Den Tod sollte man persönlich nehmen

Ich habe den Tod immer persönlich genommen. So kann ich im Thema klarer navigieren und besser mit Hinterbliebenen kommunizieren. Keine Unterhaltung blieb oder bleibt an der Oberfläche. Für meinen Beruf ist eine gute Erziehung und eine straff fundierte Ausbildung unabdingbar. Ich hatte das Glück, dass meine politische Bildung und Erziehung - damals war Berlin geliebt und in der Welt beliebt - von intelligenten Politischen und Politikern eingeprägt wurde. Die Träger der echten deutschen Arbeiterhände erkannten selbst, nach Jahren stetiger Ausbildung, empirischer Beobachtungen, Berufserfahrung und Lebenserfahrung, dass es, wenn überhaupt, internationale Arbeiterhände gibt. So erkennen sie heute auch an, dass es internationale Arbeiterinnen gibt. Es gab in Berlin immer einen internationalen Rassismus. AIDS spülte in den 90er Jahren eine beängstigend bösartige Homophobie an die Oberfläche, die dokumentierte, dass die Welt nicht demokratisch tickt; auch der berliner Verwaltungsapparat arbeitete nicht neutralisiert demokratisch. Berlin konnte ich immer persönlich nehmen, weil Menschen die Stadt gestalteten, weil Künstler Geist in die Stadt hauchten, weil Studierende frische Intelligenz in die Stadt brachten, weil Handwerker ihren "goldenen Boden" verteidigten, weil gute Akademiker bis heute laut denken. Sie denken darüber nach, dass Schulen Orte sein müssen, die Kinder mit unbändig kategorischer Begeisterung besuchen wollen. Berlin soll heute nicht mehr persönlich genommen werden. Berlin war über Jahre ein Profitobjekt. Heute ist Berlin unpersönlich. Das gesamte Stadtbild gibt klare Auskünfte darüber. Häuser gewinnen Preise. Der goldene Boden wurde von Investoren abgetragen. Eine Wohnung muss teuer sein, um arme Ausländer, Handwerker, Arbeiter zu vertreiben. Die Banken gehen einkaufen. Rassismus und Homophobie spülen sich wieder nach oben. Kürzlich stehe ich in der nobelsten Reinigung Berlins. Die Modemacher der Welt werden dort gereinigt, gedämpft und temperiert gebügelt. An diesem Ort wird getupft und nie gerieben. Ein Mann im grauen Anzug steht ohne jede Haltung vor mir. Er gibt eine Hose ab. Er fragt nach einem guten Schneider. "Direkt nebenan ist ein guter Schneider.", sagt der Chef des Hauses. Ich bestätige ihn. Der Mann, er könnte Richter oder Notar sein, sagt: "Naja, bei Türken kann man auch Pech haben. Die sind nicht alle gut…aber…das darf man ja heute nicht mehr sagen." Der Inhaber sieht mich an. Wir synchronisieren uns. Geschliffen blanke Züge fahren durch unsere Gesichter. Unsere Augen werden zu schneidenden Brillanten. Wir bedeuten dem Mann, der seine gereinigte Hose auf dem Boden schleift, dass er im falschen Salon ist, um seine "Fähigkeiten" darzustellen. Im Laufe des Tages bekomme ich einen Anruf von der Tochter einer Freundin. Sie bewohnt ihre erste Wohnung. Ihr Name allein verrät einen Migrationshintergrund. Die Bewohner gehen sie mit dauernden Negativkontakten an. Sie wird sogar gefragt, warum ausgerechnet eine junge Frau im Erdgeschoss wohnen muss. Sie könne doch Treppen steigen. Im Treppenhaus hört sie, wie zwei Frauen über sie lästern: "…sieht man doch, dass die einen arabischen Vater hat." Der arabische Vater kümmert sich um seine Tochter. Ich habe einen Friseurtermin in Kreuzberg. Die Inhaberin erzählt mir, dass sie seit geraumer Zeit belästigt wird. Ihre Scheiben werden berotzt, die Pflanze vor der Tür wird zerstört, Eier werden gegen ihre Fassade geworfen. Das Gay-Magazin Siegessäule scheint ein Hinweis dafür, dass Homosexuelle nicht mehr in Kreuzberg erwünscht sind. Mehrfach begegnet ihr eine Frau auf der Straße, die ihr das AfD'sche Kopf-ab-Zeichen vorführt. Ich selbst werde von einer rechtsesoterisch homophoben Anwohnerin belästigt, die lauthals behauptet, dass ich sie vergiften will. Sie kippt in der Nacht Wassermassen auf meine Terrasse. Sie ist keine Deutsche. Sie findet aber Resonanz. Ich musste nur einstreuen, dass ich eine Shisha-Bar eröffnen werde. Ein Anwalt ging in Resonanz, eine Richterin ging in Resonanz; und die Hausgemeinschaft geht in eine stille Resonanz. Jedes gesunde Kind weiß, dass man ein seit 30 Jahren erfolgreiches Bestattungsinstitut nicht in eine Shisha Bar verwandelt. Was kommt bei einer Rechtsesoterikerin nach Wassermassen? Sie wird verkünden, dass ich Schwarze Magie oder Voodoo praktiziere. Der Klassiker bei Verschraubten. In welchen Salons dieses Gesindel salonfähig sein soll, darf in meinen Salons ein Rätsel bleiben. Klar ist vielen Salons nicht, dass Europa bereits ein Ort der Sklavenhaltung geworden ist. Die unmenschliche Ausbeutung von jungen Afrikanern auf italienischen Tomatenplantagen bleibt eine Schande für die Salons der Madame Lagarde! Alltagsrassismus? Lupenreine Rassisten und Homophobe, das Gesindel rechter Salons, haben nicht die Erlaubnis und nicht einmal das Recht, unsere Namen auszusprechen.