Es gibt eine eskalierende Tendenz in der deutschen Gesellschaft, die mich beruflich interessiert, weil die Trauerkultur, viele Kulturen in einen Strudel geraten und untergehen. In den extrem schnellen und vielen Medien ist es schwer einen Faden zu finden. Es ist extrem schwer ein Standbild zu finden, das wenigstens 20 Minuten betrachtbar bleibt. Oft muss man gegen den Strom denken und eine Quelle finden. Ich stieß auf einen ungemein guten Bericht des NDR aus dem Jahr 2011. Panorama untersuchte die privaten Sender mit dem Titel >Lügenfernsehen<. 22 Jahre nach dem Mauerfall war die Demokratie 22 Jahre alt. Die Strukturen dieser Ordnung müssen alle Menschen immer wieder neu besprechen, auch mit Heranwachsenden. Es geht um die freie Entfaltung, das Recht der Persönlichkeit auf Leben, die Gewaltenteilung, die Verantwortlichkeit der Regierung, die Volkssouveränität, die Gesetzmäßigkeit…Hass kann dann kein Ergebnis sein, weil die Prinzipien der Demokratie Selbstachtung ausbilden. Menschen agieren frei aus sich selbst heraus! Angst ist eine völlig Unbekannte. Das wiederum belebt auch Kulturen und natürliche Trauerkulturen, die in der Öffentlichkeit etwas wagen. Scheitern gibt es nicht, weil Souveränität nicht scheitern kann. In den 80er Jahren hat der Postminister, Herr Schwarz-Schilling, den technischen Weg für das private Fernsehen bereitet. Er wollte den Wettbewerb, eine Konkurrenz beleben. Psychologen prophezeiten Traumata. Theologen befürchteten den Untergang des Abendlandes. Bereits im Jahr 2011erklärte Herr Prof. Weiß von der Landesmedienanstalt, dass RTL nur 8% Sachinformationsanteil am Tag lieferte. Die Existenzberechtigung der Privatsender hing am Rundfunkstaatsvertrag. Ist das heute noch so? Sind die 8 Prozent heute auf 4 Prozent gesunken - oder auf 80 Prozent gestiegen? Mit der Aufdeckung gescripteter Dokus spürte man die Selbstverachtung der Protagonisten, die deshalb eine gefakte Geschichte mitspielten, weil sie sicher waren, dass niemand ihr langweiliges Leben sehen wollte, denn schließlich bekamen sie auch Geld dafür. In einer Doku wurde einem älteren Paar angeboten ihr Haus zu versteigern, das sie verkaufen wollten. Die komplette Versteigerung war ein TV-Fake. Die Agenturen erklärten es den Eheleuten erst hinterher. Die blanke Verachtung artikulierte sich dreist und lachte beide aus. Erst hatte ich Mitleid, dann rieselte eine ziellose Verachtung in mich hinein, die streute. Der damalige Medienpolitische Sprecher der CDU/CSU, Herr Börnsen, meinte: "Da muss man was sagen, was machen." Das ist ihm wohl nicht so gelungen. Heute ist die Gesellschaft in einem desolaten Zustand. Das Wort Demokratie dient auch Medien als Patrone, die unzählige Male abgefeuert wird. Die Einhaltung ihrer Prinzipien ist, auch politisch, keine Disziplin mehr. Das heißt für meinen Beruf klar, dass immer mehr unsouveräne Menschen, auch in Amt und Würden, die Trauerfeier eines anderen Menschen verderben werden, weil sie schlicht keine Prinzipien haben. Das bedeutet für meinen Beruf ganz klar, dass Korruptionsfälle steigen werden, weil Menschen keine Prinzipien mehr haben. Das ist schon heute eiskalte Realität; und die sollte man nicht verscripten, wie ein Poesiealbum.