Pot statt Pharma
01/09/20
Nach wie vor finde ich es extrem auffallend, wie schnell manche Mediziner Schlaftabletten, Beruhigungstabletten und/oder Psychopharmaka, also psychoaktive Substanzen verschreiben. Trauer ist keine Krankheit. Der Schlaf holt den Menschen immer ein. Ich frage mich wirklich, warum Ärzte in passenden Fällen nicht einen Joint für die Nacht verschreiben, also Gras. Ist das zu revolutionär, zu links, zu gewagt? In einer balancierten, aufgeklärten und orientierten Gesellschaft wäre das sicher kein Problem. In einer desorientierten Gesellschaft, die täglich massiv gestört wird, leiden Menschen zunehmend an Störungen. Angst und Panikattacken befinden sich in der steigenden Tendenz. Kinder leiden oft unter extremen Konzentrationsstörungen. Die Kriegsschauplätze lösen Angst aus. Die Geflüchteten - in lieblosen Lagern gerottet - lösen Angst aus. Eine Pandemie löst Angst aus. Viele Medien lösen Angst aus. Eine durch Wortarmut berühmt gewordene Kanzlerin löst in dieser Zeit Unruhe und Angst aus. Herr Amthor löste diese Angst nicht aus. Er trat sicher auf. Er war juristisch und fachlich präpariert. Er war rhetorisch unikat und besser als die Kanzlerin. Selbstredend denkt ein junger Mann, dass er den Lauf seines Lebens hat, wenn man ihm einen Direktorenposten in der Wirtschaft anbietet. Selbstverständlich denkt ein junger Mensch, dass er nun von allen Menschen Unterstützung finden wird. Kein Mensch glaubte ernsthaft, dass die Kanzlerin dieses Jungtalent in der CDU fördern wollte. Eine Frau, die ihren eigenen Mentor überholte, während der angeschossen auf der politischen Rennstrecke lag, setzt sich hebelnd durch. Zufällig ist auch Herr zu Guttenberg in jener Firma, die Herrn Amthor umgarnte, zufällig duzt Herr zu Guttenberg die Kanzlerin und zufällig tauchen Pressemitteilungen über Herrn Amthors Lobbyarbeit auf. Warheitsgemäß sagte der: "Ich habe einen Fehler gemacht." Schade. Ich mochte ihn. Er kurbelte die Debattenkultur an. Verführbarkeit ist wunderbar. Politisch ist sie tödlich. Medien sollten in einer Pandemie die Wahrheit wenigstens denken. Ken Jebsen wurde in den öffentlich rechtlichen Medien berühmt. Eva Hermann wurde in den öffentlich rechtlichen Medien verehrt. Kein Mensch kommt auf die Unverschämtheit, die Rundfunkanstalt deshalb zu diffamieren: Mutterschiff der Reichsbürger und Rechten. Das Völkchen, nicht das Volk. Medien haben die Kanzlerin über Jahre die Klimakanzlerin genannt. Die Bewegung Fridays for Future deckte erst auf, dass Medien niemals fragten: "Frau Merkel, was unternehmen sie denn nun eigentlich in Sachen Klima?" Medienmacher, und die finde ich blind, beschreiben stets die Leader einer Partei. Das ist nicht demokratisch gedacht. Das weist eine Tendenz auf, die Diktaturen sucht. Angst ist ein Gefühl, das man nicht widerlegen kann. Es ist im besten Fall eine Triebfeder. Im schlimmsten Fall stricken Menschen sich in ihre schlimmsten Befürchtungen. Tabletten werden sicher nicht helfen.