Ein Ende

Mit dem Tod endet das Leben eines Menschen. Mit ihm endet ein Teil des Lebens eines Partners, einer Gruppe, einer Familie, einer Gesellschaft. Mit dem Freitod endet der Kampf, den ein Mensch im Leben führen musste. Dieser Mensch zieht sich nicht aus dem Leben zurück. Er beendet sein eigenes Dasein; und damit beendet er Umstände, die sein Leben unmöglich machen. Dahinter steht immer eine politische Struktur, weil dieses Leben starr politisch ist. Ein anderes Leben kennen wir nicht. Wir erfinden auch kein anderes Leben. Im Moment ist dieses politische Leben ziemlich gefährlich, weil es nicht beweglich ist. Kürzlich fragte ein Mädchen im Radio, warum man Präsident Putin nicht verhaftet: "Er tötet Menschen." Klar. Wir bringen Präsident Putin ins Gefängnis, die Ukraine wird Teil Europas und die USA stationieren sich an der Grenze Russlands. Sibirien wird der Kühlschrank für die Produktion von Bitcoin, für das Rechenzentrum von Google, für die Daten der NSA. Menschen werden dann nicht mehr getötet. Ein Krieg entzieht vielen Menschen das Leben. Gerne würde ich das Mädchen treffen und eine weitere Idee zu bedenken geben. Amerika steigt aus der NATO aus, die NATO zieht sich zurück, beendet Umstände, die Russland nicht ertragen möchte und die Ukraine wird Teil Europas? Das Töten endet, weil der Kluge immer nachgibt. Was würde passieren, wenn Californien plötzlich sagte: "Wir sind Europa! Wir waren schon immer Europa. Wir wollen der EU beitreten."? Müssten wir dann auch Waffen liefern? Was würde Kamala Harris wohl sagen? "…that people have a right to choose their own form of government…" Würden wir Waffen liefern? Panzer entsenden? Wir brauchen Silicon Valley ohne Ende in Deutschland. Hat Eddy Snowden nicht irgendwo aufgedeckt, dass ein US-General sagte Deutschland muss den Krieg wieder lernen? Wir könnten die Stimmung im Land richtig einheizen. Wir liefern nicht. Wir erobern mit Waffen. Wir töten. Wir entziehen anderen Menschen das Leben. Darauf läuft es doch hinaus, oder? Dann können wir doch auf dem Gebiet der Meister üben. Wir erobern Californien. Europa stationiert sich direkt vor den Toren, weil Californien schon immer Europa war. Schließlich leben in Amerika Europäer. Sie haben das ganze Land aufgebaut. Gastarbeiter aus little Germany, aus little Italy. Iren haben New York erbaut. Niederländer haben die Börse erfunden. Uns gehört Amerika. Krieg und Waffen sind die richtigen Mittel für Frieden in Amerika. Das haben doch nun selbst kleine Mädchen in Deutschland verstanden. Europa hat nie eine Haltung eingenommen. Es gibt keine europäische Einheit. Es gibt keinen Konsens. Es gibt keine europäische Gesellschaft. Es gibt nur tonnenweise Propaganda. Die europäische Migrationspolitik ist gescheitert. Deutschland will nicht in Europa leben. Es erkennt die Gesetze der EU nicht ansatzweise an. Es boykottiert sogar die Steuergesetze. Deutsche Politiker liefern Waffen! Wer kriminelle Banken rettet, die bis heute das Geld aus der Volkswirtschaft ziehen, der liefert auch Waffen. Der Rest ist Heuchelei.

Aus den Augen einer Bestatterin

Einige Deutsche ziehen aufs Land, in beschauliche Dörfer. Ich denke: "Oh, wie schön. Das Landleben wird reanimiert. Die Landluft ist sicher wunderbar." Besonders die Stadtkinder ziehen ihr Wissen bereits aus Bilderbüchern. Die Kuh macht muh, das Schaf macht mäh, der Hahn macht kikeriki, der Traktor macht brummbrumm. Neu ist es zu nennen, dass Landmenschen plötzlich mit Klagen überhäuft werden. Neue Wohner und Wohnerinnen missbrauchen über fragwürdige Anwälte das Bundesimmissionsschutzgesetz. Die Schafe blöken zu laut. Die Hähne krähen zu oft. Der Landwirt fährt - man sollte es kaum glauben - seinen Traktor über Landstraßen und über sein Feld, das er bestellen muss. Gerichte in Deutschland übernehmen also Krankhaftes! Sie lehnen diese Fälle nicht ab. Europäer, auch in Berlin, lachen sich kaputt. Deutsche Gerichte verstärken also Emmissionen von neuen Wohnern und Wohnerinnen. Wie muss man sich einen Juristen, im Auftritt sicher ein Staranwalt, vorstellen: "Die Besitzer der Schafe, Kühe und Hühner sind nicht Geschäftsfähige, nicht Prozessfähige. Die Tiere müssen nicht draußen ihre perversen, unerträglichen Rufe ausstoßen. Nach Bundesimmisionsschutzgesetz müssen meine Mandanten keine Nachweise erbringen. Meine Mandanten schlafen bei offenem Fenster. Auch im Winter ist es immer einen Spalt offen. Zeugen haben wir auch dafür, die bestätigen können, dass das Schaf des Nachbarn laut blökt. Die Beklagten setzen ihre Hühner sogar extra auf das vordere Feld, um meine Mandanten zu schikanieren. Die Landwirte sind so eigentümlich aggressiv und respektlos." Die ehrenwerten Gerichte sind sicher beeindruckt von diesen juristischen Finessen. Vor Gericht sitzt eine Klägerin mit schlecht lackierten Krallen. Sie bekundet Fotos. Sie hat Fotos, die Geräusche machen. Die Richter sind sicher beeindruckt, von dieser kommissarischen Arbeit. Sie denken sich: "Ich war lange auf Akademien; und nun endlich kann ich einen Schafsfall übernehmen. Mein Urteil wird das Land verändern, das mir mein Studium finanzierte." Sind derartige Kläger gesund? Nein. Sind derartige Juristen seriös? Nein. Sind Zeugen für derartige Fälle gesund? Nein. Sind derartige Fälle von Bedeutung? Nein. Diese Sorte Kläger sind Dauerbetreute und deren "Anwälte" sind im Kern ihre bestellten Betreuer. Ich kann reinen Herzens für alle meine Hinterbliebenen schreiben, dass sie 500 blökende Schafe vor ihrer Haustür abgöttisch lieben würden, könnten sie dadurch ihren Verstorbenen zurück ins Leben verwandeln. Wer gegen ein Ki-ke-ri-ki klagt, wer gegen das Muh einer Kuh klagt, der verpestet die gute Luft mit seiner psychischen Krankheit, die man nicht näher analysieren muss. Wenn Richter und Richterinnen derartige Fälle in ihren Gerichtsräumen zulassen, dann wird das deutsche Rechtssystem, von innen heraus, demontiert. Es lebe Michel de Montaigne, der philosophische Reisende, der Land, Luft, Mensch und Tier beschrieb.

Verantwortung

Verantwortung wird zu oft mit Schuld verwechselt. 2 wunderbar exemplarische Google-Bewertungen auf meinem Konto dokumentieren im Kern: "Frau Marschner trägt die Schuld, weil wir keine Verantwortung übernehmen können." Grundsätzlich muss jeder Mensch die Verantwortung für sich und seine Handlungen selbst tragen. Eine Schuldfrage ist völlig unerheblich. Vor einigen Jahren kam ein Mann in mein Geschäft, der einen Bestattungsauftrag zum Trauerfall seiner Mutter erteilte. Gewünscht war eine Feuerbestattung. Er selbst wollte die Urne nach Spanien verbringen. Für den privaten Transport braucht es vom spanischen Konsulat eine schriftlich formlose Genehmigung, damit es keine Probleme am Flughafen, beim Zoll oder in Spanien gibt. Die Urne seiner Mutter stand einige Zeit später in meinem Bestattungsinstitut bereit. Der Auftraggeber, also der Sohn der Verstorbenen, meldete sich nicht. Zweimal traf ich ihn zufällig auf der Straße. Ich bat ihn darum, den Urnentransfer in die Wege zu leiten. Die Antwort war frapierend: "Jaja. Mach Dir keine Sorgen." Diese Antwort fand ich, neben dem Geduze, schräg und völlig wirr. Warum sollte sich in dem Fall eine Bestatterin Sorgen machen? Die Urne seiner Mutter stand volle drei Jahre in meinem Bestattungsinstitut. Ich musste kürzlich das Ordnungsamt bitten, die Beerdigung einzuleiten. Ich prophezeie schon heute folgenden Google-Eintrag: "Frau Marschner ist nicht zu empfehlen. Sie hat mich doch tatsächlich regelmäßig kontaktiert. Es war ein Psychoterror für mich. Ich konnte nicht um meine Mutter trauern. Das machte die Sache unweit schwerer. Sie verfolgte mich förmlich und schaltete obendrauf das Ordnungsamt ein. Ich kann hier keine Empfehlung geben." Meine eigene Familie zeigte mir, wie ich Verantwortung für mich selbst übernehme. Also frage ich: Wie hasszerfressen muss einer sein, der die Urne seiner Mutter in einem Bestattungsinstitut belässt. Wie krank im Kopf muss einer sein, der einer völlig fremden Bestatterin auf der Straße sagt: "Mach Dir keine Sorgen." Es gibt keinen Grund für mich IHN zu bemitleiden. Es gibt keinen Grund für mich so einen Menschen zu respektieren. Es gibt überhaupt keinen Grund für mich mentale Anstrengungen zu wagen. Sicher gibt es Küchenpsychologen und Hobbyanalytiker, die in ihre Glaskugeln sehen, um die Kindheit eines Fremden zu analysieren. Sicher finden Tarotkartenleger die schuldige Mutter in den Großen Arkanen. Wahrscheinlich fehlt dem Jungen die Büglerin, die Wäscherin, die Köchin. Wie konnte sie nur sterben, diese Rabenmutter?! Womöglich raube ich auch ihm die Freiheit, weil er die Urne doch noch nach Spanien bringen wollte. Vielleicht findet er einen ebenbürtig durchgeknackten Anwalt, der mich verklagt: "Sie haben die Freiheitsrechte meines Mandanten mit Füßen getreten. Sie haben seinen Abschied verhindert. Ohne sein Wissen haben Sie das Ordnungsamt informiert." C-Anwälte kennen die Gesetze nicht gut. Von Bestattungsgesetzen haben sie nie etwas gehört. Verantwortung gibt mir meine Freiheit der Wahl. Ich muss unangenehme Menschen nicht decken; und ich muss sie ebenfalls nicht mehr antreffen.

Pannen

Ein Bagger kappt eine Glasfaserleitung. Bei Lufthansa fallen die Flüge aus. Auf das mittelmäßige Chaos ist wieder einmal niemand vorbereitet. Die IT-Probleme verhindern Flugvorbereitungen. Weder Menschen noch Medien erkennen Zusammenhänge. Es geht um Touristen und Geschäftsleute, die nicht abheben können. Es geht um Börsenwerte, die bei derartigen Nachrichten nicht wirklich steigen. Verschwörungstheoretiker werden sicher geplante Angriffe vermuten. Ganz so falsch sind Ihre Vermutungen nicht. Man könnte politische Gleichgültigkeit und Überheblichkeit als Angriff werten. Man könnte auch der Handwerkskammer einen Vorwurf machen, die nur eine Kammer ist. Kein Gesattelter kann seinen Sattel lösen. Da reiten sie lieber tote Pferde. Das "Rodeo" ist in Deutschland angekommen. Es wirkt wenig glamourös. Es hat keinen Stil. Die Reiter sind zu ungelenk. Menschen gehen hin, sie sehen zu. Werden sie filmen, wenn die Feisten stürzen? Die ersten Pferde stürzen bereits. Der Fachkräftemangel ist kein Witz! Das zeigt die Panne bei Lufthansa deutlich. Es ist nicht die erste Panne. Konzerne sehen zu, wie Fachkräfte das Land verlassen. Sie locken auch Handwerker, die sie nicht überprüfen können/wollen, deren Ausbildung in Deutschland unter Umständen nicht anerkannt werden kann. Die Haltung der Konzerne: "Es ist uns egal. Wir brauchen Material für unser Rodeo." Ausbildungen fallen flach. Bauleiter sind nicht generell auf Baustellen anzutreffen. Wer hat den Plan? Wer kann einen Plan lesen? Welche Leitungen verlaufen also unterirdisch? Die Stadt kann sicher keine Straßenbaupläne lesen, um sensible Glasfaserkabel zu identifizieren. Das will sie auch nicht. Sie will ihre Ruhe haben, keine Telefonate führen müssen, keine Verantwortung übernehmen müssen. Der Gruppenleiter vom Gruppenleiter ist keineswegs zuständig. Ausschreibungen für Bauvorhaben werden nicht einmal von der Vergabekammer geprüft. Die prüft nur, dass alle Stempel auf einem Formular sichtbar sind. Andernfalls hätten wir einen soliden und sicheren Flughafen. Andernfalls hätten wir auf allen Ebenen geprüfte Bestatter für ordnungsbehördliche Bestattungen. Kommunen und Konzerne haben sich sauber angeglichen: Fail big! Wer ist also zuständig für das Chaos an den Flughäfen? Das Foto in den Medien zeigt einige Straßenbauarbeiter und einen Bagger. Das Klischee ist perfekt. Der dumme Handwerker ist sO dumm, dass er Lufthansa aus dem Börsensattel wirft. Das Konzerne sogar Profit aus Löhnen ziehen will niemand sehen. Berechnet werden generell 50-80 Euro die Stunde (und mehr). Das spiegelt excellente Fachkräfte mit know-how. Tatsächlich gezahlt werden 15-20 Euro die Stunde. Das repräsentiert die dummen Aushilfsarbeiter und schlechte Handwerker. Konzerne stellen ihren eigenen Leuten ein Bein. So dumme Menschen sitzen feist im Sattel. Herr Grupp macht es richtig, weil er intelligent ist, weil er rechnen kann, weil er anführen kann.

Der Anruf

Gestern um 20.00 Uhr klingelte mein Geschäftstelefon. Eine freundliche, männliche, etwas automatisierte Stimme wollte mit mir, Claudia, über Gott reden. Er hat mein Gespräch mit Gott unterbrochen! Gott klinkt sich immer dann sofort aus, wenn technische Geräte klingeln, vibrieren oder Lichtsignale geben. Das zeigt deutlich, wie anmaßend Menschen sind. Sie kennen Gott. Sie möchten ÜBER ihn reden. Ist Gott damit einverstanden, dass irgendwer über ihn redet? Hat Herr oder Frau Irgendwer ihn gefragt? Nein. Ich unterhalte mich regelmäßig mit Gott: "Muss ich bald sterben?" Er antwortet bisher stets sportlich: "Nope." Ich stelle ihm immer die gleichen langweiligen Fragen, in der Art: "Werde ich untergehen, Schiffbruch erleiden, verarmen, am Hungertuch nagen?" Er antwortete bisher stets: "Nope." Einmal fragte ich Gott: "Wer genau bist Du?" Er stellte eine Gegenfrage und klang plötzlich ganz weiblich: "Was glaubst Du?" Ich glaube, dass Gott keine Schablone ist. Er ist für mich also kein ES. Ich persönlich denke, dass er kein Geschlecht hat. Eine lange Tradition der Bibelgesellschaften schreibt Menschen vor, dass Gott männlich ist. Wer hat je einen leiblichen Gott gesehen? Wer hat je gefühlt, dass Gott männlich ist? Wer hat seine tatsächliche Stimme gehört? Ich kalkuliere oft ein, dass Gott die pure Einbildung ist, eine Art Jenseits der Realität. Ich glaube und denke oft, dass Ketzer in seinem Namen ketzen und hetzen. Es sind Prozessbetrüger, die unterstellen: "Gott hat den Auftrag erteilt. Gott wünscht bestimmte Menschen nicht auf Erden." Ketzer und Hetzer besudeln quasi ihren eigenen Gott. Sie wälzen ihre Schuld auf ihn ab. Darum geht es. Das funktioniert noch heute. Menschen machen schräge Dinge in seinem Namen. Sie ersticken dabei ihren eigenen Gott. Das sind pathologische Momente, die einen Glauben erschüttern - den Glauben an die Menschheit. Die vergoldeten Kirchenvertreter müssten jetzt ein Hallelujah ausrufen und mir schreiben: "Amen. Gott hat Claudia Marschner geschickt, die Gott beleuchtet, wie sie ihn beleuchten soll. Er hat ihr den Auftrag erteilt." Natürlich ist Gott eine männliche Figur in der Bibel. Keine Frau dürfte Gott sein. Sie wäre nicht nur Sexualobjekt der Gläubigen. Sie wäre Familienoberhaupt in Glaubenshäusern. Mehr muss nicht ausgemalt werden. Gott. Die Ideen über Gott bringen neben wirklich gläubigen Menschen, die Trost und Hilfe und Beistand und Seelenfrieden suchen, viele "Auserkorene" hervor. Es sind verquirlte Narzissen, die in Nebenräumen blühen. Sie sind homophob, paranoid, leiden unter einem Verfolgungswahn; sie beschulden glückliche Menschen. In meinem Beruf wollen seit Jahren verquirlte Randfiguren landen und stranden, die ihre menschlichen Defizite auszugleichen versuchen. Sie glauben an nichts. Sie denken nicht. Sie sind in between. Sie wollen Trauer stören, sie wollen Arbeit stören. Sicher sind sie verirrte "Schäfchen" Gottes. Sicher schickt Gott meinem Bestattungsinstitut Prüfungen, um Pietätlosigkeit in reinster Form kennenzulernen. Gott hat sicher einen Plan für verquirlte Schafe. Es ist nur so! Gott weiß nichts davon. Er hat mir gesagt, dass viele Menschen falsches Zeugnis ablegen. Bon.

Persönliches

Meine Mutter lebte als Frau in einer gesellschaftlich klaren Schablone. Eine Frau sucht sich einen sicheren Mann, also eine Lebensversicherung, sie bekommt Kinder, sie geht möglichst nicht arbeiten, umsorgt die Kinder und den Mann. Sie muss kochen können. Eine schlechte Küche zieht keine Gäste. Da ihr Radius überschaubar ist, braucht sie weder Auto noch Motorrad. Da sie ungemein viel Zeit hat, der Haushalt, die Kinder keine alltäglichen Probleme darstellen, kann sie sich die Fingernägel lackieren, die Haare toupieren, Wimpern aufkleben. Sie sollte keine Hausschuhe tragen, andernfalls würde ihr Mann womöglich davonlaufen. Mein Vater musste also ein Silberrücken sein, der im Grunde nur arbeiten sollte, also Geld in die heimische Höhle tragen musste. Er musste seinen Ehering, wie eine Lebensversicherung, vortragen und austragen. Ein Silberrücken muss möglichst viel Geld in die Höhle tragen, weil seine Familie, die er gemacht hat, auf Nachschub wartet. Die wirtschaftlichen Rollen konnten keineswegs vertauscht werden. Andernfalls wäre der Silberrücken womöglich eine Form von Frau, also ein weiblich jämmerlicher Lappen, der nicht für seine Familie sorgen kann. Ein Ehemann lässt nicht zu, dass seine Ehefrau ein Zimmer renoviert, eine Bohrmaschine bedient. Der wirtschaftliche Rollentausch könnte dazu führen, dass die Gattin eines Tages unter seinem Auto liegt, um die Schraube der Ölwanne zu wechseln. Das bedeutete Fortbildung. Fortbildung ließe Frauen ein Auto steuern. Die Schablone kann den Radius eines Menschen nicht vergrößern. Das ist die Natur einer Schablone. Selbstständige Frauen sind für eine schablonierte Gesellschaft extrem gefährlich. Sie sind selbst und ständig. Sie verweigern sich. Sie bitten nicht mehr um Geld. Sie reisen und sie bringen viele Krankheiten in die Heimat, weil sie so naiv sind. Womöglich heiraten sie nicht mehr national. Die Geburtenrate sinkt, Silberrücken müssen selbst kochen, was sie ebenfalls krank macht. Diese Krankheit nennt man dann Homosexualität. Schließlich müssen sie bügeln. Frauen sprengen die wirtschaftlichen Rollen gefährlich, weil sie womöglich ans große Geld kommen. Sie könnten das gesamte Bankensystem sprengen, wenn der Silberrücken die Kontrolle über eine Finanzierung verliert. Jede Verkäuferin im Land, jeder Nachbar, jeder Banker, jeder Journalist und jede Oma muss wachsam sein. Das Land ist in Gefahr. Man stelle sich eine dekorierte Frau in Uniform vor, die unsere Silberrücken zur Strecke bringt und bei der Kripo arbeitet. Als Teenager erklärte ich mir selbst, dass intelligente Menschen meine Mutter zur Strecke gebracht hatten, weil sie es mit ihrer Autonomie übertrieben hatte. Sie war zu politisch, zu kreativ, zu egoistisch. Ihre Fantasie allein war gefährlich. Sie stellte die Schablone in Frage. Tatsächlich wurde meine Mutter von schablonierten Dummköpfen in den Tod getrieben. Diese spätere Erkenntnis war für mich extrem hart. Vor einigen Tagen ging ich in den Waschraum einer Mall. Ich trug eine Malerhose, schmutzige Turnschuhe, ein Basecap, das mir ein Mann schenkte, der bei Holz Possling arbeitet; und ich trug einen mit Farben bekleckerten Pullover. Zwei Frauen standen am Waschbecken des Vorraumes. Sie musterten mich. Die verbissen ältere Frau sprach offenkundig mit Geistern; sie sagte in den Raum hinein: "Naja, es gibt heute eben nicht mehr nur Männer und Frauen." Sie sprach aus der Schablone heraus, in der sie NICHTS darstellt. Das ist für sie allein bedauerlich. Eine Schablone ist immer begrenzt intelligent. Natürlich könnte ich in einem Rüschenkleid und in Louboutins malern und renovieren. Ich könnte mir nach jeder Grundierung frisches Parfum auflegen. Ich könnte nach dem Wandanstrich eine Maniküre einpflegen. Ich könnte devot von unten nach oben zur Decke schauen und mit aufgeklebten Wimpern klimpern. Ich könnte auch im Negligé von La Perla Tapeten abreißen und Operetten singen. Ich könnte Handschuhe von Röckl verwenden, um meine Hände vor Holzsplittern zu schützen. Ich könnte dabei Champagner trinken. Allerdings hat sich die gesamte Gesellschaft darauf geeinigt, dass Arbeitskleidung keinen Sexus hat. Selbst eine schablonierte Gesellschaft ist mit der robusteren Kleidung einverstanden. Mir gefällt es. Ich komme mit dieser Kleidung schneller voran. In einem Baumarkt identifiziert man mich regelmäßig als Tischlerin, als Schreinerin, als Sanitärfachfrau. Ich werde von Männern fachlich um Rat gebeten. Dieses Gefühl ist für einen kurzen Moment wunderbar. Könnte man Arbeitskleidung doch nur mit Wissen und Ausbildung füllen… Es wäre ein Glück für jeden Menschen. Es wäre wunderbar, liefen männliche Modemacher in ihren mörderisch hohen Frauenschuhen. Sie würden Schuhe für Frauen weitaus komfortabler designen. Die Schablone ist heute ein perfides Monster. Ben Shapiro geht auf Youtube viral. Ein Mann mit Kippa steht für die traditionelle Gesellschaft ein. Mann = Mann und Frau = Frau. US-Medien sind nicht mehr ganz so clever. Ein Mann mit Kippa flößt Respekt ein. Eine Frau mit Kopftuch natürlich nicht. Ein Mann mit Kippa bringt die Menschen in Europa eher zu einem Ja. Sie lassen die Ideen, weil sie andernfalls womöglich als Antisemiten gehandelt werden. Das Perfide daran ist, dass ein Mann mit Kippa selbst aus vielen gesellschaftlichen Schablonen fällt. Sein Beruf spielt keine Rolle mehr. Jeder ist fixiert auf seine Kippa. Er ist also zur einen Hälfte Mann, zur anderen Hälfte Religiöser. Halbe Männer will nicht jede Schablone. Männliche Christen sind natürlich ganze Männer und vollwertige Ehemänner. Eine Kippa wird also in der Genderdiskussion zum bloßen Kleidungsstück. Andernfalls müsste Mr. Shapiro sagen, dass Transsexuelle nicht gläubig sind, nicht religiös genug, nicht gesund. Das tut er aber nicht, weil er nicht zu den Tätern gehören darf. Es würde nicht passen. Es hätte einen starken Beigeschmack. Taten überlässt Herr Shapiro anderen Männern und Frauen, die zur Schablone gehören. Und was macht Herrn Shapiro so sicher, dass er in allen Gesellschaften ein Mann ist. Hat er darüber nachgedacht, dass er den Rechten in seinem Land einen guten Dienst erweist? Nein, hat er nicht. Die Rechten werden brüllen: "Der Jude ist schuld. Er hat das Geld. Er hat die Macht. Er hat die Amokläufer angeheizt."

Selbstkritik

Trauernde - die in mein Bestattungsinstitut kommen - sind formvollendet selbstkritisch. Sie stellen Fragen, konkret und hypothetisch. Sie überprüfen, sie lassen Revue passieren, sie denken. Sie sind organisiert und reflektiert. Sie planen, sie betreiben Schadensbegrenzung für Kinder und sie verhandeln mit Behörden. Sie ruhen wenig. Frauen. Frauen, mit denen ich arbeite, Kundinnen, bei der Kripo beschäftigt, beim Standesamt, für Konsulate tätig, sind präzise, strukturiert und eloquent. Ihre Gespräche haben Einleitungen, Hauptteile und Schlussteile. Frauen, die mein Privatleben bereichern, werden von neuen Geschichtsschreibern abgelegt: Die französische Innenarchitektin Andrée Putman. Die Sängerin Marianne Faithful. Die Dichterin Mascha Kaléko. Anne Klein, DIE Juristin und einstige parteilose Senatorin Berlins. die Grafikerin und Künstlerin Jeanne Mammen. Die Journalistin Ulrike Meinhof. Die Künstlerin Frida Kahlo, die schrieb: "Ich hoffe, froh zu sterben, und ich hoffe, niemals wiederzukommen." Die Fliegerin Elly Beinhorn-Rosemeyer. Die Theoretikerin Hannah Arendt. Warum sind Frauen heute politisch unbeliebt? Über die Hälfte der Bevölkerung möchte jene Frauen nicht mehr in der Politik wissen, die nur aufgestellt werden, weil sie Frauen sind. Noch vor 40 Jahren reichte genau diese Begründung. Gleichermaßen ist es diesem Teil der Bevölkerung natürlich egal, dass Männer in politische Ämter kommen, weil sie Männer sind, nicht weil sie Könner sind. Das ist bereits Zeichen für eine aggressive Gesellschaftsform. Frauen müssen wieder gefallen. Sie müssen lieb sein. Googles Bewertungsportal darf man aggressiv gespalten nennen. Gestern rief ein Mitarbeiter von Google an, der kritische Einträge löschen wollte. Ich bestand darauf, dass die Einträge bleiben! Sie zeigen genau auf, wie und von wem Trauernde gestört werden, was krank zu nennen ist. Wichtig ist ebenfalls, dass ein Spalterportal Brände legt, um für das Löschen bezahlt zu werden. MEINE Kunden sind keine agressiven Borderliner. Ich selbst (be)werte weder meine Kunden noch meine Geschäftspartner. Das ist kein Gottesgeschenk. Das ist einer sehr guten Erziehung, einer guten Ausbildung und extrem guten Fortbildungen zu verdanken. Gestern unterhielt ich mich mit einem jungen Wahlkampfhelfer der SPD, der auf der Straße Flyer verteilte. Er kam auf mich zu und wir unterhielten uns. Ich erklärte ihm, dass ich die Stadtführung der letzten Jahre extrem aggressiv finde, in Teilen bedenklich neurotisch und narzisstisch. Ich erklärte ihm, dass eine gesunde Stadtführung zum Beispiel das Finanzamt instruieren kann, eigenständig Fristen zu verlängern, um Angehörige von verstorbenen Unternehmern zu entlasten. Eine Beileidsbekundung sollte keineswegs fehlen. Wütend müsste ein Apparat machen, der Verstorbenen Wahlunterlagen überreichte. Das funktioniert nicht mehr so gut, weil eine Gesellschaft, die gefallen will, schlechte Bewertungen bekommt. Ich muss also, aus rein beruflichen Gründen, im öffentlichen Raum wütend werden. Glücklicherweise hat die Generation meiner Eltern keine Puppe aus mir gemacht, die gefallen muss. Die neue SPD, nach Helmut Schmidt, will offenkundig keine Charakterköpfe. Sie will von erwachsenen Menschen mit Likes, Herzchen und Sternchen belohnt werden. Offenkundig muss Frau Giffey der SPD gefallen.