Unpassend

Eine getunt schöne Beschreibung für meinen Beruf könnte so klingen: "Die bunte Bestatterin macht aus jeder Bestattung ein Event." Die wahrheitsgemäße Beschreibung für meine Person und meinen Beruf lautet: "Absolut unpassend." Nach dem Tod meiner Mutter war meine Schwester kaputt, mein Vater war kaputt, meine Großmutter war - nach 2 Weltkriegen - endgültig kaputt. Sogar unsere Wohnung war kaputt. Ich persönlich wurde ein unpassender Teenager. Vermutlich steuern Kinder ihre Schulnoten bewusst. Wer will schon eine 1 in Sozialkunde, in Religion, in Geschichte, wenn die Mutter gestorben ist?! Wer will eine 1 in Mathe, wenn die höhere Mathematik zugeschlagen hat. 1 + 0 = 2. Ein Mädchen ohne Mutter wird auch heute nicht ernstgenommen. Viele Erwachsene machen Kinder dafür verantwortlich, dass sie selbst nie Psychologen geworden sind. Ein Mädchen, das seine Mutter verliert, wird auch heute zum Scheitern verurteilt. Das passt. Ich hatte Glück im Unglück, denn Berlin (West) war ein riesiger Themenpark: Pop, Punk, Rock 'n' Roll, Ska, Reggae, Chanson, Hardrock, Gastarbeiter, Hells Angels, Handwerker, Studierende, Baader-Meinhof Bande, Hausbesetzer und Familien tanzten auf jenem Parkett, das Ernst Mosch und seinen Egerländern gehörte, auf dem Heino Geschichten über schwarz-braune Haselnüsse und einer gewissen schwarzen Barbara erzählte. Es war eine Zeit, in der noch wenige italienische und französische Männer zeigten, dass Männer kochen und dabei singen dürfen, in der deutsche Männer von türkischen Männern lernten, dass man kein Pantoffelheld sein muss, wenn man die eigenen Räume sauber hält und seine Gäste barfüßig begrüßt. Glücklicherweise war Nina Hagen so unpassend, dass ich in Berlin komplett abtauchen konnte. Die Mauerkinder, die mit den Kümmeltürken und mit den Spaghettifressern spielten, obendrauf Negermusik hörten, die barfuß durch die Wohnung liefen, wenn Gäste kamen, waren in Deutschland zu unpassend. "Berlin besuchen? Ja. Da leben? Nein. Wir fahren nach Hause!" Der Tod des Studenten Benno Ohnesorg war gesellschaftlich passend. Gefühle der hinterbliebenen Eltern konnte es nicht geben. Die öffentliche Trauer? Unpassend. Der Kriminalobermeister, Herr Karl-Heinz Kurras, Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der damaligen DDR, Mitglied der SPD und der SED, wurde freigesprochen. Unbedrängt feuerte er aus seiner Dienstwaffe einen gezielten Schuss aus kurzer Distanz in Bennos Hinterkopf. Absolut unpassend wäre es auch heute, die richterliche Neutralität und Freiheit anzuzweifeln, um sie zu definieren. Das macht kein Mensch. Wer will ernsthaft - post mortem - Ulrike Meinhof die Aufmerksamkeit entziehen? In meinem unpassenden Beruf habe ich gelernt, dass der Tod nicht zum Leben passen kann. Er ist die ewige Opposition. Er ist die unverschämt nackte Wahrheit. Schonungslos eröffnet er. Der Tod ist nicht das sichtbare Sterben. Er ist Teil einer höheren Mathematik. Eine Gleichung könnte eine Unpassende sein: Er ist klein und doch so groß. Er ist banal und doch ein Labyrinth. Er ist Freiheit und doch ein ewiges Gefängnis. Wer eine passende Formel findet, der hat eine Art Gottesteilchen gefunden. Es ist meines Erachtens unmöglich. Das Kaputte kann das Passende nicht bieten. Es hat nicht die Natur der Vollkommenheit; keine weltliche Formel passt. Der Tod ist unpassend, weil er esoterisch religiöse Formeln aushebelt. Sie formulieren ein Leben, das wieder passend gemacht wird. Was also ist wann genau passend?

Abschiede

Ich glaube, dass junge Menschen eine ziemliche Bürde in einer deutschen Gesellschaft tragen müssen. In einer Gesellschaft der Vielheit wäre das Leben leichter für Kinder und Jugendliche. Einigen Jugendlichen geht es leicht über die Lippen, wenn sie sagen: "Mein Vater ist Franzose, meine Mutter ist Deutsche. Ich bin in Deutschland geboren." Andere Jugendliche wiederum haben Probleme, wenn sie sagen sollen: "Meine Eltern kommen aus Anatolien und ich wurde in Deutschland geboren." Es gibt viele Jugendliche, die ohne ihren Vater aufwuchsen, die zum Beispiel eine deutsche Mutter haben und einen Vater, der nach der Trennung in seine Heimat zurückkehrte: Ghana, Amerika, Marokko, Tunesien. Es gibt Jugendliche, deren Eltern aus Polen kommen und zur Arbeiterklasse gehören. Sie selbst wurden in Deutschland geboren. Es gibt Jugendliche, die ihre Eltern nicht kennen, die in Deutschland adoptiert wurden. Es gibt homosexuelle Jugendliche, die extrem gebildete türkische Eltern haben. Es gibt Transjugendliche, deren Eltern streng religiös sind. Trans ist lateinisch und meint "darüber hinaus". Wenn eine Gewinnergesellschaft Kinder und Jugendliche im Diesseits jenseits von stellt, dann verabschieden sich Menschen innerlich ganz sicher, weil sie nicht zu einer Norm gehören. Die Gesellschaft wird zum Feind. Jede Frage wird zur Tretmine. Woher kommst Du? Wie leben zwei Frauen miteinander? Darf ich deine (stachelig kurzen) Haare mal anfassen? Es gibt in Deutschland eine lange Tradition der Selbststigmatisierung: In bin nur Maurer. Ich bin hier nur der Pförtner. Ich habe hier nichts zu sagen. Ich bin nur Friedhofsträger. Ich bin nur Putzfrau. Ich bin nur die Kassiererin. Jugendliche lernen, dass es in einer genormten Gesellschaft keine Komplimente geben wird, denn sie haben ein Leben, das darüber hinausgeht. Zudem sind Selbststigmatisierte nicht glaubwürdig: Ich bin nur die Frau von…ich bin nur Arzthelferin….ich bin nur der Hausmeister. Wenn sich die Norm trifft, dann sieht man Frauen, die ihre Männer wie teure Lampenschirme abputzen - ohne sie dabei anzuschauen. Die Norm zückt ein Taschtuch, spuckt drauf und schrubbt Nutella von Kinderwangen. Politik fragt sich, warum Menschen nicht wählen gehen. Sie haben sich von der Norm verabschiedet. Sie wollen nicht geputzt und gestriegelt werden. Sie haben sich verabschiedet! Sie sind quasi Trans, sie gehen also "darüber hinaus". Frauen lassen sich nicht nur tätowieren. Sie gehen "darüber hinaus" und haben das Tätowieren zu ihrem Beruf gemacht. Diese Abschiede sind für Kinder und Jugendliche wichtig, um sie aus einem Stigma zu holen, damit es nicht zu einer Selbststigmatisierung führt. Bei einem Konzert von Tina Turner wurde ein Arbeiter von einer Reporterin gefragt: "Warum sind Sie Fan von Tina Turner?" Er antwortete: "Weil sie immer ´ne jute Stimmung uffkommen lässt…und weil sie schöne Beene hat!" Die genormte Reporterin konnte nicht wirklich damit umgehen.

Visionen

Ich liebe Geschichten, die am Ende beginnen und bis zum Anfang erzählt werden. Ich glaube, dass Friedhöfe, als Ort für das Ende eines irdischen Lebens, monumentale Bibliotheken sind, die Geschichten erzählen - nicht nur über Menschen. Sie erzählen etwas über eine Stadt, über Veränderungen, über Prioritäten, über Familien, Namen, Geburtstage. Wie schön wäre es, wenn man Orte in der Stadt finden könnte, die mit Liebe und Hingabe gepflegt werden? Wie schön wäre es, plötzlich einen Gärtner zu treffen, der im Laufe des Gesprächs zu erkennen gibt, dass er ein Pfarrer ist? Wie schön wäre es, an einem Ort Ruhe zu finden, Eichhörnchen und Füchse und Vögel zu beobachten und den Geruch von frischer Erde zu genießen? Wie schön wäre es, glückliche Gärtner zu beobachten, die Pflanzen schneiden, mit Nahrung versorgen und wässern? Wie schön wäre der Anblick, wenn Sonnenstrahlen durch frische und gesunde Blätter fallen? Wäre es nicht wunderbar, Restaurateure bei der Arbeit zu beobachten und zu erkennen, dass sie ihr Handwerk durch und durch gelernt haben? Wäre es nicht wunderbar, Maler dabei zu beobachten, die Kapellen sanieren? Ich bin enttäuscht, dass die Institution Kirche das Kaputtsparen der Stadt nachahmt. Wenn ich die Chefin der evangelischen Kirche wäre, dann würde ich zunächst nachdenken, wahrscheinlich mit Gott sprechen: "Mein Unternehmen läuft steuerfrei. Jährlich fließen nicht nur die Kirchensteuern in meine Kassen. Keine Richterin kann mir etwas anhaben. Das Finanzamt spurt ohne lästige Anfragen - auch bei gesetzwidrigen Pfändungen…Soll ich das viele Geld für Gärtner ausgeben, für Personal in Büros, für Azubis, für Träger, die Urnen und Särge tragen; kleide ich sie edel ein? Müssen sie glücklich sein, damit die Stadt lernt, wie man Arbeit belohnt und was man durch gelernte Arbeit sehen kann? Sollte ich Kräuter und Obstbäume pflanzen, damit traurige Gäste wenigstens Früchte pflücken können? Soll ich Geld an Save the children spenden; und wie Michelle Obama meine kostbaren Häuser öffnen? Soll ich mit Kindern spielen? Gemüse in Höfen anpflanzen, wie Hildegard von Bingen?" Gott würde sagen: "Babe. Das ist eine sensationelle Idee. Mach das!" Tatsächlich sparte die Kirche 12 Millionen Euro Personalkosten ein. Tatsächlich müssen nicht selten die Friedhofsmitarbeiter handwerkliche Tätigkeiten übernehmen, gärtnern, gruften, Trauernden Gräber zeigen, einen Trauerzug anführen. Tatsächlich kommen über das Jobcenter Bewerbungen von Menschen, die immer Knieschäden oder Rückenschäden haben. Das Jobcenter wird doch wohl nicht Zahlen "bereinigen" wollen, um "Erfolge" aufzuzeigen? Kürzlich sah ich eine riesige Botschaft an der Fassade einer Kirche: Rassismus tötet die Seele. Sind Pfarrer glückliche Pfarrer? Wie fühlt man sich an einem Ort der Seelen, wenn die eigene Kirche das Personal genau dort, auf Friedhöfen, ausdünnt? Outsourcing - ausgerechnet an DEM Ort, an dem Menschen Seelenfrieden dringend finden müssen, an dem die Seelen der Toten ihren Frieden dringend finden müssen. Wie fühlt sich ein Pfarrer, der so eine Botschaft an seine Hauswand heftet? Glücklich? Richtig? Wurde versehentlich Gott ebenfalls outgesourced? Das wäre ein Skandal. Wenn das Finanzamt davon Wind bekäme….nicht auszudenken welche wenn-dann-Formulare ins Haus der Kirchenvertreter flatterten, um endlich an das Geld zu kommen: "Ist Gott Inhaber Ihres Unternehmens? Vermietet Gott Ihre Immobilien? Haben Sie sich davon überzeugt, dass es Gott gibt? Wo genau ist der Hauptfirmensitz Gottes?" Dann wäre endgültig Schluss mit dem Paradies. Räumung. Sanierung. Teuer vermieten.

Der kollektive Suizid

Der Heinz Rühmann der CDU zeigte - im Alter von nur 27 Jahren - was politisches Vorbild meint: Lobbyarbeit. Die Kanzlerin hat Angst, "dass Deutschland eine verlängerte Werkbank" wird. Darum muss der Heinz bestraft werden. Er wird Verkehrsminister. Was ein suizidales Vorbild, auf das Medien sicher wieder mit Schuldzuweisungen reagieren: "DIE Deutschen sind politikverdrossen. Das ist bedrückend, verstörend, gespenstisch." Die Mehrwertsteuer sinkt und Politiker sagen tatsächlich laut: "Wir wollen so die Wirtschaft ankurbeln." Wir sollen also kaufen und kaufen, um uns selbst aufzukurbeln. Diesen Steuer-Stuss, der nur den Apparat finanzieren soll, übernehmen Journalisten als Politik, die eine Pandemie eindeutig verschlafen hat. Steuerzahler sollen nicht etwa steuerlich entlastet werden, weil sie auf ganzer Linie Verluste machen. Die durch ihre Steuern zurückgeholten Urlauber, die in diesen Tagen ihre Rechnung bekommen werden, sollen die Wirtschaft ankurbeln. Der Heinz Rühmann der CDU drückt im Grunde aus, dass junge Menschen Amerika "great again" machen werden. Und weil The Donald so ein schlimmer Präsident ist, müssen auch die Pazifisten Deutschlands in der NATO bleiben - weil sich Europa nicht allein verteidigen kann. Stellt sich die Frage… Wer muss Europa angreifen, wenn die Kinder der virtuellen Welt bereits in Amerika leben, dort aktiv den Rassismus angehen, Handwerker in Canada und Australien leben. In Deutschland brabbelt der Apparat ins Leere, denn Rentner in Deutschland werden in den Rebellenstatus gehen. Wahrscheinlich wird der Apparat Terroristen aus ihnen machen, weil Lobbyisten zwangsläufig vergessen, dass sich Rentner kein Internet, kein Telefon, keinen Computer leisten wollen/können. Die Meinungsfreiheit wird es dann erst wieder geben. Virtuell labile Menschen pflegen keine Meinungsfreiheit mehr. Sie zerlegen die Meinung einer Meinung - zu einem Thema. Das ist nicht demokratisch. Das ist neurotisch. Politiker schaffen sich gerade erfolgreichst ab. Sie wollen Konzernen gefallen. Labile Politiker sind dermaßen peinlich; und Journalisten schaffen sich ab, weil sie peinlichen Politikern gefallen wollen. Wenn Deutschland eine Firma wäre, müsste man rechtzeitig Insolvenz anmelden: Siemens kümmert sich in Russland um Arbeitsplätze. Die Kanzlerin liebt China. Das Handelsblatt schwärmt von der Seidenstraße. Der chinesische Botschafter kontaktiert Firmen direkt in Berlin. Das digitale Leben wird in den USA eingespeist und Europa wurde der EZB überlassen; weil das EU-Parlament ein Wirtschaftszweig geworden ist, der ordentlich Geld abwirft. "Wegen Politikverdrossenheit geschlossen."

Kommen Sie doch zur Bibelstunde

"NEIN! Wenn es einen Gott gibt, dann will er mich auf der Straße, nicht in Häusern religiöser Menschen." Ich gebe meine aussortierte Kleidung für die Armen bei der Mitarbeiterin meiner Kirchengemeinde ab. Wir lachen, wünschen uns einen schönen Tag und wir verabschieden uns. Ich freue mich, dass ich keine Sünderin mehr bin. Der Suizid meiner Mutter war noch in den 1980er Jahren eine Sünde. Kein Schaf Gottes nimmt sich das Leben selbst, das IHM gehört. Struggle. Ich fand die öffentlichen Diskussionen um Muslime in Deutschland extrem verlogen. Plötzlich gab es Schauspielerinnen und Moderatorinnen, die ihren Migrationshintergrund zur Schau trugen, als hätten sie das Leben ihrer Eltern leben müssen. Sie sagten: "Ich bin eine Christin!" Ich selbst bin getauft und zahle meine Kirchensteuer! Wie käme ich dazu, mich zu einer Religionsgemeinschaft zu bekennen, die meine Mutter zur Sünderin machte, die Homosexuelle Abtrünnige nennt, die Alleinerziehende zu kirchlichen Hochzeiten drängte. Ich bin besser als das. Ich bin talentierter als jeder Kirchenvertreter. Sie sind nicht Gott. Sie sind nicht Gott! Struggle. Es gab keinen Grund zu konvertieren. Eine Verkleidung verändert meine Geschichte nicht! Ich bin besser als das. Ich bin talentierter. Ich bin kein folgendes Schaf. Ich und viele andere Menschen haben dafür gesorgt, dass die Kreuze aus den Bestattungsinstituten verschwanden. Und BUMM. Es gab keine Sünder mehr, keine Gottlosen, keine Abtrünnigen. Ich traf plötzlich Menschen, die mit Gott haderten, die ihn hinterfragten, die ihm nicht mehr folgten. Wie kann es einen Gott geben, wenn ein Kind stirbt!? Versteht das ein junger Moslem. Ich bin mir sicher. Ich bin mir sehr sicher. Die Kreuze verschwanden aus den Schulen. Und BUMM. Die Züchtigungen verschwanden. Menschen waren also besser als Schafe. Und schließlich kamen Frauen, die sagten: " Wir wollen Pfarrerinnen werden." Verstehen junge Moslems überhaupt, welche Wege die gesamte 68er-Generation gegangen ist? Sie waren es, die gesagt haben: "Wir sind offen. Offen für den Islam. Offen für das Judentum. Offen für den Buddhismus. Wir wollen die wirkliche Liebe finden - in Indien - in Jordanien - in Tunesien - in Beirut - in Afrika." Sie konnten das, weil Kirche und Staat getrennt wurden - weil Ketzer in ihre Häuser verwiesen wurden. Warum sollten wir nun den Islam in unsere Schulen bringen, in den Staat? Geht man so mit geschichtlichen Geschenken um, die die Eltern der jungen Moslems verstanden hatten. Die westliche Welt tritt Geschenke mit Füßen. Die Linke ist in Teilen so blind, dass sie Schamanen werden und glauben, eine Religion könnte ihnen Macht schenken. Sie hadern mit ihrer Faulheit. Sie glauben, ein Stein könnte Räume reinigen. Ich bin besser als das! Ich bin kein Schaf, das Religiösen folgt. Ich bin mir sicher, dass mich junge Moslems verstehen, denn genau das meint: "Only God can judge me!" Da mein Hadern nichts mit irgendeinem Staat zutun hat, nichts mit meinem Beruf, nichts mit dieser Gesellschaft, ist es meine private Angelegenheit! Private Angelegenheiten können erst dann erzählt werden, wenn jeder einzelne Mensch selbstbewusst steht, nicht kniet, nicht in WIR-Form redet, nicht missioniert. Kein Mensch möchte mich in seiner Bibelstunde haben, weil die 68er-Generation mir meine Freiheit schenkte. Es gibt keine Sünden mehr. Und wenn es keine Sünde mehr gibt, dann wird es kein Stigma mehr geben. Ich bin mir sicher, dass junge Moslems verstehen. Es wird kein Stigma mehr geben!

Die Kirche im Dorf lassen

Berlin sollte ein Ort bleiben, an dem Religionen privat gelebt werden können. Amerika beweist, dass die Trennung von Kirche und Staat enorm wichtig ist. Es gibt Portale im Internet, die ihre Religion politisieren. Die Bilder von Donald Trump mit der Bibel in der Hand gingen um die Welt. Religiöse sind seine Wähler. In New Jersey kniete einer seiner Wähler auf einer Puppe, er dekorierte eine Trump-Fahne im Szenario und ein Plakat mit der Aufschrift: "All Lives matter." Dieses Szenario löst in mir keine Wut aus, weil seine "Botschaft" wirr ist. Wenn alle Leben zählen, dann kniet man schlicht auf keinem Leben. So ein Mann bildet seinen Sohn sicher an der Waffe aus. Nun komme ich auf das Portal eines Aktivisten, Vertreter der Black Excellence. Seine Follower sind nicht nur Afroamerikaner. Er postet einen Film mit jenem Szenario und nennt den Gezeigten einen Teufel. Er fragt: "Hat dieser Mann überhaupt eine Seele?" Die Masse kommt zu dem Schluss, dass die White Supremacy keine Seele hat. Ich würde Seelenlose dann aber nicht White Supremacy nennen. Bis hier bin ich bei der Black Excellence, bis die Hexenjagd beginnt: "Wir brauchen den Namen des Mannes." Schon zwei Kommentare später (kurios) schreibt ein Follower: "Der Mann arbeitet bei Fed Ex. Den Namen finden wir auch noch." Der Kontoinhaber ist stolz: "Das meine ich. Teamwork is Dreamwork." Ich steige in Gänze aus, lösche das Abbo. Warum? Der Film hätte gereicht. Die Hexenjagd ist mir zu religiös gefärbt; und ich muss davon ausgehen, dass hinter dem Konto ein Agent Provocateur steckt, der Zugriff auf Daten hat. Weiter vermute ich einen labilen Follower, der bei der amerikanischen Sozialversicherung oder Führerscheinstelle arbeitet, der Fotos abgleichen kann, der Daten also veröffentlicht. 215 Tsd. Follower jubeln. Die logisch ernsthafte Frage auf der anderen Seite der Erdkugel: Wie kann ein Staatsapparat - in einer funktionierenden multireligiösen Gesellschaft - Daten aller Menschen vor Hexenjagden aller Art schützen? Es gibt weder eine Black Excellence noch eine White Supremacy. Beide Gruppen haben bewiesen, dass es nicht mehr um einen Toten geht. George Floyd bekam einen goldenen Sarg. Sicher hat seine Gemeinde Trost und auch Geld gespendet. Die Äthiopische Gemeinschaft in Berlin sammelt ebenfalls sofort Geld für hinterbliebene Familien, um die teuren Flüge in die Heimat zu ermöglichen. Ich kann mich als Mensch mit dem toten George Floyd identifizieren. Mit einer Black Excellence oder einer White Supremacy identifiziere ich mich nicht. Beide Gruppen erhöhen sich; sie haben sich von Sterblichen distanziert. Wenn eine grauenvolle Statue in Bristol demontiert wird, dann ist das gut. Wenn Superstars anheizen und Millionen Menschen anfeuern, dann gehören sie zu einer der beiden Gruppen, die sich erhöhen, die sich die Finger nicht selbst schmutzig machen wollen, die hassen lassen.

Die Prozesse werden kürzer

Durch die neuen Medien wird der blinde Fleck für die Realität immer größer. Ein Grund, sich für die reale Welt zu entscheiden. Staus auf der Straße entstehen, weil die Navigationssysteme keine guten Nebenwege berücksichtigen. Der direkte Weg sorgt für eine Massenansammlung. Autofahrer haben das freundlich fließende Reißverschlussverfahren schon bald vergessen. Weltweit parieren Menschen noch auf die Ampellichter. Politiker vertrauten der Forschung. Sie stellten nicht einfach Lampen auf die Straßen. Die Sinneszellen auf unserer Netzhaut nennt man Zapfen und die empfindlichen Zapfen reagieren besonders intensiv auf rotes und grünes Licht. Weiße Signale gibt es nur noch in der Seefahrt. Mit dem Einzug der elektrischen Lampen gab es zu viele weiße Lichter. Da das elektrische Licht aber enorm hell war, konnte man gelbes Licht erzeugen, das man zwischen die Farben rot und grün setzen konnte, wo es im Spektrum des Regenbogens hingehört. Wenn Journalisten über eine Ampelkoalition schreiben, dann reagieren sie nur noch auf Farben. Das Rot der SPD und der Linken steht im Ursprung allerdings für das Blut der geschundenen Arbeiter. In den 70er Jahren fanden Werbefachleute heraus, dass gelbe Plakate extrem ins Auge stechen. So nahm die FDP das Gelb an. Das Grün der Grünen steht für das Grün der Natur. Mit der Farbe schwarz wird das Unerlaubte, das Illegale signalisiert: Schwarzfahrer, schwarze Pisten, Tod, schwarze Armbinde, Schwarzmarkt, schwarze Magie, Schwarzbrennerei. Schwarz ist in der Lichtlehre die Farbe, die kein Licht zurückwirft. Schwarz ist die Farbe des Anarchismus; der Schwarze Block nutzt die Farbe für Gleichförmigkeit. Die Schwarzhemden standen für die faschistische Gesinnung. Schwarz kommt nicht in den Genuss eine Farbe zu sein, die den Himmel auf Erden bereitet. Schwarz sind Bestatter. Sie sind hager, blass und brechen den Toten die Knochen, damit sie in den Sarg passen. Sie warten auf jeden Tod. Die Blue Man Group hat keine Anfeindungen zu befürchten. Die deutsche Fahne geht auf die Weimarer Republik zurück. Die schwarzen Uniformen der Freikorps unter Herrn von Lützow hatten rote Aufschläge und goldene Knöpfe. Preußisch kurzer Prozess. Menschen in einheitlichen Uniformen symbolisieren die Einheit des Landes. Die Forschung, also die Farbenlehre hat den Einheitsgedanken ruiniert. Wofür steht die CDU? Die BSR steht für Wärme, Nähe und Witz, denn orange ist eine wärmende Farbe. Welche Farbe wählte die CDU aus? Wir werden langsamer, weil die Algorithmen Farben vorgeben, die angeklickt werden. Frau Maischberger will nach George Floyd 5 Minuten über Rassismus in den USA reden. Die BILD bemerkt, dass die afroamerikanischen Gäste fehlen. Sie beschreibt, dass George Floyd, der Schwarze, neben Herzproblemen auch Corona hatte und Medikamente nehmen musste. Im Film sieht man den Officer ohne Maske. Vielleicht hat er George Floyd angesteckt? Kurzer Prozess. Weiß reflektiert das eigene Licht und so fragt die BILD in einem anderen Artikel, warum man Jeffrey Epstein (Sexualstraftäter) leblos zeigt. Carolin Emcke schreibt über Rassismus in den USA; und der dekorierten Philosophin will nicht einfallen, dass deutsche Politiker sich seit 75 Jahren mit "NIE WIEDER" eincremen, sich darin suhlen, dass sie in Konzentrationslagern knien und Kränze legen, dass sie Mein Kampf in die Schulklassen liefern wollen - und gleichermaßen keine afroamerikanischen oder afrodeutschen Politiker finden können? Schwarze wollen, wie die Farbe, nur absorbieren, nichts reflektieren?

Die Metaebene

Der Internetschwarm wird sich schon bald auf die nächsten Hashtags stürzen. Von #meetoo zu #fridaysforfuture zu #stayhome zu #blacklivesmatter. Die Geschichten, die die Welt ausmachen, sind Spielzeuge, die ganz schnell wieder in die Ecke geworfen werden. Wenn ich George Floyd wäre, würde ich auf dem Boden liegen und wissen, dass mich ein Mensch beim Sterben filmt. Er diskutiert moderat mit einem Policeofficer. Auf meinem Hals kniet ein anderer Officer, der sich, während er mir mein Leben nimmt, filmen lässt. Von oben würde ich mir die Ausschreitungen in meiner Heimat ansehen. Polizeiautos werden umgeworfen, Zeug wird in Brand gesetzt, Menschenbarrikaden werden von Polizeiautos überfahren, Menschen überfahren Menschen, Menschen schlagen sich, Menschen besprühen Wände. Alle filmen alle. Sie können ihre Filme nicht beschreiben. So bleiben humanoide Fragmente: fuck, bitch, motherfucker, what the fuck…Das sind ihre Abschiedsworte für mich. Lady Di wurde stilvoller verabschiedet - sie war mit einem Ausländer zusammen und wurde im Leben getrieben und gejagt. Im Internet sehe ich Bekundungen, die nicht an mich gerichtet sind. Black Lives Matter - kurz #blm. Aus meiner neuen Perspektive fällt mir ein Interview mit Withney Houston ein. Sie wurde von einer Reporterin darauf angesprochen, dass sie den Popbereich verlässt und den Soul sucht. Withney Houston antwortet: "I am Soul. I'm not searching." Dann wird mir klar, was Soul meint. Es ist kein Herzchen, das man drückt, kein Account, den man anfüllt, keine Musikrichtung, die man aussucht. Ein Leben ohne mich, ohne die anderen ist Soul. Rosa Parks war nicht schwarz. Sie war selbstbewusst. Dr. Martin Luther King war nicht schwarz. Er war selbstbewusst. Malcolm X war nicht schwarz. Er war selbstbewusst. Barack Obama ist nicht schwarz. Er ist selbstbewusst. Prince war nicht schwarz. Er war selbstbewusst. Lenny Kravitz ist nicht schwarz. Er ist selbstbewusst. Muhammad Ali war nicht schwarz. Er war selbstbewusst. Ich finde ein Buch von Ibram Kendi. Er schreibt, dass viele Amerikaner nicht wissen, dass sie Rassisten sind; dass sie die Interessen der Elite verteidigen. Können Menschen ohne Bewusstsein Eliten verteidigen? Ein Vertreter saß 8 Minuten auf meinem Hals. Ein anderer filmte 8 Minuten mein Sterben. Ist Elitäres ohne jedes Bewusstsein? Soul ist das nicht. Am Rande bemerke ich, dass die Pandemie in Paris ausgesetzt wurde. Tausende demonstrieren für eine Sache, die sie schon morgen wieder vergessen haben. So bleibt mein Tod eine Familientragödie. Mein Tod wird sich, wie eine Schraube, durch meine Tochter drehen. Sie wird es überleben - aber wie? Das meint Soul.