Das Schleichende

Es beunruhigt mich extrem. Henryk Broder steht vor dem Amtsgericht Duisburg. Gegen ihn wurde ursprünglich ein Haftbefehl erlassen! Ein Mann wird von einer Frau angezeigt. Die wohlgemerkt deutsche Staatsanwältin ermittelt. In der Klageschrift befindet das Gericht: "Der Angeklagte habe beabsichtigt, seine Missachtung gegenüber der Geschädigten kundzutun und sie in ihrer Ehre zu verletzen." Einziger Beweis ist merkwürdigerweise ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 2016, in dem sich Herr Broder mutmaßlich diffamierend geäußert haben soll. Die Staatsanwältin hat keine Beweise. Die Zeugin erscheint nicht zum Gerichtstermin. Die Verhandlung dauert 10 Minuten. Die Ehre. Dieses Wort aus dem Mund einer deutschen Richterin klingt schauderhaft anbiedernd. Niemals hörte ich dieses Wort - weder von einer Feministin noch von einer konservativ-klassischen Frau. Hans Moser sagte in seinen Filmen: "Habe die Ehre…küß die Hand 'gnä Frau." Ginge es um die Ehre einer explizit muslimischen Frau, dann gehe ich mit dem aufgehenden Stern am Himmel des Journalismus, Herrn Constantin Schreiber, konform: "Antisemitismus als Kollateralschaden ist bedenklich." Ich persönlich danke den Muslimen aus tiefstem Herzen, denn die Ehre hat etwas mit einer Haltung zu tun. Eine Haltung wurde in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg offenkundig nicht eingenommen. Die Ehre ist ein festes Fundament, das man zu betreten weiß, weil jeder Mensch die Spuren erkennen und ablesen kann. Wie soll ich einen Justizapparat finden, der ohne Beweise Haftbefehle erlässt? Demokratisch?