9-jährige Rednerin

Ein 9-jähriges Mädchen hält die Trauerrede für ihre Mutter. Sie stockt an vielen Stellen, aber sie zieht es durch. Das Mädchen steigt in zu große Schuhe und sie läuft los. Eine kleine Erwachsene. Welche Türen werden sich nach dem Tod ihrer Mutter für sie öffnen? Sie wird eintreten, wenn ihr jemand die Tür öffnet. Wer wird dieser jemand sein? In der digitalen Zukunft öffnen sich viele schräge Türen. Wie wird sie über Eltern denken, die ihre Kinder ausstellen, wie Affen in einem Zoo. Teile Deine Welt heißt schon heute verdiene Geld durch Werbeeinnahmen. Hunde und Kinder laufen im Internet wie geschnitten Brot. Ihre kleinen Unfälle steigen wie Aktien. Die Ernte kann keine Liebe sein. Das ist klar. Die Tiefen fehlen. Die Empathie für das eigene Kind fehlt. In Amerika werden auch echte Geschichten erzählt. Die Masterclass, der Red-Table, sogar Michelle Obama erzählt Geschichten. In Deutschland werfen Menschen nur leere Amerikanismen um sich. Die deutsche Sprache ist peinlich. Tiefen sind peinlich. Seit fünf Jahren beobachte ich am Am Lokdepot Eltern. Sie gaukeln ihren Kindern vor, dass sie auf dem nobelsten Spielplatz mit ihnen spielen. Sie sitzen auf der Eingangstreppe, missbrauchen meine Terrasse als Laufgitter, stellen ihre Kinder ab und reden, reden, reden. Am Ende des Tages glauben sie selbst: "Wir waren heute auf dem Spielplatz. Das war toll." Sie posten Bilder ihrer Schlüsselkinder, die keine Schlüssel mehr haben. Kindesmissbrauch meint, dass ein Kind nur für die eigenen Zwecke missbraucht wird. Viele Eltern schieben ihren Kindern die Schuld für ein Stören zu. Dabei sind sie es, die ihre Kinder abstellen. Sie stören. Die Kinder aus dem Haus spielen zusammen auf dem Hinterhof. Sie kennen sich. Sie bauen. Sie entdecken den Wasserhahn. Sie graben und buddeln. Sie malen sich an. Sie wissen ihre Eltern im Zuhause. Alle haben sich verortet und nach einer Weile kannten die Kinder eben auch meinen Namen. Sie kamen selbst nie auf die Idee, ihre eigenen Arbeiten zu fotografieren, um sich und ihre Freunde auf Internetportalen zu posten. Sie sind so tief in ihren Spielgeschichten und Konstruktionen versunken, dass jedes Stören einer Foltermethode gleichkäme, die alles an die Oberfläche reißen muss. Wie fühlen sich Kinder heute wirklich? Wie fühlen sich Jugendliche? Welche Türen öffnen sich für sie? Haben sie Ängste? Sind sie froh, wenn sie durch jede fremde Tür schreiten können? Sind ihnen ihre Eltern peinlich? Schämen sie sich für ihre Eltern? Hätten sie gerne andere Eltern, die reicher, klüger und erfolgreicher sind? Wie denkt ein 9-jähriges Mädchen nach der Trauerfeier ihrer Mutter über die Gesellschaft? Ich finde keine ehrlichen Plattformen, die darüber Auskunft geben.