Der gute Geschmack

Es gehört immer noch zum guten Geschmack dieser Gesellschaft, dass hinterbliebene Partner/Partnerinnen oder Ehepartner/Ehepartnerinnen nicht inmitten ihres Trauerfalles eine neue Beziehung eingehen. Voraussetzung ist natürlich eine gelebte echte Liebe und Verbundenheit. Das Trauerjahr gehört zur Kultur des Landes und es ist auch Teil der Wertekultur. Es gehört zum schlechten Geschmack, wenn sich Kinder das "Erbe" ihrer Eltern zu Lebzeiten auszahlen lassen und sich im Beisein ihrer Eltern um Haushälften streiten, Steuersparmodelle vorführen, um den Deal in die Tasche zu bekommen. Das gehört nicht zur Kultur des Landes. Hierfür gibt es brandgefährliche politische Vorbilder. Der Gesundheitsminister kauft sich mit seinem Lebenspartner eine Villa in Berlin, die mehr als 4 Millionen Euro kostet. Die Corona Krise beutelt Ärzte, die rund um die Uhr arbeiten, Sitzungen mit Kollegen durchhalten müssen. Sie ackern wie die Pferde, um Trauerfälle zu verhindern. Krankenschwestern müssen ebenso hart assistieren. Sie agieren in einem "Krieg". Jens Spahn geht mit seinem Partner zur Bank. Der Kredit könnte die Steuerlast senken und die Sanierung der Villa ebenfalls. Ich finde sein Benehmen und sein politisches Verhalten geschmacklos. Ebenso geschmacklos finde ich Journalisten, die seit Jahren das Arbeitspensum eines Politikers auflisten müssen. Das gesamte klinische Personal sieht komplett ausgelaugt aus. Ich meine hier natürlich nicht die Inklusionisten der Pharmaindustrie in den Chefetagen. Ich meine Mediziner, die ihren Beruf lieben, die ihre Stimme niemals heben werden, weil sie unter allen Bedingungen heilen werden; auch In Zelten mit Notstromversorgung. Das ist ihre Natur, die ich nobel und extrem geschmackvoll finde. Sie sind Teil einer Wertekultur. Sie operieren Stunden. Sie ruhen zwischendurch auf Notliegen. Sie vergessen nicht selten, ihre Überstunden abzurechnen. Sie essen in der Kantine eines Krankenhauses. Jens Spahn kauft sich mit seinem Ehepartner eine Villa. Krankenschwestern sollen zu ihm aufschauen. Sie sollen heucheln. Der Krisenmanager soll bewundert werden. Krank ist die Rethorik zu nennen, die tatsächlich in dieser Zeit Neid unterstellt. Die Kurzarbeiter sind neidisch auf Jens Spahn! Mit dieser Unterstellung wird er leider kein echtes Vorbild. Mit dieser Unterstellung wird ein künstliches Vorbild oktroyiert. Das ist eine unterirdische Geschmacklosigkeit, die leider auch billige Nachahmer finden wird.