Der Schuster blieb nicht bei den Leisten

Jeder kennt die deutsche Redewendung: "Schuster, bleib bei Deinen Leisten." In Amerika sagte man: "A dream without a goal is only a dream. Be you. Be true." Bliebe die Tagesschau bei ihren Leisten, könnte den Machern eine gewisse interne Spaltung auffallen. Über die Pandemie in den USA berichtet sie: "Stresstest für die US-Demokratie." Die Tagesschau zeigt Bilder von Demonstrierenden. Über die Pandemie in Deutschland berichtet die Tagesschau polemisch: "Wer demonstriert da eigentlich?" Gezeigt werden auch hier Demonstrierende in NRW. Persönlich bin ich froh, dass Menschen auf die Straße gehen. Schließlich schieben wir auch maskiert unsere Einkaufswagen durch einen Gang. Die 2 Meter sind da schnell 50 cm. Im ersten Fall gehen die Menschen aufrecht und selbstbewusst. Im zweiten Fall zuckeln und zögern die Menschen wie Igel und versuchen sich unsichtbar zu machen. In China verschwinden Ärzte und Blogger. In Amerika steigt die Suizidrate seit Jahren traumatisch an. Die Pandemie scheint wohl der Tropfen, der viele Fässer zum Überlaufen bringt. Enorm viele US-Soldaten nahmen sich nach ihren Auslandseinsätzen das Leben. Veteranen galten als Risikogruppe. Die staatliche Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) untersuchte die Suizidrate in den USA für den Zeitraum 1999 - 2014. Sie war um niederschmetternde 24% gestiegen. Für mich war es neu, dass Deutschland und die USA die höchste Suizidrate in den 1980er Jahren verzeichneten. Desaströs hoch ist die Selbstmordrate bei Frauen in der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen. 10 Frauen pro 100 000 töteten sich im Jahr 2014. Im Vergleich zum Jahr 1999 ein Anstieg von 63 Prozent. Den größten Anstieg gab es in den Altergruppen der 10- bis 14-jährigen Mädchen. Im Vergleich zum Jahr 1999 hat sich die Suizidrate verdreifacht. 150 Mädchen pro 100 000 nahmen sich im Jahr 2014 das Leben. In keiner anderen Gruppe haben Selbsttötungen so derart zugenommen wie bei Männern zwischen 45 und 64 Jahren. Im Vergleich zum Jahr 1999 ein Anstieg von 43 Prozent. Viele Männer wählen die Schußwaffe, Frauen vergiften sich. Männer und Frauen greifen mehr und mehr zum Strick und töten sich durch Erstickung. Einer von vielen Zusammenhängen liegt im Rauschgiftkonsum und im Medikamentenkonsum. Der Gebrauch von Antidepressiva und Opiaten war bei vielen Selbstmordtoten nachweisbar. Das könnte daran liegen, dass die mentale Gesundheit erst seit 2010 ins US-Gesundheitswesen aufgenommen wurde - ein breiter Zugang für Patienten allerdings nicht möglich ist. Die Pandemie lässt alle bereits vollen Fässer überlaufen. Heute sah ich zufällig, dass Julianne Moore ein Foto auf Instagram postete. Sie teilte eine große Begeisterung mit der ganzen Welt. Ihr Puzzle zeigte endlich einen bunten Papagei. Die vielen Grünphasen waren wohl eine echte Hürde. In Deutschland schießen, mitten in der Pandemie, die Trader wie Pilze aus den Werbeagenturen. Sie wollen die letzten Schuster auch noch umsprühen: "Werde noch heute Trader." In den 1990er Jahren nannten sich Trader Wirtschaftsdienste. Wer heute gut gestreute Aktien kauft, kann schon morgen demonstrieren. Regierende Politiker in Berlin haben ETFs im Portfolio, fahren Renditen ein und legen heroisch einen Mietendeckel auf. Dann wundern sie sich über sinkende Renditen. Die Schuster demonstrieren. Sie wollen eine bleibende Knechtschaft verhindern. Die Polizei schlägt einer Reporterin die Zähne kaputt. Ihr Kollege erstattet doch lieber keine Anzeige. Er sagt tatsächlich laut, dass er einen gestörten Nachrichtenfluss der Polizei befürchtet. Er könnte auch Trader werden. Der Schuster bleibt der Schuster.