Kunst und Tod

Mit einem Todesfall pflegen kultivierte Menschen Bilder. Ihr Werk bleibt bis zu ihrem eigenen Lebensende unvollendet. DAS verbindet Künstler und Trauernde für einen Moment. Sie zeigen beide ihre Werke. Sie zeigen beide ihre Verzweiflung, weil sie immer nur Fragmente oder Auszüge zeigen können. Künstler und Trauernde operieren in einem tollen Bereich. Sie gestalten. Sie bestimmen. Sie wählen. Sie öffnen Räume. Sie schließen Räume. Sie bauen ganze Welten in ihrem Kopf auf. Sie reisen in die Vergangenheit; UND sie reisen in die Zukunft. Aus welcher Zeit ein Werk tatsächlich stammt, wissen Betrachter von Werken nie! Ich könnte also heute ein Bild malen, das meine verstorbene Familie in der Zukunft zeigt. In zehn Jahren könnte das ein Betrachter nicht erkennen. Er müsste fantasieren, er müsste spekulieren. Er könnte tief ins Gewebe des Bildes eindringen, er könnte recherchieren. Am Ende würde er nichts wirklich wissen. Endlose Magie. Der beratende Teil von Ernest & Young wird im Jahr 2024 an die Börse gehen. Das ist keine Magie. Das ist flach und durchschaubar: Wess Brot ich ess - des Lied ich sing. Ernie & Bert sind tiefgründiger. Die Handschrift meiner Mutter war magisch. Sie war aus einem Guss gefertigt - ohne jede Unterbrechung. Sie hatte besonnene Höhen und sinnliche Tiefen, Bögen und Rundungen. Ihre Handschrift war kein Fake - heute so und morgen so. Die Handschrift meiner Großmutter kam aus einer anderen Zeit. Sie schrieb alte Lettern, fast eine andere Sprache, die ich nie wirklich lesen konnte. Sie war strikt und sie lebte ohne Nachdruck. Sie war scheinbar unscheinbar. Wenn Tiefen kamen - dann verloren sie sich nie. Ich selbst kann mich heute nur noch mit einer Tastatur demütigen. In 40 Jahren wird ein Chip flache Bilder von mir liefern können. Claudia Marschner verweigerte sich der Gendersprache. In 20 Jahren gehöre ich wahrscheinlich zur Gefahr einer bereits verschweißten Gesellschaft. Tatsächlich kann ich in der Gendersprache nicht fantasieren. Ich kann nicht in die Vergangenheit fantasieren. Ich kann nicht in eine schabloniert verpackte Zukunft fantasieren. Ich kann meine Toten nicht besuchen. Ich kann sie nicht zitieren. Ich kann Kunst nicht mehr betrachten. Ich kann keine Musik mehr hören. Die Gendersprache sagt mir: "Alles falsch. Alles Mist." Fast war es klar. Herr Scholz kann Atombomber kaufen, wenn der gesamte Kunstraum zerstört wurde. Er kann 10 Mrd. Euro dafür ausgeben. Atombomber! Mit den Dingern muss man natürlich nichts mehr pflegen! Christian Lindner sagte: "Die Zeit des Verteilens des Wohlstandes sei vorbei!" Er will amerikanisch rüberkommen. Tatsächlich klingt er noch zu deutsch: "Reichland den Reichen - wir sind die Reichen." Deutsche Politiker werden Europa niemals anführen können. Sie haben keine Kultur, keine noblesse oblige. Sie haben kein Kunstverständnis, keine Menschenkenntnis, kein Fingerspitzengefühl. Sie haben keine echte Handschrift. Sie imitieren Amerika. Das macht China auch. Europa ist, nach Afrika, der größte Kunstraum der ganzen Welt. Sogar die Friedhöfe Europas sind Kunsträume. Mal das aus!