Reichtum und Tod

Er war so lustig! Er wurde mit Awards ausgezeichnet. Er war in Hollywood ein gern gesehener Gast. Er hatte eine lange und gute Karriere. Seine Gabe ließ ihn scheinbar ganz einfach in Rollen schlüpfen. Er muss bei den vielen Filmen reich gewesen sein. Er hat sicher das Geld streckenweise rausgeworfen, angelegt oder gespart. Er muss auf Reisen gewesen sein. Er traf viele berühmte Menschen. Es gab keine Skandale. Er hatte sicher mehr Raum als eine "bezahlbare" 2-Zimmerwohnung. Er hat sich politisch nicht anstrengen müssen. Auf der Sonnenseite muss man das nicht unbedingt. Und doch hätte ich diesen Mann nie kennenlernen wollen. Der Dauerkasper, der Dauerclown würde mir total auf die Nerven gehen. Immer einen ironischen Spruch. Immer eine Grimasse. Immer für einen Lacher sorgen müssend. Dann nahm sich Robin Williams das Leben. Es bewegte mich ein wenig, weil es mich nicht wunderte. Es kam mir vertraut vor. Wer kennt sie nicht - die lauten Mittelpunkt-Entertainer? "Der ist immer lustig! Lad' den mal ein!" Sie machen ihre Witze. Sie ziehen ein Programm, das sie bereits beherrscht und das sich nie allein ändern kann. Im Alterungsprozess hilft kein Reichtum, wenn das Showprogramm unverändert bleibt. Ein guter Freund sagte kürzlich: "Mein Charakter langweilt mich zu Tode. Ich muss ihn ändern!" Ich beglückwünschte ihn und versicherte ihm, dass er ein längeres und ein in jeder Hinsicht reiches Leben haben wird. Er stutzte kurz, war geneigt, seinen Plan zu ändern, machte einen reflexartig schlechten Witz. Im gleichen Moment merkte er, dass seine Witze keine Überlebenschance haben. Es klingt für jüngere Menschen sicher fremd, weil meine Generation diese zynisch ironischen Clowns-Programme so intensiviert hat, dass jüngere Menschen, auch die eigenen Kinder, es ablehnen müssen.