apparat noch heute anfällig ist; es gibt dort auch heute keine Verantwortlichen. Der Mantel des großen Apparates wärmt den politischen Kern. Thilo Sarrazin ist Mitglied der SPD. Im Jahr 2008 rechnete er Arbeitslosen vor, wie sie sich mit 4 Euro täglich ernähren könnten. 2009 erklärte er, dass türkischstämmige Menschen, durch die hohe Geburtenrate, Deutschland erobern. 2010 schrieb er >Deutschland schafft sich ab<<. Seine genetischen Thesen waren nicht zweideutig. Seine Thesen zur Entwicklung verschiedener Bevölkerungsgruppen, die den Intelligenzdurchschnitt in Deutschland versenken, zwangen Herrn Gabriel nur theoretisch. Er forderte Herrn Sarrazin auf, die Partei zu verlassen. Er verlässt sie heute. Seine Bücher hatten eine Millionen-Auflage. Mitglieder von Combat 18 waren sicher begeistert. Herr Seehofer von der CSU verbietet erst heute Combat 18. Ein noch immer anfälliger Apparat, der Verantwortung kategorisch ablehnt, wird sich logischerweise nicht selbst aufräumen. Schließlich ist niemand zuständig. Hannah Arendt wurde auf dem Friedhof in Annandale-on Hudson im Bard College beerdigt - außerhalb von New York. Auf ihrer Grabplatte müsste stehen: Niemand hat das Recht zu gehorchen.

Die ZEIT heilt alle Wunden?

Die deutsche Kultur (alles zuckt zusammen) besagt, dass man erst weiß was man an einem Menschen hatte, wenn man ihn verloren hat. Es stimmt. Und doch ist es ziemlich schade. Daran müssen Menschen dringend arbeiten. Zur deutschen Kultur gehört natürlich auch die Demokratie; Frauen dürfen an den Spitzen der Politik stehen. Frauen dürfen schreiben; sie dürfen sogar für die ZEIT schreiben. Manche Frauen leiten sogar eine Redaktion. Die strengen Leitmedien haben sich geöffnet. Die ZEIT hat einen Campus. Man kann Worte finden, um zu beschreiben, was das für Frauen bedeutet. Ich lese also einen Artikel über eine Stadt in Mexiko. "Die Töchter des Matriarchats." Eine Frau, eine Autorin schreibt: >>…Sie tragen bunt bestickte Blusen und knöchellange Röcke, ihre Haare haben sie zu dicken Zöpfen geflochten und mit bunten Blumen und Bändern gekrönt. Sie sehen aus wie ein halbes Dutzend Frida Kahlos.<< Sie ist nicht rassistisch! Sie ist faul und undankbar. Der weitere Verlauf ihres Textes unterbietet die Zeitschrift Gala weit. Inmitten eines Landes, das durch Korrupte, durch Drogenkartelle und Kriminalität ins Chaos gestürzt wird, findet sich ein Paradies, das eine deutsche Frau bereisen darf. In diesem Paradies führen Frauen die Geschäfte, haben Frauen das Sagen, werden Mädchen bevorzugt und Jungen müssen eben warten, weil die weiblichen Nachkommen zählen. Diese deutsche Autorin kann keinen politischen Bogen spannen, keinen kulturellen Bogen spannen. Sie kann nicht einmal beschreiben, wie sich dieser Ort für sie anfühlt. Sie wartet, bis sie es endlich verloren hat - das Recht, schreiben zu dürfen. Erst dann wird sie wissen, was sie zerstören musste. Erst dann wird sie wissen, wie viel sie hatte. Wahrscheinlich hat man dieser deutschen Frau Flüge und Hotels bezahlt. Es ist so ärgerlich, weil Talente in diesem Land schreiben. Es sind Frauen, die nie eine Stimme bei der ZEIT bekommen werden. Es sind Frauen, die so viele Umwege gehen mussten, immer warten mussten, immer geduldig sein mussten, immer einstecken mussten. Die Autorin, die bei der ZEIT einen Artikel über ein Paradies versauen durfte, spuckt all diesen Frauen ins Gesicht, in dem sie ein halbes Dutzend Frida Kahlos sieht - und das auch noch online geht.

Bestatter sind intelligenter als Politiker

Ausgebildete Bestatter, die sich als Bestatter verwurzelt haben und sich tatsächlich auf die Fahne geschrieben haben, dass sie eine Bestattungskultur erhalten wollen, kämen im schlimmsten Traum nicht darauf, einem Menschen Folgendes zu sagen: "Ihre Frau ist verstorben, das ist optimal und sehr gut für Sie! Sie haben nämlich mehr Platz in ihrer Wohnung, können ein Zimmer vermieten … und schon füllen sie ihre Taschen. Sie könnten sich schon morgen ein schickes Smartphone kaufen!" In diesem Fall müsste man mit kompetenten Menschen über Geschäftsfähigkeiten verhandeln. Wir haben eine beliebte Kanzlerin, die das Wort Flüchtlinge und Fachkräftemangel in einer Ansprache verbauen konnte. Journalisten haben nicht bemerkt, dass ein Staatsoberhaupt öffentlich sagt: "Wir schaffen das. Deutschland braucht Fachkräfte. Schließlich kommen doch auch Architekten und Ingenieure…" Gehört haben Menschen: "Herzlich willkommen, liebe Flüchtlinge. Schön, dass Ihr alles verloren habt, denn wir brauchen Fachkräfte." Normalerweise ruft man Fachkräfte über Konsulate. Teilweise klangen auch Journalisten wie Headhunter: "Natürlich wird das ein harter Weg. Es wird nicht einfach…" Eine wahrhaftige Kanzlerin hätte doch eine gefühlvolle Rede gehalten: "Wir heißen die Menschen aus den Kriegsgebieten willkommen. Wir helfen Euch, wo wir können. Seid unsere Gäste, denn wir haben nicht vergessen, wer uns geholfen hat." Als ein über die Maße über den Menschen stehendes Staatsoberhaupt hätte die Kanzlerin auch Momente nutzen können, laut an die großherzige Hilfe Atatürks zu denken, der während der NS-Zeit jüdische Professoren einlud und in seinem Land aufnahm. Hat es je ein europäisches Staatsoberhaupt gegeben, das seinen Landsleuten fremdes Unheil und Elend beschreiben musste, um eben diesen Menschen Fachkräfte zu vermitteln? Das Gegenteil von gut ist schlecht oder böse. Beides trifft selten zu; dann nämlich fühlen sich Menschen, auf beiden Seiten, benutzt. Jeder echte Bestatter, jeder Redner übt komplizierte Namen, bevor er sie auszusprechen wagt. Es ist peinlich und respektlos, wenn man diesen komplizierten Namen falsch prononciert. Heiko Maas, Außenminister, sagt in den schlimmsten Phasen eines Krieges, in dem Menschen höchsten Respekt und äußerste Aufmerksamkeit brauchen: "Lühbien." Seine Lebenspartnerin, eine tolle Schauspielerin, weiß sicher, dass diese Momente ein ganzes Stück zerstören. "Jetzt muss die UNO in Lühbien…" Der Sound in diesem Land erinnert an ein schlechtes Theaterstück, in dem Protagonisten über eine Bühne schlurfen, das Publikum lenken, damit der runtergeleierte Text des Hauptdarstellers untergeht.

Europas Sterbebegleiter

Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, gegründet am 25. März 1957, dachte sich ein Unternehmer aus. Er arbeitete im Unternehmen seiner Familie - Abteilung Rüstunsgkooperationen. Jean Monnet entwickelte die Pläne für den Zusammenschluss der westeuropäischen Schwerindustrie. Er wird heute der Architekt Europas genannt. Das findet sich nirgends bestätigt. Er war ein Unternehmer - das kommt von unternehmen. Er war kein Politiker. Kein Politiker hat sich die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft ausgedacht. Auch Helmut Schmidt saß nicht an einem Kamin, rauchte und skizzierte Europa. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft war ein lebendig unternehmungslustiges Kind. Es war kontaktfreudig. Es konnte Menschen verbinden, Firmen verbinden. Es konnte Handwerk verbinden. Deutsche wollten Europa entdecken, wie der skeptische Rechtsanwalt und Philosoph Michel de Montaigne. Deutsche wollten, wie er, ins Unbekannte reisen, in Gasthäusern rasten und ruhen. Sie beschrieben, wie er, schlicht und einfach, was sie sahen, was sie fühlten, was sie schmeckten, was sie hörten. Für mich ist Michel de Montaigne, jenseits der Résistance, ein Träumer, der in einem gesellschaftlichen Korsett, eng und unbequem, gefangen war. Er musste ausbrechen, setzte sich in eine Kutsche und machte seine Reise. Der softe Rebell wollte seine Schamgefühle nicht ablegen. Nie tanzte er fremde Tänze. Nie übernahm er fremde Kleidungsstile. Nie nahm er Kochrezepte an sich. Er beobachtete. Er dichtete nicht. Er beschrieb, was er sehen konnte - nicht, was er sehen wollte. Er war kein Politiker und doch beeinflusste er. Heute gibt es blinde Passagiere. Sie machen irgendwo in Europa ein Foto und schreiben Finnland darunter. That´s it. Das ist Finnland. Ein Foto. Ich unterstelle Folgendes: Wenn nach der EZB nichts mehr kommt, dann sind Politiker Nationalisten. Wenn europäische Gesetze/Steuergesetze, enorm teuer in der Erstellung, keine Anwendung finden, dann sind Politiker Nationalisten. Wenn französische Demonstranten, mit ihrer politischen Tradition, berechenbare Gelbwesten werden sollen, dann sind Schreibende Nationalisten. Wenn es keine Friedensverträge geben soll, dann sind Politiker Nationalisten. Ergo ist die Spekulation über rechte und linke Wähler eine Spekulation der Nationalisten. In Deutschland fürchtet jeder Politiker die Auflösung des Nationalstaates, in dem er schlicht bezahlt wird - von Menschen, die noch immer die deutsche Krankenversorgung rühmen, die in Australien immer kostenlos war. Politiker bangen um ihre Arbeitsplätze! United States of Europe stirbt, weil immer nur politische Nationalisten Sterbehilfe betreiben. Michel de Montaigne wäre lieber in seinem Korsett gestorben. Nie hatte er vor, dass Gesehene zu ersticken oder abzutöten. Das war nicht die Idee für seine Reise. Deutsche Politiker denken klein - in der größe einer Erbse. Das ist nicht nur peinlich. Es ist gefährlich.

Ausverkauf

Kürzlich fragte mich ein Nachbar - auf der Straße: "Watt iss´n bei Dir eigentlich die billigste Bestattung?" Er erklärte mir, dass sein Halbbruder bei einem Billiganbieter war und unglaublich unzufrieden sei. Dieses absurd in sich verquirlte Straßenszenario beschreibt die Volkskrankheit in Deutschland. Sie erinnert mich an die ersten China-Importe. Menschen wollten alles billig haben und waren unglaublich unzufrieden, weil das Wertvolle und das Nachhaltige fehlte. Heute hält China Anteile an deutschen Firmen. Herr Schröder hat im Jahr 2005 verkündet, dass Deutschland billig produzieren kann. China geht in Europa einkaufen und wir produzieren billig. Ist das Sozialismus? Eher nicht. Die Süddeutsche Zeitung schreibt: "Pekings Botschafter in Berlin wollen deutsche Unternehmen dazu bringen, sich finanziell am Aufbau eines Portals zur China-Berichterstattung zu beteiligen. In den Chefetagen macht man sich Sorgen." Der Journalist der Süddeutschen Zeitung sollte einen Pulitzer Preis bekommen. Wahrscheinlich rettet er Berlin. Denn wer möchte ein zweites Hongkong? Die deutsche Regierung möchte einen Internet-Minister. Ist das politisch planlos? Nein. Es gibt desatröse Strömungen in diesem Land und keiner merkt es. Warum? Die Macher der digitalen Welt predigen seit Jahren, dass man im Grunde nicht mehr arbeiten muss, weil man einen Knopf drücken kann. Selbst Frau Meckel kramt Marx aus der Schublade, um das digitale Zeitalter zu untermauern. "Watt iss´n das Billigste." Das Wertvollste wurde bereits eingezogen, nämlich der freie Geist, der freie Gedanke. Deshalb hören Menschen oft ihre eigenen Antworten nicht mehr. Ehemalige Politiker, heute reine Wirtschaftsphänomene, nehmen diese Internetprediger, die esoterisch kumpelhaft amerikanisch verpackt werden, beim Wort. Sie legen Rentenfonds an, die grandios scheitern. Sie hoffen, dass das Geld ganz allein arbeiten geht. Sie selbst wollen nicht mehr arbeiten müssen. Die Kanzlerin wird die Schultern hochziehen. Sie entkoppelt die Bürger, die Steuerzahler genannt werden. Das klingt kapitalistisch westlich. Diese Steuerzahler sollen möglichst allein klarkommen, zivilrechtliche Wege gehen. Heute füllen Menschen katastrophale Straßen in Berlin-Charlottenburg selbst mit Sand auf, weil es Unfälle gab. Sie sind es, die wenig verdienen sollen und mehr in den Staatsapparat zahlen müssen. Billig, also absolut schäbig, ist es, eine Beerdigung überhaupt mit Steuern zu belegen. Niederträchtig und armselig ist es, wenn man Witwen unmittelbar nach dem Tod des Gatten in die Steuerklasse setzt, die natürlich immer nur Nachteile bringt. Die Reichen werden reicher. Sie gehen einkaufen und sie kontrollieren eine Menschenmasse - zentralistisch. Sie werden aber nicht intelligenter, denn der attraktive Standort Deutschland ist ungepflegt uninteressant. Kein Mensch will in eine unfreundlich kaltherzige Steuerhölle geraten. Europaparlamentarier lassen ein lebendiges Europa verrotten! Helmut Kohl hatte recht, als er über Frau Merkel sagte: "Sie macht mir mein Europa kaputt." Das Wertvolle, das Kostbare, das Können der Europäer, die Sprachvielfalt, die geistige Größe der Europäer, die Eigenarten, die Kunst, die Musik….es verrottet, weil es nicht selbst arbeiten kann. Es verrottet, wenn es nicht wenigstens bewundert wird. Es verrottet, weil eine Kanzlerin die Schultern hochzieht, wenn Pekings Botschafter Politik in Berlin machen. Europa bietet ALLES, was Amerika und China durch Zuwanderung braucht! Wir sollen ein schöneres Chinabild bekommen - kein Europa.

Wärme und Kriege

Wann immer ich etwas über Libyen lese, denke ich: Heizung, Tankstelle, Börse, Öl, Waffen, Tote. Ich denke nicht: Gaddafi. Experten müssen das politisch akademisch verschachteln. Menschen in Libyen, Geschäftsleute und Studierende, nannten die Kriege in Libyen NATO-Kriege. Sie fragten sich, wo die 100 Mrd. Dollar blieben, die eingefroren wurden. Gehälter konnten nicht bezahlt werden. Menschen lachten über neue Mülltonnen. Und plötzlich sagten sie, dass es selbst unter Gaddafi besser war. Daran erkennt man, dass nie Politik betrieben wurde. Im Jahr 2011 stellte die USA die Öllieferung der Rebellen nicht unter die Sanktionen, die die UNO gegen Libyen verhängt hatte. Der SPIEGEL spekuliert, dass die Kanzlerin in diesen Tagen wichtige Gespräche mit Präsident Putin führte. So wichtig, dass kein Dolmetscher anwesend war. Deutschland hat schlechte Karten in Libyen. Wir waren keine Supporter für ein schönes, freies Libyen, weil die russische Gasprom, für die Gerhard Schröder arbeitet, mit 49% an der deutschen Wintershall-Tochter im Wüstenland beteiligt ist. Wir lieferten keine Waffen, weil wir es warm haben wollten. Natürlich möchten Menschen es warm haben. Europa nahm vor den Kriegen in Libyen 90 Prozent der Öllieferungen ab. Europa investiert heute ganz sicher in die Energiewende, weil Greta und ihre Leute nun endlich verstanden wurden. Die Grünen grünen plötzlich. Ein Wunder geschieht und wir sind dabei. Der wirtschaftliche Druck, nicht der politische Druck, mit den Waffenlieferungen weiterzumachen, ist enorm hoch. Wir können schließlich nicht Europäern die Waffen verkaufen. Das wäre antieuropäisch. Wer zerschießt sein eigenes Wohnzimmer? Wir wollen ein warmes Europa. Wir brauchen Öl. Tankstellen sind die täglichen Börsen. Wir können weitere Flüchtlinge aufnehmen. Dann aber würde die Kanzlerin nichts mehr gewinnen. In einer Diktatur darf es schließlich keine Verlierer geben. Die darf es nur in einer Demokratie geben. Wer hat das Wort Klimakanzlerin bitte erfunden? Ein Gefälliger? Die Menschen in Libyen lernen, ihr eigenes Land zu hassen: "Jeder kämpft gegen Jeden." Deutsche kennen das Hassphänomen doch nur zu gut aus dem Kalten Krieg! Russen sind Kommunisten. Amerikaner sind Kapitalisten. Deutsche hassten Deutsche, die kapitalistisch waren. Deutsche hassten Deutsche, die kommunistisch waren. Deutsche hassten Deutsche, weil Franzosen Deutsche hassten….Dieser Hass trieb tausend Blüten und verschraubte sich jahrelang tief ins Land hinein. Er löste sich nicht auf.

Sterbende Vorreiter

Ich habe viele Meldungen zum NSU gelesen. Menschen werden ermordet. Menschen sterben. Akten verschwinden. Akten werden geschlossen. Ein Gedenkbaum für die Toten wird umgeworfen. Einer schreibt einen Krimi. Journalisten stellen unheimlich viele Fragen; sie befragen auch jenen Verfassungsschützer, der sagt: "Wir sind hier nicht bei James Bond." Schade eigentlich! Für einen omnipotenten James Bond - sportlich, stilsicher und polyglott- wäre das Messer im Schuh und der beleuchtete Kugelschreiber im digitalen Zeitalter eine Antiquität. Was eine Antwort bei zehn ermordeten Menschen. Keine einzige Journalistin hat in Deutschland auch nur einen einzigen Menschen in der Bevölkerung gefragt: "Ist Ihr Vertrauen in diesen demokratischen Staat zerstört, Frau Romeike?" Diese Frage kann nicht kommen, weil es keine Pazifistinnen mehr gibt. Für Pazifismus braucht man Mut! Zehn Menschen werden ermordet und WIR (?) sind hier nicht bei James Bond. Ein ehemaliger Verfassungsschützer kam in der akademischen Berufsgruppe der Publizisten unter. Herzlichen Glückwunsch. Arbeiter und Handwerker lehnen ihn ab. Er nennt Frau Zschäpe ein Flittchen und er bezweifelt, dass der NSU eine neonazistische Vereinigung ist. In der Tat sind wir nicht bei James Bond. Die Sekretärin dieses ehemaligen Verfassungsschützers, der sicher die Sprachkultur des Landes retten möchte, kann nicht Miss Moneypenny heißen. Als hätten die Schläfer darauf gewartet, dass die Vorbilder sterben. Marcel Reich Ranicki ist tot und schon darf einer Gedenkstätten als Schande entlarven. Wie viele Leichen in Säcken braucht diese wunderbar deutsche Kultur? Es wird keinen zweiten Herrn Schröder geben, der den Einsatz in einem Krieg ablehnt. Die Kriegsministerinnen mahnen bereits, dass wir mehr Verantwortung in der Welt übernehmen müssen. Das meint unter Umständen, dass wir viele Waffen verkaufen und viele Scherben hinterlassen, was immer neue Brandherde schafft. Journalistinnen kämpfen für Europa. Frau Merkel kämpft für die NATO. Sie erkennt wahre Freunde, weil Europäer vor sich selbst geschützt werden müssen. Heute führen uns Frauen in die Kriege. Nicht nur zehn Tote, die man schnell vergisst. Viele Leichensäcke, die die Gefühle überlaufen lassen, die dafür sorgen, dass sich Menschen lebendig fühlen! Tote Pazifistinnen stehen niemandem mehr im Weg.

Let love rule

In Berlin leben, immer betont links verortet, stets rechts auslaufend, die berühmten Rassismus-Beauftragten, die immer genau wissen, was ein anderer meint. Sie sind es, die Geschichte nicht erzählen können und so kuscheln sie mit Randgruppen. Sie glauben tatsächlich, dass Lenny Kravitz ein Bruder ist, der mit ihnen am Görli kiffen wollte, weil er Dreadlocks trägt. Das ist jene kleine Herrenrasse, die keinen Job bei Mr. Kravitz bekommen würde. Keines seiner Konzerte ist jemals gefloppt. Kein Mikro, keine Gitarre, kein Bass fiel jemals aus. Er war nie in Drogenskandale verwickelt. Er zerlegte nie ein Hotelzimmer und er belästigt keine Frauen. Er ist konservativ, sehr diszipliniert und er gab stets kultiviert intelligente Interviews. Er beherrscht viele Instrumente. Er steht seit drei Generationen ganz weit oben. Ich glaube, Herr Kravitz hätte den Flughafen in Berlin nicht verpatzt. Joseph Beuys sagte: "Wählt nicht die Politik. Wählt die Kunst." Das prägte meine Generation - zumindest in Berlin. Grace Jones war ein Vorbild für Arbeiterinnen, für die Gay Community, für Frauen. "Walking in the rain" löste einen Friseurboom aus. Viele Frauen trugen enge Anzüge von Mugler und sie ließen sich einen Flattop schneiden. "Walking in the rain. Feeling like a woman, looking like a man, sounding like a No-No." Frauen trugen schwarze Sonnenbrillen, wie in der Matrix. In einem anderen Video (Warm Leatherette) sprang Grace Jones, als trommelnder Affe verkleidet, eine lange Treppe hinunter. Jeder hatte diese politische Aussage verstanden. Es brauchte keine Erklärung. Ich habe heute ergo kein Vertrauen in die Berliner Stadtführung, da ich den Perfektionismus und die Kultiviertheit von Herrn Kravitz kenne. Ich vertraue Grace Jones weitaus mehr, als der Kanzlerin, denn sie konnte ohne Worte Politik machen. Linke Politiker in Berlin, die die Kunst verschwinden lassen, sind rechts. Nina Hagen, made in DDR, war übrigens neben Grace Jones die Migrationshilfe für den Westen. Sie kombinierte in 4 Oktaven Reggae, bayerische Jodelmusik und klassische Arien. Sie beförderte Bob Marley auf die Venus, weil sie auch eine Feministin ist. Die Kanzlerin wurde von Miriam Meckel gefragt: "Sind sie eine Feministin?" Frau Merkel wusste es nicht. Sie zog die Schultern hoch und die Mundwinkel hinunter. Als erste Kanzlerin muss man das vielleicht auch nicht wissen… Bisher sind die Rassismus-Beauftragten bei mir erfolgreich gescheitert. Sie denken nicht gründlich genug.

Berlin

Für mich ist es völlig unverständlich, dass Politiker, also Menschen, die vor Jahren nach Berlin kamen, die in dieser Stadt studierten, in dieser Stadt Politik machen dürfen, die betonen, dass sie seit Jahren in Berlin leben, also in jener Stadt, die immer den Arbeitern gehörte, in der nie der Adel seine Spuren hinterließ, Arbeiter bis heute nicht verstehen. Sie müssen jahrelang die Hausmeister in ihren Wohnhäusern ignoriert haben. Sie müssen jahrelang die Kfz Mechaniker, die Fahrradmechaniker, die Zweiradmechaniker ausgeblendet haben. Sie müssen die Schuster, die Zeitungsboten, die Änderungsschneider, die Arbeiter in den chemischen Reinigungen, den Gemüsehändler, den Bäcker, den Fleischer als coolen Schmuck für sich selbst benutzt haben. "Seht alle her! Ich bin DER Politiker in Berlin-Kreuzberg. Ich bin kein Sohn des Mittelmaßes. Die Arbeiter dekorieren mich." Der einäugige König unter den Blinden gehört zur kleinen Herrenrasse. Denn wer feiert seinen Geburtstag und läd den Hausmeister ein, den man viele Jahre kennt, dem man seinen Wohnungsschlüssel anvertraut, wenn der Heizungsmonteur kommt? Zum Geburtstag kommen die alten Studikollegen, höchstens die Nachbarn. Wenn sie wichtige Berufe haben, dann müssen sie unbedingt einen Migrationshintergrund haben. Sie sind das Berliner Collier, um das weiße Hemd ohne Krawatte tragen zu können. Kein Mensch würde zur Beerdigung seines Bezirksschornsteinfegers gehen! Am Ende wollte man ihn nur begrabbeln: "Glück hat er uns eigentlich nie gebracht." Berliner Hausmeister nahmen ein Haus als das ihre an, identifizierten sich mit einem Gebäude: "Wie kommt sie jetzt auf Hausmeister? Den haben wir doch rausgeworfen. Seine Wohnung war zu billig. Seine Arbeit war zu teuer. Und! Im Grunde war er faul - auf unsere Kosten!" Wer wollte also zur Beerdigung eines faulen Hausmeisters gehen, der auf Kosten der Gemeinschaft in einer zu billigen Wohnung lebte? Kein Mensch. Wenn Politiker, die eventuell Hobby-Politiker sind, in einer Diskussion über DAS Gefühl der Arbeiter reden, dann wissen sie nicht - in Berlin lebend - wovon sie reden. Arbeiter fühlen sich nicht abgehängt. Sie werden abgehängt. Nicht nur das! Die Mittel, mit denen sie abgehängt werden, basieren auf Rufmord. Wenn man also Bücher gegen den Hass schreibt, mangels Empathie nicht erkennt, dass der lästig kostenaufwändige Pöbel abgehängt wurde und wird, dann kann man jenen Pöbel nicht erneut diffamieren! Dann kann man diesen kostenintensiven Pöbel nicht darum bitten, jene Migration zu reparieren, die innerhalb einer Stadt, auch eines Landes erfolgreich zerstört wurde und wird. Eigenwillig ist die Tatsache, dass dieser Weg der Diffamierung Rassismus enorm fördert, denn der eventuelle Migrationshintergrund eines Hausmeisters spielt keine Rolle mehr. Das nennt man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Nur tote Affen

Seit Jahren wissen Menschen, dass man die Kong-Ming-Laternen in Deutschland nicht starten darf. Diese Laternen haben eine tolle und lange Geschichte, denn ursprünglich wurden sie in China eingesetzt, um Botschaften zu transportieren. Vor 2000 Jahren erfand ein Herr Kong Ming, Militärführer, den ersten Heißluftballon. Ich weiß, dass ich bei Trauerfeiern keine Laternen starten darf. Ich lasse möglichst keine Ballons mehr fliegen, weil die Störche sich in den Bändern verheddern könnten, weil der Flugverkehr nicht gestört werden sollte, um Abstürze zu vermeiden. Nun hörte ich heute im Radio, dass man sich über das Böllerverbot streitet, ohne zum Beispiel das Programm am Brandenburger Tor zu verbessern. Frank Zander im Jahr 2019…Ich fand Dubai ziemlich zauberhaft. Menschen staunten und wurden für Minuten in eine Zukunft getragen, die Schönheit zelebriert, vielleicht weil hier kommt Kurt nicht kam. In Berlin gab es viele richtig gemeine Unfälle an Sylvester, obgleich Menschen wissen, dass Böller gefährlich sein können, dass Kanonenschläge Hände abreißen können. Das wissen Menschen! Im Radio berichtete ein Polizeibeamter über Respektlosigkeiten, auch über Angriffe auf Helfer in der Not: "Man müsste diesen Menschen mal ordentlich den Knüppel auf die Hände hauen…" Die Moderation würgte ihn recht schnell ab. Zu klar, zu ehrlich, zu nah an der Realität. Sagen, was ist? Bitte, nicht hier. Wir reden die Böller einfach weg. Die kultivierte Alternativlosigkeit heizt die Gemüter rauf und runter. Das Nervenkostüm wird entflammbar gemacht. Sicher möchte man Exempel statuieren, wie bei den Autorasern. Ein Mordurteil käme einigen Menschen sicher gelegen. Natürlich wird in den Medien ein bestimmter Typ Mann immer wieder gezeigt. Der Prolo, mit oder ohne Migrationshintergrund, zündet Böller und beschießt unbescholtene Bürger mit Raketen. Ein Mann, der immer am Rand des Wahnsinns lebt. Nun trug es sich zu, dass eine Dame mit ihren Enkelkindern jene Kong-Ming-Laternen in Krefeld aufsteigen ließ. Ein Zoo brennt, 30 Menschenaffen sterben dabei in den Flammen. Die Dame gesteht. Sie bedauert unendlich. Ein Verbot stand nicht auf der Packung der Laternen. Ein Verbot - inmitten der Böllerdiskussion - fehlte. Gerechtigkeit wird doch jetzt nicht zurückrudern? Respektlosigkeit, Übergriffigkeit, Grenzüberschreitung führten zum Tode von 30 Lebewesen, die bei uns Schutz finden sollten. Was nun? (Unglaublich verdreht ist das Gedenken vor dem Zoo zu nennen: "Nun seid ihr frei." - "Niemand passte auf Euch auf.")

Der Neuanfang

Mein Jahr 20 20 möchte ich mit einer Heldin starten. Der Spiegel schrieb einen Artikel über sie im Jahr 1977; dann erst wieder im Jahr 1988. Das ist durchaus eigenartig, denn sie schlug ihren legendären Weg 7 Jahre vor dem ersten Artikel ein und sie verstarb 2 Jahre vor dem letzten Artikel. Helga Vowinckel, geboren in der Uckermark, Wirtschaftspädagogin, Oberstudienrätin, klagte gegen den Bau des Kernkraftwerkes Mühlheim-Kärlich. Ihre Mitstreiter waren Joachim Scheer und Walter Thal. Die Landesregierung ignorierte die Erdbebengefahr und sie redete Probleme weg. Es schien keinen Politiker zu interessieren, dass das Kernkraftwerk anders errichtet wurde, als in der 1. Teilgenehmigung vorgesehen. Vor Gericht bestätigten die Vertreter der Beklagten lapidar, dass auch die Abweichung von den Bauplänen ungefährlich sei. Noch Jahre später konnte sich der Vorsitzende Richter (a.D.) des Oberverwaltungsgerichtes an Helga Vowinckel erinnern. Er sprach von einer präzisen Klägerin. Heute ist es bemerkenswert zu nennen, dass ein Richter in den 70er-Jahren eine private Klägerin und ihre Sache ernst nahm. Helga Vowinckel setzte ihre gesamte Existenz aufs Spiel. Sie stürzte sich auch in Unkosten. Sie war obendrauf bei jenen Grünen, die man noch Gammler und Penner nannte. Im Jahr 1979 wurden ignorierte Befürchtungen auf der Insel Three Mile Island bei Harrisburg wahr. Im gleichnamigen Kernkraftwerk kam es zu einem Kernschmelzunfall, bei dem ein Reaktor völlig zerstört wurde. Trotz Volksabstimmungen wurde das Kernkraftwerk erneut in Betrieb genommen. Es wurde erst im Jahr 2019 stillgelegt. Am 26. April 1986 explodierte im Kernkraftwerk Tschernobyl der Reaktor des Blocks 4. Die deutsche Landesregierung war kleiner als diese Katastrophe. Sie redete die Probleme nun nicht mehr weg. Bernhard Vogel sagte in einem Interview tatsächlich, dass Tschernobyl das Thema populär machte. Das meint, dass nur populäre Themen besprochen werden. Helga Vowinckel starb am 10. Oktober 1986. Ihre Mitstreiter führten die Arbeit fort, die 13 Jahre dauern sollte. Am 9. September 1988 erreichte Walter Thal vor dem Bundesverwaltungsgericht in Berlin die Stilllegung des Kernkraftwerks Mühlheim-Kärlich. Die Richter erklärten die 1. Teilgenehmigung für rechtswidrig. 1988 ging das Kraftwerk vom Netz. 2019 wurde der Kühlturm abgerissen. Der Rückbau soll im Jahr 2029 abgeschlossen sein. Politiker, Grüne, Linke und CDU, zanken sich, weil man eine Straße nach Helga Vowinckel benennen will, um sie zu ehren. Da Helden schnell Freunde finden, die eifern, wird man sie vergessen wollen. Heute nennt man das Politik. 20 20 wird das Jahr der Helden und Heldinnen, die keine Angst davor haben, die Wahrheit ins Licht der Gerechtigkeit zu befördern. Helga Vowinckel kam unvermutet. Sie passte nicht ins Bild einer grünen Revolutionärin. Sie war spießig und sie war konservativ. Sie wollte den Grünen nicht gefallen! Eine sensationelle Kombination für Heldentum.