Ein Echo der Katastrophen

Morgen habe ich eine Trauerfeier auf einem Friedhof der evangelischen Kirche. 20 Personen dürfen in die Trauerhalle des Friedhofes. Jeder Trauerfall ist mir wichtig und ich möchte, dass die Katastrophe Todesfall - in der Pandemie und in der politischen Katastrophe Berlins - nicht katastrophal an den Hinterbliebenen haftet. Die Dame der Friedhofsverwaltung teilte mir letzte Woche mit, dass die Trauerhalle auf dem Friedhof nicht beheizt wird, weil zwischen den Zeremonien gelüftet werden muss. WOW. Meine Gäste werden morgen, am 14. Dezember 2020, während der gebuchten Stundenfeier, ihren Atem sehen. Die Temperatur wird bei höchtens 6 Grad liegen. Die gefühlten Temperaturen werden also bei 2 Grad liegen. Hinzu kommt, dass bei jeder Trauerfeier die Körpertemperatur stark sinkt, die Hände meist kalt werden, weil der menschliche Kreislauf kein Prozessor ist. Für so einen Abschied braucht es viele Zeichen und Fantasie. Möchte ich eine Wettervorhersagerin, eine Pilotin, eine Seelsorgerin werden? Nein. Ich möchte gerne meinen Beruf ausüben; und ich möchte nicht, dass Insititutionen meine Arbeit, meinen Ruf sabotieren, zerstören oder beschädigen. Die Hinterbliebenen werden sich in den nächsten 20 bis 30 Jahren, an jedem 14. Dezember, an genau jene ungeheizte Trauerhalle auf dem Friedhof erinnern. Das trübt den Abschied als Solchen, lenkt von der Verstorbenen ab. Das ist regelrecht unappetitlich. Ein Seelsorger wird sicher nicht vor Ort sein, um kalte Hände zu reiben oder wärmende Eingangsworte zu formulieren. Die Hoffnung, dass ein Bürgermeister oder eine Mutter Oberin Verantwortung in der Stadt Berlin trägt oder überträgt, habe ich aufgeben müssen. Selbstverständlich kann ich Christian Lindner von der FDP verstehen, der so klug sagte: "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren." Dieser Satz ist ein politischer Satz, der ihn zum Star des Jahrhunderts macht. Die Bilderbuchopposition, die sich gegen die Gemütlichkeit stellt, die die überbezahlten Opportunisten gründlich satt hat. Und was passierte!? Er bekam keinen journalistischen Applaus. Das muss man für einen Moment sacken lassen. Nicht die SPD zeigte Mut. Die FDP hatte Mumm in den Knochen. Ich glaube, Herr Lindner wäre ein guter Bürgermeister für Berlin. Konsequente Privatisierung, wahre Kollektivierung, ernsthafte Bewirtschaftung von öffentlichen Flächen. Digitalisierung. Handwerk auf ganz hohem Niveau. Wertvolle Arbeitskraft, konsequent ausgebildet und hochqualifiziert, auf höchstem Lohnniveau. Die neuen Siemenszüge werden im Handelsblatt nicht unbemannt beworben. Sie werden nur mit qualifizierten Mechatronikern und Elektrikern verkauft. Frau Esken kann offenkundig nicht mit Siemens-Managern verhandeln. Landwirtschaft wird als Hochkultur einer körperlich und mental gesunden Gesellschaft betrachtet. Biobauern, Ökolandwirte produzieren auf höchstem Niveau. Berlin darf kein Versuchslabor bleiben. Die Hauptstadt gehört in die Hände von Menschen, die Mumm in den Knochen haben. Im Moment wird Berlin als Standort beworben und verkauft, der sich durch niedrige Lohnkosten auszeichnet. Das ist politische Niedertracht. Berlin ist zudem die Hauptstadt von Deutschland!