Falsche Nachrichten - Erbschaft

So ziemlich jeder in meinem Alter kannte die Anzeigen in Tageszeitungen: "Wir suchen die unbekannten Erben von…" So ziemlich jeder in meinem Alter weiß, dass der Staat erbt, wenn man kein Testament hat, wenn man keine Familienmitglieder hat, wenn man ein Bankonto hat. Das BGB benennt das ebenso einfach. Praxis: Das Nachlassgericht erhält eine Sterbeukunde. Es setzt einen Nachlasspfleger ein. Das sind heute nicht mehr nur Anwälte. Dieser Nachlasspfleger, Nachlassbetreuer kümmert sich um die Auflösung einer Wohnung, sichert Barmittel, Kunstgegenstände, ermittelt Konten, sichtet Rechnungen, die bezahlt werden müssen. Sollte nach einer Nachlassauflösung ein Guthaben auf einem Bankonto verbleiben, erbt der Staat, sollten nicht doch noch Erben ermittelt werden. Hier haben Menschen in Amt und Würden die unbedingte Pflicht, dieses Fremdgeld akribisch zu verbuchen und ebenso akribisch zu verwalten - möglichst auf einem politischen Fremdgeldkonto. Genau deshalb werden Menschen verbeamtet. Eines Tages könnte Deutschland demokratisch entscheiden, was mit dem Geld passieren soll: Der Bau von Schulen, Altenheimen, Spielplätzen, Sozialwohnungen, der Bau von grünen Oasen. Heute lese ich im Handelsblatt folgende Meldung: "Bis zu neun Milliarden Euro schlummern auf herrenlosen Bankkonten…Das Geld verwaister Bankkonten fällt bisher nach 30 Jahren an die Banken. Ein Verein will, dass es künftig in einen Fonds fließt. Auch Politiker können dem Vorschlag etwas abgewinnen." Mittlerweile haben also Banken die Aufsicht über die staatliche Erbmasse. Das passiert, wenn Politik und Banken heiraten. Die Banken sagen: "Tja. Bei uns hat sich kein Amtsgericht gemeldet." Die Politik sagt: "Das Geld liegt doch bei den Banken. Das hätte man uns doch sagen müssen." Die Amtsgerichte sagen: "Wir haben bis zur Anhäufung von neun Milliarden Euro nicht gewusst, wie wir ein Konto eröffnen; und wen wir um Erlaubnis fragen müssen." Der Artikel ist gar nicht gut, denn Medien machen keine Gesetze. Schlampig fällt unter den Tisch, wie viele Zinsen auf neun Milliarden Euro entfallen. Was machen Banken 30 Jahre mit toten Konten? Warum wurden tote Konten nicht von jenen Banken bei den Amtsgerichten gemeldet? Wie viele Lebensversicherungen (Sterbegeldversicherungen) wurden abgeschlossen und nie aufgelöst. Wer hat das akribisch zu überprüfen? In Berlin wird die gründliche Arbeit, zu der sich Beamte verpflichtet haben, aufgelöst. Richter haben laut Spiegelartikel Nebenjobs. Kürzlich rief mir der verbeamtete Friedhofsverwalter eines städtischen Paradefriedhofes zu: "Ach, Sie sind doch ein Arschloch. Sie haben doch was genommen." Ein Mann, der sich selbst in den Dienst der Allgemeinheit gestellt hat, der jede erdenkliche Form verlassen hat, der jede minimale Kleiderordnung missachtet, der eine Trauerfeier durch fehlende und falsche Musik verdirbt, darf mich Arschloch nennen, denn Medien berichten seit Jahren über den "Berliner Filz". Die Grünen wollten dem "Berliner Filz" vor Jahren "den Kampf ansagen". Ich finde städtisch politische Wohnzimmer geschmacklos. Ich finde es über die Maße respektlos, wenn ich zum Amtsgericht bestellt werde, demoliert unlackierte Türen vorfinde, die Tür zum Richter öffnen möchte und die Klinke der Tür in der Hand halte. In meinen ärmsten Kindheitserinnerungen war meine Familie fähig, eine Türklinke zu befestigen.