Die Sonne visualisieren
15/01/21
Wir leben seit vielen Jahren in einem Panicroom. Das ist in unseren Breitengraden eher ein innerer Raum. Menschen haben und hatten zu jeder Zeit Panik. Die Panik vor engen Räumen, vor weiten Räumen. Junge Frauen haben Panik vor Essen. Busy-People ziehen die Panik an und alles beginnt mit der falschen Atmung. Die Schnelligkeit macht die Atmung flacher. Der Bauch füllt und hebt sich nicht mehr. Angstmenschen, die einen Ruf zu verlieren haben, atmen nicht ein. Sie prusten und pressen ihren Atem aus. Niemand soll den Schmerz sehen. Schwäche ist peinlich. Medien wollen Panik vermeiden und verbreiten Panik. Sie pressen und prusten die Nachrichten heraus: "2 Millionen Menschen sind weltweit durch eine Covid-Infektion gestorben." Sie berichten von einer Übersterblichkeit. Gefährliche Worte können Panik verbreiten! Fachzeitschriften differenzieren, denn jährlich, also jedes Jahr, sterben weltweit 55,4 Millionen Menschen. Fotos von Särgen, über denen eine schwarze Folie hängt, sind in Fachzeitschriften undenkbar. Man stelle sich die Apothekerzeitschrift pietätlos vor. Nicht möglich. Leider werden jene Todesopfer kategorisch unter den Teppich gefegt, die sich erst in Kliniken mit dem Coronavirus infizierten und nur dadurch an Covid starben. Die pauschalen Lockdown-Methoden werden das vor langer Zeit zerhackte, auf Profit eingestellte Gesundheitssystem nicht zurückzaubern. Darüber redet die Gesellschaft nicht. In diesem Fall kann man nur das Pflegepersonal beschulden, weil man das System, fast schon zwanghaft, decken muss. Das beschreibt, dass eine Gesellschaft unter herrschenden Bedingungen immer mutiert; sie verändert sich unbewusst. Zeitzeugen, nun in einer Pandemie, müssen wahrscheinlich mutieren. Sie sind anders, verändert. Also müssen es die nächsten Generationen genauer betrachten und besprechen. Heute war ich in der METRO, um Bürobedarf zu kaufen. Um in die Einkaufshalle zu kommen, hält man seine datengefüllte Kundenkarte unter einen Scanner. Vor mir zeigt eine Art digitale Stechuhr an, dass 36 Kunden in der Metro sind; und sie zeigt an, dass ich die 534ste Kundin bin. Im Geiste simuliere ich einen völlig hysterischen Anfall. Im Geiste renne ich, gut gekleidet und unbewaffnet, wild durch die Gänge und reiße mir die Maske vom Gesicht. Während ich panisch auf einen Stapel Paletten springe, rennen 36 Kunden davon. Ich wirke auf Menschen wie ein mutiertes Infektionsrisiko. Vor der Pandemie hätten 36 Menschen an einen sich anbahnenden Flashmob gedacht. Der Abteilungsleiter wäre zu mir gekommen. Er hätte mich gebeten, mein Verhalten zu ändern. Nun aber sieht er mich, die Kundin 534, auf seinem Bildschirm. Er ruft den Sicherheitsdienst und dann hat er einen Blitzeinfall: "Meine Kunden scanne ich auch nach der Pandemie." Er ist als Zeitzeuge bereits mutiert. Er vergisst die gute alte Flashmob-Zeit. Mein jahrelang ziviles Benehmen ist unwichtig geworden, weil es nie in einem Großmarkt gefilmt wurde! Der Daueralarm, die grenzwertig und pietätlose Panikmache in den Medien, führt dazu, dass ich nach der Pandemie mit meiner gesamten Arbeit bei Null anfangen muss. Menschen atmen im Moment aus. Sie halten durch. Sie schotten sich ab. Enorm viele Menschen haben seit einem Jahr keine Berührungen erfahren. Der geschäftlich händische Gruß - schon heute komplett verlernt. Die gesamte Körpersprache hat sich verändert. Viele Menschen haken aus. Der 18-jährige Junge im Bus, der keine Maske tragen wollte und um sich schlug, war sicher erst der Anfang. Der Markt mutierte schnell. Auch die öffentlich rechtlichen Anstalten mutierten. Home-Office war vor einem Jahr noch undenkbar. Es war auch undenkbar, dass die öffentlich rechtliche Rundfunkanstalt Gerichtsbeschlüsse ignoriert. Das Heute ist bereits eine Mutation, die gestern undenkbar gewesen wäre. Wer die Toten respektlos in einem Sarg fotografiert, wer ins Krematorium rennt, um massenhaft Särge für ein Titelblatt zu fotografieren, der ist bereits mutiert und völlig ausgerastet - der verspielt heute den Titel Journalist.