Europas Sterbebegleiter
19/01/20
Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, gegründet am 25. März 1957, dachte sich ein Unternehmer aus. Er arbeitete im Unternehmen seiner Familie - Abteilung Rüstunsgkooperationen. Jean Monnet entwickelte die Pläne für den Zusammenschluss der westeuropäischen Schwerindustrie. Er wird heute der Architekt Europas genannt. Das findet sich nirgends bestätigt. Er war ein Unternehmer - das kommt von unternehmen. Er war kein Politiker. Kein Politiker hat sich die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft ausgedacht. Auch Helmut Schmidt saß nicht an einem Kamin, rauchte und skizzierte Europa. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft war ein lebendig unternehmungslustiges Kind. Es war kontaktfreudig. Es konnte Menschen verbinden, Firmen verbinden. Es konnte Handwerk verbinden. Deutsche wollten Europa entdecken, wie der skeptische Rechtsanwalt und Philosoph Michel de Montaigne. Deutsche wollten, wie er, ins Unbekannte reisen, in Gasthäusern rasten und ruhen. Sie beschrieben, wie er, schlicht und einfach, was sie sahen, was sie fühlten, was sie schmeckten, was sie hörten. Für mich ist Michel de Montaigne, jenseits der Résistance, ein Träumer, der in einem gesellschaftlichen Korsett, eng und unbequem, gefangen war. Er musste ausbrechen, setzte sich in eine Kutsche und machte seine Reise. Der softe Rebell wollte seine Schamgefühle nicht ablegen. Nie tanzte er fremde Tänze. Nie übernahm er fremde Kleidungsstile. Nie nahm er Kochrezepte an sich. Er beobachtete. Er dichtete nicht. Er beschrieb, was er sehen konnte - nicht, was er sehen wollte. Er war kein Politiker und doch beeinflusste er. Heute gibt es blinde Passagiere. Sie machen irgendwo in Europa ein Foto und schreiben Finnland darunter. That´s it. Das ist Finnland. Ein Foto. Ich unterstelle Folgendes: Wenn nach der EZB nichts mehr kommt, dann sind Politiker Nationalisten. Wenn europäische Gesetze/Steuergesetze, enorm teuer in der Erstellung, keine Anwendung finden, dann sind Politiker Nationalisten. Wenn französische Demonstranten, mit ihrer politischen Tradition, berechenbare Gelbwesten werden sollen, dann sind Schreibende Nationalisten. Wenn es keine Friedensverträge geben soll, dann sind Politiker Nationalisten. Ergo ist die Spekulation über rechte und linke Wähler eine Spekulation der Nationalisten. In Deutschland fürchtet jeder Politiker die Auflösung des Nationalstaates, in dem er schlicht bezahlt wird - von Menschen, die noch immer die deutsche Krankenversorgung rühmen, die in Australien immer kostenlos war. Politiker bangen um ihre Arbeitsplätze! United States of Europe stirbt, weil immer nur politische Nationalisten Sterbehilfe betreiben. Michel de Montaigne wäre lieber in seinem Korsett gestorben. Nie hatte er vor, dass Gesehene zu ersticken oder abzutöten. Das war nicht die Idee für seine Reise. Deutsche Politiker denken klein - in der größe einer Erbse. Das ist nicht nur peinlich. Es ist gefährlich.