Mein Berufsbild wird politisch zerstört

Mein Beruf wurde negiert und ignoriert, veralbert und verhöhnt, heute politisch verkauft und verraten. Nicht ich habe Lust auf Politik. Die Politik hat Lust an der Spaltung und Fledderung meines Berufsstandes. Bestatter und Bestatterinnen sind Handwerker, angesiedelt im Bereich Kultur. So würde ich das kurz und verständlich beschreiben. Der erste politische Schnitt erfolgte mit dem Wegfall des gesetzlichen Sterbegeldes. Ich erinnere die Barmer Ersatzkasse, die um die 3000,—DM leistete. Dann leisteten Krankenkassen Einheitssterbegelder, in Höhe von 2.100,—DM, die sich in 1.050,—€ verwandelten, auf 501,—€ sanken, um schließlich wegfallen zu können. Der Bestatter ist der neue boiling Frog, den es im Handwerk zu zerkochen gilt. Bestatter sind zu teuer! Falsche Formel. Die Handwerkskammer hat es nicht bemerkt. Städtische Friedhöfe werden die Moderne nicht überleben. Standesämter bleiben gnadenlos unterbesetzt. Der kulturelle Teil meines Berufes wurde mit den "Körperwelten" lächerlich gemacht. Der Bezirk Mitte klagte gegen das Menschen Museum am Alex. Die Stadt Berlin wirbt auf Berlin.de mit einem Menschen Museum. Die Wortwahl erinnert mich an eine politisch andere Zeit. Das Menschen Museum drückt auf neurotische Weise aus: "Wir, in Berlin, stellen Menschen aus, die tot sind!" Das ist mehr als nur fragwürdig, denn nicht nur trauernde Menschen wissen sich mit einem Baseballschläger getröstet. Städtische Krankenhäuser schmeißen tote Menschen auf den freien Markt! Sie schreiben relevante Abteilungen öffentlich aus. Politiker einer Hauptstadt scheinen seit Jahren zu glauben, dass der dokumentierte "Berliner Filz" ein großes Kompliment ist. Politiker einer Hauptstadt scheinen zu glauben, dass die Prägung "Vetternwirtschaft und Korruption" eine Tradition ist, die man pflegen muss. Jene Traditionalisten spielen die Sparer vor. Tatsächlich öffnen sie Hintertüren; und sie bemerken es nicht einmal. Und natürlich springen meine Berufskollegen ins kochende Wasser - ohne die zweite Meile zu denken. Gesetze werden ausgehebelt. Anfällige städtische Kliniken, die seit Jahren im Fokus der Staatsanwaltschaft stehen, sind kein Renommee für ein besseres Bild meines Berufsstandes. Ich habe Herrn Wowereit (SPD) jedes Wort geglaubt, als er sagte: "Berlin bleibt billig."