Frechheiten

Ein älterer Herr stirbt auf äußerst dramatische Weise. Er stürzt bei Glatteis vor dem Eingang eines Einkaufszentrums. War es vor einigen Jahren unbestritten klar, dass Geschäftsleute, also Kaufleute mit guten Manieren, vor ihrer Tür den Schnee räumten und das Eis begehbar machten, ist heute völlig klar, dass nicht einmal mehr irgendein Gesetz von Interesse sein könnte. Der ältere Herr wird sofort in ein Krankenhaus gebracht und dort stirbt er an seinen Verletzungen. In der Hochphase einer Pandemie, in der Menschen sterben, brauchen Standesämter einen Moment länger, zumal ein bekannter Lockdown schnelle Wege blockiert hat. Zudem wurde der ältere Herr in der Gerichtsmedizin untersucht und der Staatsanwalt erteilte nach den Untersuchungen die Freigabe für die Bestattung. Zweifelsfrei muss ich Humanisten nicht mehr erklären, wie es sich anfühlen könnte, wenn man seinen Mann erwartet, der schlicht nicht mehr nach Hause kommt. Es ist in einem Land, das sich mit Empathie salbt und ölt, nicht mehr nötig, eine stundenlange Warteprozedur zu beschreiben, in der sich eine ahnungslose ältere Dame befindet, die dann mit einer Todesmeldung aus ihrer humanen Fassung gerammt wird. Im Land der Erklärer und der Wissenden muss ich dieses Szenario nicht vertiefen. Diese ältere Dame wartet nach der Bestattung dringend auf die Sterbeurkunden. Sie kommt nicht sofort an das gemeinsame Bankkonto. Sie muss natürlich auch die 3 Monatsrenten des Postrentendienstes beantragen. Der sich ölende Politikbetrieb hat diesen sozialen Akt eingeführt, um Witwen und Witwer nicht in finanzielle Existenznot zu bringen. Es vergeht ein weiterer Moment, bis die eigentliche Rente errechnet wird. Die Sterbeurkunden sind nach 4 Wochen gefertigt. Die Deutsche Rentenversicherung erklärt der Gattin, dass sie keinen Anspruch auf die 3 Monatsrenten habe, weil eine 30 Tage-Frist überschritten wurde. Diese Frechheit wiegt doppelt schwer, weil sie mit politischer Verlogenheit einhergeht. Diese Frechheit wiegt um ein Vielfaches mehr, weil es der Gesellschaft, Dir und Dir und Dir, im Grunde scheißegal geworden ist. Ihr stellt Pfandflaschen auf die Straßen und bildet Euch ein, dass ein dreckiger Penner Freude daran haben müsste. Diese Frechheit eskaliert ins Bodenlose, weil die Gattin einen Migrationhintergrund hat. Und somit steht völlig außer Frage, dass Menschen mit Migrationshintergrund kein ernstes Interesse daran haben, dieses arrogante System verändern zu wollen. Herzlichen Glückwunsch. Diese Gesellschaft ist nicht gespalten. Sie ist konform in ihrer Schamlosigkeit und Dummheit, dass selbst Bier trinkende Eltern auf der Straße glauben, sie wären in irgendeiner Form locker oder cool, wenn sie ihre jämmerlichen Pfandflaschen für Rentner auf meiner Terrasse abstellen.

Freiheit und Tod

Die Suizidrate bei jungen Menschen wird auffällig. Die Sterberate bei älteren Menschen wird durch das Recht auf selbstbestimmtes Sterben gelenkt. Zu jeder demokratischen Zeit und in auch in jedem Regime wird der Tod bestimmt. Ein Leben von 1 - 80. Die Kirchenvertreter bestimmen noch immer wer eine Erdbestattung bekommen sollte. Sie bestimmten noch vor einigen Jahren die strafende Feuerbestattung für Sünder. Das Wort Selbstmord wird heute nicht mehr formuliert. Die Sprache wird geglättet. Nun gibt es eine Tendenz von mehr und mehr Staatsapparat. Regulierung ist ein modernes Wort. Wir kämpfen nicht mehr. Wir debattieren nicht mehr. Wir streiten nicht mehr für eine Sache. Ein Hype ist nicht die schönste Frau in der Nachbarschaft, die aus Neapel nach Berlin kam und tolle Lieder singt. Der Hype ist nicht "like Ice in the Sunshine". Es ist auch nicht jener eigenwillige Typ mit Zopf im Bart, der seine Indian mit Gangschaltung schon beim ersten Mal antreten kann. Der Hype in meiner Straße waren nicht die gekauften 4 riesigen Bäume für 40 000 Euro, die eine Baumschule lieferte und setzte. Sie wurden nie gewässert. Später wurden sie abgesägt. Der Hype heißt Krypto. Das Wort dezentral ist der Honig, der eine süße Zukunft verspricht. China erstickt dieses Lebensgefühl erfolgreich. Die Ordnung ist so zentral, dass man den Spaß am Leben verlieren muss. Die digitale Währung ist DIE künstliche Beatmung für eine Gesellschaft, die sich nur noch leblos verhalten darf. Das ist Zukunft! Die Technologien im Auto melden ein Fehlverhalten und die Versicherungsgebühr steigt. Ein Lohnabzug ist hinzunehmen, wenn man nicht pünktlich zur Arbeit kommt. Amazon ist glücklich darüber, dass Arbeiter aus fernen Ländern keine Gewerkschaft wünschen. Dieser Wunsch wäre bereits ein Fehlverhalten. Schon heute sind Internetfirmen maulfaule Zentralen, die keinen Sprechpartner haben. Krankenkassen nehmen Abzüge vor, die nicht im Einzelnen dargelegt werden müssen. Antwortschreiben haben keine persönliche Noten. Kraftwerk war hellsichtig und weitsichtig. Wir sind die Roboter! Gleichmütig reden Politiker, die sich dem Volke nicht mehr verflichtet fühlen. "Wir sind keine Pandemieweltmeister. Sehen Sie nur, wie schlecht es in Frankreich läuft." Charakterlose Sätze fallen nicht mehr ins Gewicht. Es ist ein Gewicht, das man ablegen möchte. Der Hype ist heute nicht ein ungewöhnlicher Abenteuerspielplatz. Es ist die dezentrale Welt, die durch Einwirkung des Staatsapparates zentralistisch wird. Die Privatsphäre ist verboten. Geheimnisse sind verboten. "Das ist ein Ort, an dem Drogenhandel blüht, Straftaten begangen werden, Terroristen ihre Waffen kaufen." Ein Mensch ist kein wundersames Geheimnis mehr. Er muss beobachtet werden. Er muss reguliert, kontrolliert und gezügelt werden. Die alte Bigotterie. Die Kirche hätte sich damals ein Trademark geben müssen. Jetzt übernimmt der Staat diese Marke. Und dann herrscht Zucht und Ordnung. Ein Radfahrer auf dem Friedhof muss mit einer digitalen Ordnungsstrafe rechnen, die über eine App abgebucht wird. Das Funktelefon der Eltern bucht und bezahlt im Internet der Dinge einen Erziehungskurs für jene Kinder, die zu wild auf der Terrasse einer Bestatterin spielen und ihr Eis an den Schaufensterscheiben verschmieren. Im Zentralismus gibt es keine Ansprechpartner. Das demokratisch wirkende Beschwerdemanagement schickt automatisierte Briefe, die nichts aussagen. Ein sprühendes Leben ist nicht erwünscht, es darf nie mit einem Funken in Berührung kommen.

Jesus

Jesus wurde gedemütigt. Er wurde am Kreuz zu Tode gebracht. Er sagte eine schlichte Wahrheit. Es muss die Wahrheit gewesen sein, denn seine Geschichte wird noch heute, überall auf der Welt, wiederholt, erzählt, verkündet, hinterfragt, geduldet. Er ist der unbestrittene Sohn Gottes. Auch Agnostiker kämen nicht auf die Idee seinen Platz einnehmen zu wollen. Atheisten wenden sich ab. Sie glauben diese Geschichte nicht. Und doch lernen sie das Gesetz der Demütigung, der qualvollen Todesstrafe. Jesus erkannte für sich, dass er Christus und König war. So soll er das Volk verführt haben. Man sagte, dass er die Verführten davon abhielt, dem Kaiser Steuern zu zahlen. "Du bist der König der Juden?" Pilatus wollte Jesus auspeitschen lassen und dann freilassen. Er ließ Jesus zu Herodes bringen. Der trieb seinen Spott mit Jesus, seine Soldaten verachteten ihn. Sie legten ihm ein Prunkgewand an und dann ließ Herodes ihn wieder zu seinem neuen Freund Pilatus bringen. Ironisch verkündete der den Hohenpriestern und dem Volk, dass keine Schuld an diesem Menschen zu finden sei. Die Volksmenge aber blieb hartnäckig: "Hängt ihn, hängt ihn ans Kreuz!" Er verbreitet seine Lehren im ganzen jüdischen Land." Jesus wurde auf die Straße gebracht. Simon kam gerade vom Feld. Die Soldaten schnappten ihn und luden ihm ein schweres Kreuz auf den Rücken, damit er es hinter Jesus hertrage. Eine große Menschenmenge versammelte sich auf der Straße. Es gab Frauen, die klagten und weinten. Zusammen mit Jesus wurden auch zwei Verbrecher zur Hinrichtung geführt. Sie kamen an den Ort, der Schädelhöhe heißt; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Die Menschenmenge lachte und machte Witze: "Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! Sie montierten Ein Schild über Jesus: "Das ist der König der Juden." Diese Geschichte klingt doch nicht fern. Heute sagen Wissenschaftler: "Nun ja, Jesus musste gekreuzigt werden! Anderfalls wäre die Erlösergeschichte nicht in Gang gekommen." Sie klingen wie Pilatus-Verehrer, die nicht wissen, was die Erlösung im Grunde bedeutet. Sie sind gefangen, in ihrer kleinen wissenschaftlichen Welt. Bevor Jesus seinen letzten Atemzug tat, sagte er laut und deutlich: "Vater, in Deine Hände lege ich meinen Geist." Dieser Satz ist die ultimative Absage an eine Gesellschaft, die Jesus nicht einmal mehr verachten mochte. Das ist der Kern, die Essenz eines authentischen Märtyrers, der nie einer sein wollte. Nach Eintritt des Todes bat Josef Pilatus darum, den Leichnam beerdigen zu dürfen. Er nahm Jesus vom Kreuz, hüllte ihn in Leinentücher und brachte ihn in ein Felsengrab. Freundinnen von Jesus bereiteten wohlriechende Salben und Öle zu. Nach dem Sabbat gingen sie am ersten Tag der Woche zu seinem Grab. Es war geöffnet und Jesus war verschwunden. Sie waren ratlos. Plötzlich sahen die Frauen Männer in leuchtenden Gewändern. Sie fragten: "Was sucht Ihr den Lebenden bei den Toten?" Das ist der eigentliche Erlösermoment. Die Frauen finden ihren Freund nicht in seinem Grab. Er quält sie nicht mit Vorwürfen. Er beschämt sie nicht mit seinem zerstörten Körper. Die Menschen sollen ihn lebendig erinnern. Eine Tätergesellschaft ergötzt sich an Pilatus, an einer idiotisch blutrünstigen Gesellschaft. Die Freundinnen verstehen das. Sie selbst sehen Jesus in ihrem Geiste lebendig. Sie verehren ihn. Natürlich verehren sie ihn. Er ist für eine Wahrheit gestorben. Eine Gesellschaft, die Edward Snowden ins Exil schickt, darf das nicht verstehen. Sie lernt, Pilatus zu verstehen.

Skandale

Ich habe mich heute enorm über einen Bericht im Inforadio gefreut. Ursula Voßhenrich, meine weibliche Lieblingsstimme, sprach mit der Diplom-Politologin Annegret Falter, die, neben dem Oberstaatsanwalt a. D. Robert Bungert, im Vorstand des Whistleblowernetzwerkes agiert. Die Sendung kommt spät - aber sie kommt; und die wichtigste Meldung dieser Sendung lautet: Brüssel wird neue Richtlinien herausgeben, um Whistleblower in Zukunft zu schützen. Herr Kauder, der Edward Snowden damals tatsächlich einen Blockwart nannte, wird einstecken müssen, denn es gilt die Regel: Was die Gesellschaft betrifft - muss die Gesellschaft auch wissen. Nun spielen in Deutschland ausgerechnet Politiker noch immer die Saubermänner. Mit der Sendung im Inforadio ist dieser narzisstische Zustand natürlich zu ändern, denn es wurde ebenfalls der Dieselskandal besprochen, vor allem die Tatsache, dass offenkundig kein Mitarbeiter eines Konzerns an die Öffentlichkeit ging. Warum? Menschen, die Missstände aufdecken, werden IMMER mit Klagen eingedeckt und mundtot gemacht. Eine Amtstierärztin war mit der Fleischbeschau auf Schlachthöfen befasst. Sie hat als erste Fachfrau sogenannte BSE-Rinder entdeckt. Sie wandte sich intern an die Schlachthofleitung und an einen Landrat. Nun denkt doch jeder gesunde Mensch, dass man einer promovierten Frau vom Amt jede erdenkliche Unterstützung zukommen lässt. Genau dies geschah nicht. Offenkundig hatte diese Amtstierärztin ein Gewissen und das Verschweigen von BSE konnte sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. So wandte sie sich an die Öffentlichkeit. Sie wurde sofort gekündigt. Der Schlachthofbetreiber übersäte sie mit einer Schadensersatzklage. Sie hat nie wieder eine Anstellung gefunden. (Das meint sicher, dass der Apparat sie nie wieder eingestellt hat.) Am Ende hatte die Medizinerin natürlich recht. Nun wirbt der RBB damit, dass er das Warum liebt. Warum also wurde die Medizinerin nicht ausgezeichnet? immerhin hat sie Menschen gerettet. Warum wurde nicht über deutsche Gerichte gesprochen? Beeindrucken die Streitwerte? Wäre der Mitarbeiter eines Autokonzerns zu billig, zu klein, zu dumm? Welchen Bildungsgrad hatte jener vermutlich verbeamtete Vorgesetzte, der eine promovierte Amtstierärztin kündigte? Eine Altenpflegerin deckte die Missstände in einem bekannten Krankenhauskonzern auf. Sie wandte sich an die Heimleitung. Ohne Ergebnis. Sie erstattete Strafanzeige. Sie erhielt sofort die Kündigung. Deutsche Richter sind da offenkundig von Konzernen und Streitwerten beeindruckt. Die Altenpflegerin ging bis zum Europäischen Gerichtshof. Nach 5 Jahren lag das Recht auf ihrer Seite. Hat sie einen Preis bekommen? Das Bundesverdienstkreuz? Immerhin hat sie alte Menschen gerettet. Würde ein Herr Kauder hier auch sagen, dass jene Altenpflegerin, die alte Menschen in ihrer eigenen Pisse liegen sah, dehydriert und ungepflegt, nur ein weiblicher Blockwart ist? Nur die wirkliche Liebe zu einem Warum ändert etwas. Ich danke dem Netzwerk für Whistleblower für ihre Arbeit - und ein BRAVO nach Brüssel.