Kondolenz

Ein Vorbild für eine authentische Kondolenz ist Viktor von Bülow. Am 29.10.2007 sollte eine Aufzeichnung mit Evelyn Hamann in der Sendung Beckmann ausgestrahlt werden. Einen Tag zuvor, am 28.10.2007, verstarb sie. Die Sendung wurde nicht abgesetzt. Sie wurde mit einem Vorwort von Viktor von Bülow bereichert und das ging so: "Gestern Nacht hat uns Evelyn Hamann verlassen - und es fällt mir schwer, Worte zu finden für meine Trauer. Mit Evelyn habe ich eine treue Partnerin verloren; und wir alle eine wunderbare Schauspielerin, der es immer gelang, die heiklen Seiten des Lebens durch Komik zu überwinden. Liebe Evelyn, Dein Timing war immer perfekt. Nur heute hast Du die Reihenfolge nicht eingehalten… na warte!" Viktor von Bülow, geboren 1923, führte seinen eigenen Tod an, denn Evelyn Hamann wurde im Jahr 1942 geboren, war also jünger als er selbst. Er war ruhig und sehr ernst, schloss aber seine Kondolenz mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen und der Gewissheit auf eine Revenge. Er wurde in Brandenburg geboren und wuchs in Berlin auf. Ein Brandenburger war es, der sehr früh die Beamtensprache hinterfragte und sich wunderte, warum wir überhaupt eine Beamtensprache brauchen: "Rasen betreten untersagt." Er erkannte und schätzte eben auch Evelyn Hamann und er ließ sie in allen nur erdenklichen Figuren scheinen. Er war kein männlich protzender Förderer. Er war ein penibler Diamantenschleifer. Er war DIE Marke ohne Label. Evelyn Hamanns Karriere ging nach Loriot steil bergauf. Sie war niemals property of oder made by Loriot. Sie war ein einzigartiger Diamant. Sie war perfekt. Sie hatte Schliff, Humor, Freundlichkeit, Biss, Perfektionismus und Größe. Brandenburg bringt also feinsinnig humorvolle Menschen hervor, die, wenn sie kondolieren, sogar eine Geschichte beginnen lassen. Viktor von Bülow hat der verstorbenen Evelyn Hamann das überdauernde Strahlen eingeräumt - mit nur zwei Worten: "Na warte".