liderliche Zustände

Die hamburger Rolling Stones Affäre zeigt, dass nicht nur die berliner Stadtverwaltung liderlich arbeitet. Es zeigt vor allem, dass Gesetze, von innen heraus, nicht mehr gehütet werden. Die preiswerte Festwiese wird dem Veranstalter günstig überlassen. Der muss ordentlich Freikarten ins Bezirksamt bringen. Der Fachkräftemangeljargon wird zum Gesetz: "Ach, das ist doch keine Korruption. Wir haben die Karten unter "Spenden" verbucht." Ein allgemeiner Zersetzungsprozess führt dazu, dass sich Verfilzungen kultivieren. Am Ende soll der Steuerzahler das schön finden und auch mitmachen. Regelmäßig werden Friedhöfe mit lästigen Werbekugelschreibern und Werbeschirmen verseucht. Das passiert, weil die städtischen Friedhofsverwalter das supi finden: "Dann brauchen wir keine Kugelschreiber kaufen." Liderliches Gedankengut öffnet Türen für den unlauteren Wettbewerb, eröffnet die Türen für strukturelle Korruption: Freikarten als Spenden verbucht. Ich dürfte einer Standesbeamtin nicht einmal 50 Cent für einen Briefumschlag geben. Kürzlich schrieb mir ein Landesbetrieb quasi einen Erpresserbrief. Einer meiner Kunden hat Schulden. Das kann vorkommen. In einer Pandemie ist nicht jeder Google. Andere Kunden sollen nun büßen. Ich habe zunächst die zuständige Senatorin auffordern müssen, kaufmännische Fachkompetenz in diesen Landesbetrieb zu setzen. Wo kommen wir eigentlich hin, wenn Bestatter, nie Auftraggeber, Bargeld in eine Behörde bringen, die keine Rechnung gelegt hat. Wie wird das dann verbucht? Als Spende? Ich habe kürzlich einem städtischen Friedhof schreiben müssen, dass ich nicht länger die kostenlose Angestellte der Stadt Berlin bin, die sämtliche Anmeldungen durchführt. Ich habe diese Behörde auffordern müssen, ihre Kunden, die immer teure Gräber kaufen, zukünftig freundlich und möglichst mit hauseigenen Kugelschreibern zu bedienen. Der St. Matthäus Friedhof in Schöneberg kann das extrem gut. Das zeigt, dass dieser Friedhof nicht durch liderliche Strukturen zersetzt wird. Der deutsche Staat verschwendet Steuergelder. Der Bundesrechnungshof kritisierte im Jahr 2018 Ausgaben in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. In den zersetzten liderlichen Strukturen wird es dann so relativiert: "Deutschland verschwendet 1,4 Milliarden Euro. Das klingt wie ein großer Brocken. Gemessen am Bundeshaushalt von 331 Milliarden sind das nur 0,42 %." Und schon kümmert sich kein Steuerzahler um die Verschwendungen. Auf dem Kontoauszug eines Steuerzahlers wären diese 0,42 %, mit 9 Nullen auf der Habenseite, ungeheuer wichtig. Diese liderlichen Zustände machen mich ungeheuer hellhörig. Ein liderlicher Staatsapparat ist natürlich auch anfällig für eine Pandemie. Er ist anfällig für Finanzkrisen, für Klimakrisen, für Korruption. Die meisten Unfälle passieren deshalb im Haushalt, weil Berufshandwerker einen Nagel hochkonzentriert einschlagen. Womit wir bei dem chinesischen Immobilienunternehmen Evergrande wären. Die Medien druckten quasi eine Beruhigungspille. Anleger an der Börse redeten sich eine schöne Welt zurecht. Heute hat die DMSA (Deutsche MarktScreeningAgentur) die technische Pleite der Evergrande Group verkündet. Sie selbst hatten sich mit Anleihen involviert. Heute haben sie ein Konkursverfahren gegen Evergrande vorbereitet, weil die Zinszahlungen ausblieben. Sobald ein Gericht das Konkursverfahren eröffnet, wird Evergrande offiziell bankrott sein. Die DSMA veröffentlichte bereits am 29.10.21 eine Studie: "The Great Reset - Evergrande und die finale Kernschmelze des globalen Finanzsystems." Konzentrierte Menschen der Agentur bemerkten ein naives Grundvertrauen des internationalen Finanzmarktes in den taumelnden Riesen Evergrande. Internationale Banken müssen nun 197 Milliarden US-Dollar abschreiben. Ein liderlicher Staat ist sicher nicht auf einen nächsten Finanzcrash vorbereitet. Jeder Hinterbliebene weiß, was der liderliche Staat nicht weiß: Man kann nie wieder dort fortfahren, wo man aus dem Leben gerissen wurde. Das System einer vollendeten Vergangenheit funktioniert nie wieder. Diese Wahrheit muss der liderliche Staat akzeptieren; und er bastelt noch immer an einer Vergangenheit! Eine Zukunft muss jetzt entstehen.