Nachrufe

Larry King ist am 23.1.2021 verstorben. Und sofort hat Wikipedia Mr. Kings Eintrag aktualisiert - wie ein Steinmetz, der nur noch das Todesdatum einsetzen muss. Herr King, viele Menschen kennen ihn nicht, wurde 1933 in New York geboren. Er moderierte auf CNN die Talkshow Larry King. Ich mochte sein Outfit, das ihn zum konsequenten Lou Grant machte. Er war nur dünner. Hemden, Hosenträger und Antikrawatten signalisieren überall auf der Welt, dass die Arbeit wichtiger als der "Schrott" ist. Mich amüsierte köstlich, dass er im Studio meist vor einer beleuchteten Weltkarte saß, also die Welt in sein Studio holte, also die ganze Welt. Das Interview mit Madonna und ihrer quietschenden Jacke war extrem humorig, so auch das Gespräch mit Tina Turner, die doch tatsächlich Schweizer Staatsbürgerin wurde, die doch tatsächlich ihre US-Staatbürgerschaft ablegte. Spitzenpolitiker, meist die Eliten der G20, waren auch bei ihm. Ergo: Je berühmter Dein Umfeld desto legendärer Du selbst. Ich wage es zu bezweifeln. Willi Winkler schrieb in der Süddeutschen, dass Larry King ein Nationalheiligtum war, weil er sie alle hatte. Der Spiegel schreibt: "Die Legende ist tot." Auch dort weiß man, dass Larry alle hatte; und mit der Lindner'schen Strategie wird erklärt, dass nicht seine vielen Frauen gemeint sind. Alle stellen schnell klar, dass Larry King eigentlich Lawrence Harvey Zeiger hieß. Der CNN wusste, dass man mit sO einem Namen nicht groß werden kann. Die Legende muss gebastelt werden und die Waschküche in Deutschland schreibt Nachrufe, ohne zu bemerken, dass King nicht King war. Willi Wacker hätte sicher einen sinnigen Nachruf geschrieben. Betagte Stammtischtauben zwitschern auf Twitter, dass Larry King, eigentlich Mr. Zeiger, ein ganz Großer war, ein so Menschlicher. Lyrischer Dünnschiss prophezeit, dass die Toten im Himmel auf ein Interview mit ihm warten. Den jungen Menschen muss man erklären, dass die Fakes vor dem Zeitalter des Internets nicht in dem heutigen Maße aufflogen. Insofern waren die älteren Menschen, also auch ältere Journalisten stets tief beeindruckt, weil sie selbst nur Winkler hießen. King ist DAS Götzenbild, das Journalisten lieben. Wichtig für meine Hinterbliebenen und für meine Ausbildung in meinem Beruf ist die Analyse der Heuchelei und der Trickserei. Ein Mann in der Öffentlichkeit ist nicht zwangsläufig eine Legende, weil er seinen Namen verkauft hat. Entweder man hütet einen echten Namen, was zu Zeiten von Larry (Zeiger) King noch ging - oder man eröffnet und zelebriert am Ende des Lebens den richtigen Namen eines Menschen, damit der Verstorbene bei seinem Namen gerufen werden kann. Ich hoffe nur, dass Kamala Harris nicht Inge Pasulske heißt, denn dann wäre auch das Mantra der Vielfalt ein Fake. Wer kann einer Gesellschaftsform glauben, in der Italiener Sylvester Stallone heißen müssen, um in einem Beruf erfolgreich sein zu können? Larry King war das sicher egal; er wollte arbeiten. Und doch hätte er seinen Namen nicht verkaufen sollen. Heute fällt es dem Sender CNN vor die Füße. Die Wahrheit kommt einfach immer ans Licht. Deutsche Journalisten lassen sich blenden. Das ist eine von vielen Wahrheiten, die mit dem Tod eines Menschen in den Vordergrund treten.