Auffallend

Beim PRIDE, bei der Fahrraddemo und bei der Skaterdemo fiel mir auf, was der The Guardian anti-blackness nennt: "Racism harms black people most." Ich sah keinesfalls Rassisten bei den Demos. Ich sah Menschen, die das Ausblenden pflegen. Stonewall ohne Afroamerikaner ist politisch nicht denkbar. Weiße Klimapolitik grenzt an blinden Zynismus. Gut erzogenen jungen Bladern und Skatern fehlt schlicht nichts. Das Ausblenden ist subtiler Teil der Erziehung geworden. Man muss nicht denken, dass homosexuelle Menschen links sind, weil sie sich selbst als Randgruppe verstehen. Die Hautfarbe ist immer ein Pluspunkt. Aus black and gay wurde queer. Auch das wird ausgeblendet. Wir erfüllen die Quote. Das meine ich nicht. In Berlin weht so ein ganz merkwürdig grotesker Wind: >>Wir sind grün, wir sind vegan und wir müssen als reiche (also übergroße) Nation die Welt retten, Trump stoppen, die Klimakatastrophe abwenden, den Planeten schützen. Wir wollen uns nicht mit so kleinen Alltagsproblemen abgeben. Das Wort Rassismus ist auch so abgenutzt und out. Selbst bei der AfD ist ein Afroamerikaner (die AfD ist gut). Das ist doch Beleg für Toleranz. Die Frau Weidel ist homosexuell (Die AfD wird immer besser). Der Herr Spahn auch (Die CDU war schon immer super). Die Problemchen haben wir doch heute gelöst. Gut. Es gibt keine afroamerikanischen Bankangestellten. Dafür führen sie die Charts an (Der Schwarze soll schön Musik machen für uns). Der Herr West ist auch Trump-Anhänger (Trump ist gut). Ich fühle mich langsam diskriminiert. Vor dem PRIDE zeigte die B.Z. auf jeder Seite die Regenbogenfahne. ICH fühle mich in meinem Land diskrimiert (Gastgeber retten auf jeden Fall den Planeten). Donald Trump wollte keine Mauer bauen, weil eigentlich Barack Obama die Mauer bauen wollte (Legitimationsformel).<< Es geht heute nicht um Rassenwahn. Es geht in Deutschland immer um die Schwächung des Selbstbewusstseins. Das betrifft die selbstbewusste Frau, den selbstbewussten Religiösen, den selbstbewussten homosexuellen Menschen, sogar den selbstbewussten Menschen aus der ehemaligen DDR. Das Wort Ossi oder Ostpocke oder Mischpoke reicht für die Schwächung. Die ungleichen Löhne reichen der Herrenrasse bereits aus, um die Macht zu erhalten. Pathologisch wirkt es für viele Menschen deshalb, weil Demokraten sich mit dem Wort eincremen und dabei ganze Gesellschaftsschichten schlicht ausblenden. >>Wir reden entweder über den in die Geschichte gebrachten Rassenwahn - aber doch nicht über alltägliche Problemchen, die quasi jeder hat (Distanz schließt die Türen). Auffallend ist, dass ich für andere Menschen schreibe. Das ist der Fehler, der die Beschriebenen wieder nur in die Defensive trägt. Vielleicht zieht sich die Black Community zurück? Vielleicht haben sie keinen Bock auf Fahrrad mit Bier; oder Skater ohne Rhythmus - mit voll durchgestreckten Beinen. Vielleicht liege ich völlig falsch. Das kann ich aber nicht wissen, weil erst das Selbstbewusstsein befördert werden muss.