Ohne jeden Zauber
08/05/21
Wo ist der Zauber, der die Menschen am Leben hält?! VW baut fliegende Autos in China. Das muss beeindruckend sein, wenn man Teil davon ist, wenn man dadurch etwas lernt, wenn man Fachleute und Visionäre trifft. Joe Kaeser fühlt sich in Russland ziemlich wohl. Eine Tochterfirma von Siemens führt mittlerweile den Markt im Bereich Windparks an, um den Strom sauber zu machen. Seine Produktionshalle muss beeindruckend sein. Das ABER und das NUR vertreibt den Zauber, die Ideen, die Innovation, das Kennen und das Wissen. Wenn das Wissen verschwindet, verschwindet auch das Tsching. Was bleibt übrig? Die pure Verbitterung. Die Härte: Eine Frau verlässt Berlin aus gesundheitlichen Gründen. Ich persönlich wäre froh, wenn die Medien nach Corona einen Krebshype fahren könnten, dann würde sich etwas verändern - so es auch nur die schlechte Luft ist. Diese Frau hat in einem Friedwald einen Baum gekauft. Dort möchte sie dereinst bestattet werden. Sie hat den einfachen und üblichen Wunsch, dass die Urne ihrer Mutter, die in Berlin bestattet wurde, ausgebettet wird und ebenfalls unter dem Baum bestattet wird. Der Zauber einer Ewigkeit, in der die Mutter ihre Tochter erwartet. In diesem Zauber muss niemand allein sein. Der Baum steht für einen grünen Riesen, der beide Toten bewacht. Die Besucher sind Eichhörnchen und Vögel und wahrscheinlich auch Waschbären. Die Mutter der Frau wurde vor einigen Jahren in einem anonymen Grab beerdigt. Bei dem Friedhof stellen wir einen ordenlichen Antrag auf Umbettung der Urne. Es gibt zwei Arten anonyme Gräber. Für Erdbestattungen und für Urnenbestattungen. Anonym meint: Diese Grabstelle wird von außen als Wiese erkannt. Sie wird vom Friedhof gepflegt. Alle anderen Bestattungsmaßnahmen und Verordnungen sind identisch mit einem sichtbaren Grab. Die Totenruhe ist einzuhalten. Die Urnen und Särge müssen, wie in allen anderen Gräbern, in einem bestimmten Abstand zueinander, also nicht übereinander, bestattet werden. Der Verwalter lehnt den Antrag auf Ausbettung ab. Ein Umzug in eine andere Stadt ist kein Grund. Erneut muss der schroffe Kontakt hergestellt werden. Die Krankheit der Tochter, das neue Baumgrab lehnt der Verwalter als Grund für eine Umbettung ab. Die Tochter möge sich an die Obgrigkeit der Organisation wenden. Sie vermutet, dass der Friedhof die Urne nicht mehr findet. Ich vermute, dass der Verwalter aggressiv und schroff ist, weil er für die Krankgeschriebenen in seiner Verwaltung einspringen muss. Es folgen schriftliche Grundsatzurteile, die die Ausbettung aus anonymen Gräbern unterbindet. Das können Sie sich mal merken, Frau Marschner." Die Tochter ruft den Verwalter an. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich habe ihr erklärt, dass ein Umzug immer ein Grund für eine Ausbettung ist, der eigene nahende Tod ist DER Grund überhaupt. Obgleich die Grundsatzurteile des Friedhofverwalters Ausbettungen aus anonymen Gräbern untersagen, erklärt er der Tochter, dass sich die Erde unter den anonymen Gräbern verschiebt; und so kann es passieren, dass Urnen übereinanderrutschen, verrutschen, also durch das anonyme Grab wandern. Dieses Telefonat fand "Dr. Röntgen" sicher pietätvoll. Ich fand es fachlich skandalös, weil ich über Jahre auch anonyme Gräber verkauft habe. Ich selbst kann nicht durch eine Wiese sehen und sich schiebende Urnen erkennen. Das Tsching verglimmt, denn schließlich müsste man einen Friedhof, auf dem Särge und Urnen unter der Erde ins jeweilige nächste Grab rutschen, schließen. Es gab durchaus Friedhöfe, die geschlossen wurden, weil der Boden zu lehmhaltig, also konservierend war. Die Frage stellt sich logisch, warum ein Friedhofsverwalter, unter einer Dachorganisation wirkend, solche Bestattungen anbietet. Ich kann Joe Kaeser verstehen. Vielleicht sollte man dem Tsching folgen?!