Trauerndes Deutschland

Kürzlich sagte eine Kundin zu mir: "Wir bezahlen hier nur noch den Apparat." Die Sorge um Zukunft wird immer auch an Tischen von Bestattern besprochen. Denn der Boden wird in einem Todesfall unter den Füßen weggezogen. Das gewohnte, vertraute Feld ist schlicht weg. Kein Hinterbliebener hat jemals davon geschwärmt, wie effektiv die Behörden arbeiten, wie spontan die Kirche Seelsorge betrieben hat, wie wunderbar die Krankenkassen kondolierten und zügige Abrechnungen fertigten. Wenn sie loben, dann loben sie die schnellen und netten Krankenpfleger und Krankenschwestern. Sie loben keine Chefärzte, keine Pharmakonzerne, keine Techunternehmen. Sie erkennen die Überlastung der Pflegekräfte, die durch Profitsucht ausgelöst wird. Auch wenn Sie Karten für die Trauerfeier online bestellen, bleibt der Beigeschmack der Dienstleistungswüste. Sie sind in der Trauer ihre eigenen online-Dienstleister. Sie stellen ihre Texte in eine Maske. Der Postbote hat den Umschlag nicht geknickt. Er hat mitgedacht und ihn bei einem Nachbarn abgegeben. Die Techunternehmen zeigten während des US-Wahlkampfes, dass sie ein Staat im Staat sind. Sie zogen ihr Geld aus den US-Märkten. Sie kauften sich in Deutschland ein. Joe Biden wird als Sieger gefeiert und die Aktien steigen. Die Anleger holen ihr Geld zurück ins Land. Die Regulierung mit Internetkonzernen sind Deals. Wenn WhatsApp die Verschlüsselung entfernt… können Politiker schließlich Terroristen fangen. Dieser Begriff wird dehnbar. Es sind einfache Deals. Wir sind seit Jahren in einem Snowden-Krimi; und deutsche Politiker schlafen. Die Süddeutsche Zeitung titelte während des US-Wahlkampfes: "Ist Florida das neue Ostdeutschland?" Menschen aus Ostdeutschland haben ein Gespür für Apparate, die jeden abhören können, die immer nur Feinde und Terroristen suchen. Im Apparat Deutschland scheinen Politiker zu verschwinden. Die Grünen bekommen nicht einmal in ihren berliner Bezirken eine konsequente Grünbepflanzung hin. Die Straßeninsel vor dem CDU Palast, direkt gegenüber von KPMG, wird wunderbar bepflanzt und gepflegt. Mich erschreckt, wie simpel und öffentlich politische Deals zum Beispiel im Handelsblatt erkennbar werden. Mich erschreckt, wie einfach deutsche Politiker stricken, wenn sie mit Konzernen verhandeln. Sie sollen ihre Steuern bezahlen. Uh, was eine monströs politische Idee der Linken. Mir wäre es lieber, sie würden mich nicht abhören können. Mir wäre es lieber, stabile Politiker zu finden, die nicht auf Abhörmöglichkeiten abfahren. Ich denke, dass Deutsche aus der Geschichte gelernt haben. Sie lehnen Monopole ab - auch einsame politische Spitzen. Sie reagieren äußerst empfindlich auf einen schlafend satten Apparat und sie lehnen Bespitzelung kategorisch ab. In Deutschland sind sogar Wahlen ein Trauerspiel. Warum eigentlich?