Letzte Ausfahrt Rumskulla
23/08/21
Wir werden uns mit den Grünen in Berlin also darauf einrichten, dass wir Katthulter werden, denn Frau Jarasch möchte mehr Bullerbü in Berlin. Vielleicht heißt das Adlon eines Tages Michel-Hof, der Bezirk Tiergarten heißt Vimmerby und der Bezirk Wedding Gibberyd. Berliner lernen nie aus. So ein wenig Terminus mehr macht den Kohl nicht fett. Den Zynismus erkennt Frau Jarasch nicht, was ich schwer bedenklich finde. Die ideenlose aber bessere deutsche Gesellschaft hat in Berlin schon immer Fasching gespielt. Sie hat sich schon immer mit fremden Identitäten geschmückt. Ich sah verkleidete Arbeiter*innen, verkleidete Amerikaner*innen, verkleidete Briten*?, verkleidete Franzosen*?, verkleidete Jamaikaner*innen, verkleidete Weltbummler*innen. Das Motto: Wenn wir nach Berlin ziehen, dann verzaubert uns diese Stadt auf wundersame Weise. Das eskaliert dann am Beispiel der Journalistin und Politikerin, Frau Jarasch, die Bullerbü für eine Stadt hält, in der sie regiert. Tatsächlich verzettelt sie sich in Märchen! Logischerweise wird meine Identität und mein Selbstbewusstsein genau dadurch immer stärker. Berlinerin. Das weibliche Vorbild der Frau Jarasch ist nicht nur peinlich. Es ist genau an Brennpunkten lebensbedrohlich. Seit Monaten sehe ich unter den Brücken der Stadt (nicht nur am Kotti) Menschen auf Matratzen schlafen. Die politischen Faschingsgesellschaften und vor allem die esoterische Linke denkt: "Cool. Hier schlafen Weltenbummler, Touris. In Indien schlafen die Menschen auch auf den Straßen." Ich sitze in einem marokkanischen Straßencafé am Savignyplatz. Das Essen und die Getränke dort haben einen echten, einen unkünstlichen und dadurch intensiven Geschmack. Gegenüber liegt eine Frau unter der Brücke. Sie ist nervös und ihre Augen suchen. Sie dreht sich. Sie schließt die Augen. Sie öffnet die Augen. Kein Schutzraum. Jede Minute Stress. Kein ruhiger Schlaf. Abgase von den Autos. Schnelle Roller. Schnelle Fahrräder. Resolute Fußgänger. Ich sitze etwa 2 Stunden in dem Café. Es kommt keine Street-Ambulanz. Jemand könnte ihren Puls messen oder ihren Blutdruck. Jemand könnte der Frau in die Augen sehen, ihr sagen, dass sie keine Gelbsucht hat. Jemand könnte ihre Temperatur messen. Sie liegt dort allein auf einer recht guten Luftmatratze. Sie hat aber nicht die Neugier einer Backpackerin. Sie ist nicht neugierig auf Land und Leute. Sie hat keinen Plan, auf dem sie einen Ort sucht. Nur ihre Augen suchen. Mir fällt auf, dass ich ihr keine Sprache zuordnen kann. Sprachen raten und sprechen ist mein Hobby aus Kindertagen. Irgendein politisches System hat diese Frau in die Stadt getragen. Unser politisches System hat diese Frau unter eine Brücke in Berlin-Charlottenburg getragen. Frau Jarasch kann es ganz sicher nicht gewesen sein, denn sie weilt in Bullerbü. Vielen Dank auch könnte man nicht mit dem Wort Choukran übersetzen, weil Marokkaner*innen die Berliner Ironie nicht nachahmen. Warum auch?! Wir sind eh bald verkleidete Bullerbüler*innen.