Die Verdrehung der Empfindsamkeit

Ich wurde gefragt, warum ich Berlin schlechtmache. Die Frage ist kindisch kapriziös und zeigt, dass der Frager unempathisch ist. Die Fähigkeit, in die Tiefen zu denken, wurde ihm im Internet erfolgreich abtrainiert. Bei den Standesämtern gibt es keinen Konsens darüber, wie die Urkunden bezahlt werden können. Mal soll ich Partnern meine ec-Karte mit PIN überlassen. Mal soll ich bar zahlen. Mal bekomme ich eine Rechnung. Es gab ein Computerprogramm, das Bestatter selbst bedienen sollten, allerdings sollten sie dafür bezahlen. Dieses Testprogramm wurde wieder eingestellt. Wahrscheinlich war es teuer. Vor Jahren gab es Demonstrationen vor dem Standesamt Spandau, weil die Urkundenbearbeitung sehr lange dauerte. Da die SPD so unglaublich empathisch ist, dürfte klar sein, dass an den Urkunden Waisenrenten, Lebensversicherungen, Kontozugänge und Renten hängen - also der Lebensunterhalt von Menschen. Die Bürgermeister verkauften die Stadt, setzten sich in Vorstände. Ich hatte eine Kundin, deren Mutter verstarb. Nach der Bestattung ergab sich ein Guthaben. Für die Auszahlung des Guthabens bat ich um einen Erbschein, da es zwei weitere Brüder gibt. Die Mitarbeiterin des Amtsgerichtes sagte meiner Kundin: "Ach, 400 Euro sind doch bloß Peanuts. Da ist ja der Aufwand teurer." Ich rief die Dame beim Amtsgericht selbst an und sie sagte gleichgültig: "Lassen Sie sich eine eidesstattliche Versicherung ausstellen. Da sind sie bei diesem kleinen Betrag auf der sicheren Seite. Wir reden hier ja nicht über 4.000 Euro." 400 Euro sind Peanuts. Das sagt mir zunächst, wie die Stadt über fremde Gelder denkt. Die Hinterbliebene, also meine Kundin, arbeitet selbst im Dienst der Polizei. Springt dieses Peanutsdenken der Boni-Manager nun über? Ist Herr Gabriel - im Vorstand einer Bank - der Influencer? Ich sehe seit Jahren, dass das städtische Wesen aus der Form gebracht wurde. Ein Baustadtrat klebt für 1 Million Euro gelbe Punkte in die Bergmannstraße und dem gesamten städtischen Wesen fehlt das Gesicht. Die Warteräume, die Entrees, die Toiletten in öffentlichen Gebäuden, uralte Möbel? Egal. Koordination der Baustellen, um Berlin ein Gesicht zu geben? Egal. Schulen, Kitas, Parks, Springbrunnen? Egal. Verblassende Verkehrsschilder? Egal. Absurd unlogisch aufgehängte Straßenschilder? Egal. Telefonate und Mailverkehr aus dem öffentlichen Dienst heraus, um Papier zu sparen? Egal. Eine schlaffe und gleichgültige Stadtführung färbt ab. Schlechte Angewohnheiten einer Stadtführung werden übertragen! Warum sollten Mitarbeiter hochmotiviert aber unterbelegt schuften, wenn sich der Bürgermeister im Vorstand der Charité betätigt? Warum sollten sie mit schlechter Technik freudig arbeiten? Ich denke, dass Frau Giffey wirklich nett ist. Ich befürchte aber, sie hat nicht den nötigen Wumms drauf.