Ich bin gegen das Sterbehilfe-Urteil

Ich möchte wissen, was Muslime zum aktuellen Sterbehilfe-Urteil sagen. Reagiert der Islam empfindsam - wie christliche Kirchen? Was sagt die jüdische Gemeinde zum Urteil des Verfassungsgerichtes? Auf Twitter las ich verklärt Emotionales: Wir brauchen nicht das moralische Gelaber der Kirchen. Die Selbstbestimmung darf nicht gefährdet werden, die im Kern eine Fremdbestimmung ist. Meine Großmutter sagte im Alter von etwa 90 Jahren: "Er kann mich doch jetzt bald holen." Mit ER meinte sie keinen Sterbehelfer aus der Privatwirtschaft. ER war vielleicht Gott, ein Fährmann, ein Begleiter. Ich wusste, dass sie sich damit auf den Tod vorbereitet. Genau an diesem Punkt hätte ich meine Oma beim Wort nehmen können. Ich hätte auf sie einwirken können, einen kurzen Prozess einfädeln können. Die Tatsache, dass ich heute erklären muss, dass meine Oma kein Hund war, der die Gnade der Einschläferung hätte empfangen dürfen, macht mich krank, lässt mich an der Rechtsordnung dieses Landes zweifeln. Staatsdiener wollen das stolze Alter nicht mehr würdigen. Erst im Alter von 90 Jahren kam meine Oma in den Gemächergenuss. Meine Schwester organisierte den Friseur, die wöchentliche Maniküre und Pediküre, das täglich gelieferte Essen. Die Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen wuschen meine Oma und gaben ihr ihre Medizin. Dadurch wurde sie 94 Jahre alt. Sie alle hätten ungemein leicht auf sie einwirken können. Sie hätten meiner Schwester einreden können, dass meine Oma nur eine Last sei. Warum taten sie es nicht? War es die pure Nächstenliebe? War es der Respekt? Haben sie alle erkannt, dass meine Oma ein aktiver Teil der Geschichte war - dass sie sich das gemütliche Faulsein erarbeitet hat? Das Sterbehilfe-Urteil sagt: Arbeite nicht Dein Leben lang, denn Deine Rente gönn ich Dir nicht. Die Witwenrente gönne ich Dir schon gar nicht. Arbeite nicht, denn ich kann Dir eine vertraglich vereinbarte Pflege nicht gönnen! Das Sterbehilfe-Urteil sagt auch, dass der Suizid ein Teil der Selbstverwirklichung ist. Das Verfassungsgericht besiegelt die geforderten Persönlichkeitsrechte; und findet sich sicher modern. Die Menschenwürde wird damit politisch antastbar. Wenn sich ein zynischer Ehepartner trennt, weil er eine jüngere Frau gefunden hat, die Ehefrau den Suizid ankündigt, kann er ganz sachlich zum Sterbebegleiter werden. Die Internet-Gestörten können gemobbte Mädchen und Jungen nun legal in ihren Suizidgedanken unterstützen. Psychos werden einfach Sterbehelfer. Dieser Staatsapparat will keine Retter, keine Helden, keine Stolzen. Er lenkt mit diesem Urteil die Starken, die, auf Kosten der Schwachen, siegen sollen. Er modelliert am Ende sogar die Schuldnerberatung. Ein Mensch, der seine Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann, unter der Schuldenlast zerbricht und den Suizid ankündigt, kann auf freundliche Berater hoffen. Die Schwachen stören diesen Staat. Jammernde Infantile, die ihre Freiheitsrechte und ihre Persönlichkeitsrechte einfordern, wollen tatsächlich nur Macht über jene, deren Freiheitsrechte sie kategorisch ablehnen. Das ist eine erbärmlich zu verachtende Schwäche, eine politisch verkleidete Wiederholungsschleife, die ich zutiefst ablehne und auch verachte.