Religion und Bestattung

Ich habe auf Friedhöfen gelernt, dass Religionen deshalb koexistieren können, weil sie sich trennen. Einen Krieg der Religionen - auf Friedhöfen - habe ich noch nie erlebt. Jede Religion und jede Weltanschauung hat seinen unpolitischen Platz, kann also Rituale pflegen. Die Parallelen sind interessant. Der Islam sieht die Ehe mit Christen und Juden vor, beschreibt für die Bestattung, dass der christliche oder jüdische Ehepartner nicht in den Grabstätten der Muslime beerdigt werden darf. Der Islam setzt sich explizit auseinander. Wenn zum Beispiel eine schwangere Frau, Christin oder Jüdin, stirbt, die mit einem Muslim verheiratet war, wird sie allein begraben, indem ihr Rücken in die Gebetsrichtung gelegt wird. Da ihr Kind als Muslim betrachtet wird, soll es in den Grabstätten der Muslime beerdigt werden. Der Islam nennt Juden oder Christen Leute der Schrift. Das Wort Ungläubige fällt in alten Schriften seltener. Die Ehe zwischen Leuten der Schrift und Muslimen wird selbstverständlich vollzogen. Ein Verwandter der Frau, der ihrer Religion angehört, schließt in ihrem Namen den Ehevertrag. Wenn sie Muslimin ist, übernimmt das ein muslimischer Verwandter. Es wird oft darauf hingewiesen, dass es einem Muslim nicht zu empfehlen ist, eine Frau von Leuten der Schrift zu heiraten, da diese Ehe die Religion und den Charakter der Kinder beeinflusst und noch andere negative Folgen hat. Ein weiser Rat, der den Frieden wahren will. Politiker stören diesen Frieden enorm. Ich selbst denke, dass Religionen zu Deutschland gehören - Deutschland aber keiner Religion gehört. Politiker, selten weise oder klug, machen Wahlkampf mit meist jungen Muslimen. Kinder werden in der westlichen Welt immer instrumentalisiert. Der Sohn des Politikers Jürgen Todenhöfer postet auf Instagram eine typische politische Spaltfrage: "Warum sollte sich jemand, der mit dem abscheulichem Terror von Nizza nichts zu tun hat, von dieser Tat distanzieren? Weil er/sie der gleichen Religionsgemeinschaft angehört? WTF? Geht's noch?" An dieser Frage erkennt man die Dummheit der Politik, die politische Menschen abschaffen möchte; gleichmaßen politisiert sie Religiöse, weil sie so schön unpolitisch sind und folgen werden. Das untermauert den Grund für eine Trennung - zwischen Staat und Religion, um den Frieden zu wahren. Warum sollte sich eine Religionsgemeinschaft von Terror distanzieren? Diese Frage stellen Geschichtsmüde in Deutschland permanent. Es wäre eine gewohnt großherzige Geste, könnten sich Menschen einer Religionsgemeinschaft von Terror distanzieren. Für deutsche Politiker ist jeder Tod nur ein goldener Zankapfel. Das ist klein und erbärmlich - geradezu jämmerlich.