Lageberichte

Heute fragte mich ein Hinterbliebener: "Dürfen nun noch immer 20 Familienmitglieder in eine Trauerhalle?" Einfacher kann eine Frage nicht sein. Ich suche auf Berlin.de und finde einen Teddybären, den Chatbot Bobbi, der auf eine Einfachfrage keine Antwort findet. Bobbi ist ein Produkt des Fachzentrums IDBB – Intelligente Dienste für Bürger und Behörden. Bekommt man dafür Fördergelder? Dann mache ich was falsch. Bobbi, ach der süße Bär, zeigt mir, wie ich Grundsicherung beantragen kann, wenn ich mein künftiges Einkommen nicht benennen kann. Ein Teddy auf meiner Seite, zu so einem Katastrophenthema, wäre mir extrem peinlich. Ich komme auf die Seite Corona-Lagebericht der Stadt Berlin (Stand 15.10.20): 20 087 Menschen sind infiziert. 15 391 Menschen sind genesen. 238 Todesfälle(+2) wurden gemeldet. Man kann sogar über einen RSS-Feed Covid-19 Erkrankungen abonnieren. (Wenn das Krieg ist - dann möchte ich wissen: Was ist Frieden?) Ich werde morgen beim Friedhof anrufen. Man wird mir die Seite der Bundeskanzlerin benennen, auf der ich dann 5 Stunden suchen soll. Die Senatsverwaltung schrieb mir ja einst: "Der Bürgermeister kann sich nicht um kaputte Orgeln auf Friedhöfen kümmern." Derartige Schreiben, auf Geschäftspapier der Erlauchten, wirken, nach einem Partybürgermeister, als wolle man den aktuellen Bürgermeister in eine Versenkung befördern. Kräfte wirken heute unbewusst. Apropos Kanzlerin. Gestern buffte, touchierte ich beim Ausparken ein Fahrzeug. Ich musste aus einer Parkbucht manövrieren, über einen Fahrradweg rollen, das macht man mit Bremsfuß, und knuffte dann ein Fahrzeug, das im Stau stand. Es regnete und es war dunkel. Ich stieg aus und ein Blitz durchfuhr mein unbedeutendes Dasein: "Shit! Ich habe die Kanzlerin geknufft." Ich stand vor einer mächtig großen Mercedes Limousine. Obsidianschwarz. Metallic. Der Kofferraum beginnt auf Hüfthöhe und die Buchstaben AMG blitzten durch die Nacht. Ich hoffte, dass eine feurige Chauffeurin, im Stil von 3 Engel für Charlie, aussteigt, den Kofferraum öffnet, einen AMG Regenschirm entnimmt, eine Benz-Taschenlampe und eine Visitenkarte der Kanzlerin aus ihrem Overall zückt. Das Auto öffnete sich und das Gegenteil einer Autonärrin stieg aus. Eine junge im Verhältnis zum Fahrzeug kleine Frau nahm ein Taschentuch und dann suchte sie einen Schaden. Sie "entdeckte" eine alte Schramme von einem Kinderwagen. Ich holte eine Politur, ein ausfahrbares Maßband und eine getunte Taschenlampe aus meinem weltlich realistischen Vito. Meine Stoßstange ist auf Höhe 53 cm. Ihre Schramme lag auf Höhe 74 cm. Sie wollte die Polizei rufen, die ich dann rufen musste, weil sie, trotz Navi in Kinoleinwandgröße, nicht wusste, in welcher Straße wir standen. Auch in ihrem Smartphone fand sie keine Straßenangabe. Nach einer Stunde kamen 3 uniformiert internationale Engel für Charlie von der Polizei und suchten einen Schaden. Vier Taschenlampen fanden nichts. Die Besitzerin des AMG, in einer preiswerten Lederjacke und preiswerten Jeans, mit preiswertem Gürtel, hatte Angst: "Wenn innen nun etwas kaputt ist?" Ich dachte: "Felgen und Achsen eines AMG würden bei einem Aufprall von 80km/h Schäden aufweisen. Vielleicht sollte meine Schwester mit ihr eine Testfahrt über den Lausitzring machen." Die Polizistin erklärte ihr fast schon therapeutisch, dass man innen nichts finden wird, wenn man außen nichts sieht. Ich selbst musste noch arbeiten und wartete. Während ich wartete, verstummte ich! Ich wägte ab, denn ich war glücklich darüber, dass ich keinen Fußgänger touchiert hatte. Wie viele Menschen fördern und produzieren Smartphones, Chips, Navis, Kabel, Ladestationen, Knöpfe, Türgriffe, Lederpolster, Karrossen, Reifen, Scheibenwischer, Sitzheizungen, Fußmatten, Bildschirme, Glas, Spiegel, Bremsbelege, Gehäuse, Straßen für Transporter, bis eine Nichtautonärrin und Nichtinternetbegeisterte den Weg in ein Autohaus findet, um eine Limousine herauszufahren, die sie unglücklich macht - wenn es keine Schäden über die Versicherung abzurechnen gibt?