Feminismus und Tod

Gefühle werden in Deutschland extrem unterschätzt. Untrügliche Gefühle werden im Grunde verlacht. Menschen sind mit Gefühlen ausgestattet, um finale Entscheidungen zu treffen. Wenn Gefühle nicht stimmen, dann wird das Spitzengehalt nicht lange täuschen können. Wenn die Gefühle nicht stimmen, dann wird der Reichtum nicht lange glücklich machen. Menschen können sich selbst täuschen, sie können sich auch selbst belügen und betrügen. Sie müssen dann zwangsläufig andere Menschen belügen und auch betrügen. Der runde Lauf bekommt Dellen. Der Tod - als Synonym für die beste Lebensschule - zeigt, dass Medien nichts über Feminismus verstanden haben. Frauen sterben und Männer treten das geistige Erbe ihrer Frau an. Männer sterben und Frauen treten das geistige Erbe ihrer Männer an. Ein Kind wird geboren. Es wird mit dem geistigen Erbe hoffentlich lebender Eltern gespeist. Feminismus entfaltet sich in weiblichen und männlichen Herzschlägen. Ein Kind ist zunächst die große Unbekannte, das Neue, das Ungewisse. Die Geburt, also die Entstehung, ist ein Geschwisterteil des Todes, also das Vergängliche. Ein Kind ist also ein farbenfroh schillerndes Kaleidoskop an einem Punkt einer humanen Kette. Es entpuppt sich nicht mit einem Paukenschlag. Es entpuppt sich über viele Jahre in vielen Eindrücken - bis zum eigenen Tod. Feminismus ist also kein Prozess, den Medien, wie Buchverlage, forcieren können. Sie forcieren im Grunde die Femizide. Sie schüren den Hass gegen vermeintlich andere Frauen. Sie fantasieren und produzieren Heldinnen, die man stürzen kann, die es aber nie gab. Sie produzieren Schreckgespenster, die es nie gab, die aber wie Hexen gejagt werden sollen, weil es Auflage bringt. Der Feminismus wurde immer als ein Show-Skandal besprochen. Der Tod, ebenfalls stets skandalisiert, wurde von Medien geradezu eingeladen. Der Mann, wichtig für den Feminismus, soll feminisiert werden, also nicht nur seiner Männlichkeit beraubt werden. Er ist die stete Bedrohung für die Frau. Er muss ausradiert werden, möglichst von hassenden Amazonen, die keine Kinder erziehen dürfen, weil sie durch stete Bewaffnung keinen Kinderbrei erwärmen können. Tatsächlich kam "meine" erste feministische Band aus Schweden. 1977 brachte meine Mutter eine Schallplatte auf den heimischen Teller, die sogar ihrem Freund gefiel - und meiner Oma. Niemand in der Familie störte sich an vermeintlichen Ketzern und Hetzern. Niemand befürchtete den Sturz jener Tradition, die besagte, dass Mädchen lange Haare tragen müssen, dass sie kleine stille Puppen sein müssen, die häkeln und nähen: "I'm nothing special, in fact I'm a bit of a boy. If I tell a joke, you've probably heard it before. But I have a talent, a wonderful thing. 'Cause everyone listens when I start to sing - I'm so grateful and proud. All I want is to sing it out loud. So I say thank you for the music, the songs I'm singing. Thanks for all the joy they're bringing…." Dieses Lied präsentierte mir eine Möglichkeit. Wie fühlt sich ein Mädchen in Saudi-Arabien, das ein Mädchen mit einem Fahrrad sieht? Es fühlt sich großartig. Es fühlt sich verstanden. Dieses Mädchen sieht eine Möglichkeit. Es muss nicht getötet werden. Dieses Mädchen ist keine Heldin, keine Amazone, keine Feministin. Es ist ein Mädchen. Medien in Deutschland zeigen Journalistinnen mit Schürze, die den Feminismus bügeln und fein gestärkt in den Wäscheschrank legen. Gisèle Pelicot wird als ahnungslose Frau skizziert. Ihr Ehemann betäubte sie, um sie von wenigstens 51 Männern vergewaltigen zu lassen. Sie sagt, dass die Scham die Seite wechseln soll. Fertig ist die kalte und feministisch gebügelte Heldin, denn sie hat über Jahre nichts geahnt, keine Unterleibsschmerzen gefühlt, keine übermäßigen Kopfschmerzen erlitten. Sie wird als eine Frau skizziert, die keine Gefühle hat. Tatsächlich bietet sie eine gute Analyse für das genaue Gegenteil an. Sie wirkte beruflich in einer gehobenen Position. Sie heiratete einen Mann, der nicht in einer gehobenen Position wirkte. Sie bekamen Kinder. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits eine Frau vergewaltigt. Frau Pelicot hat sich also eindeutig auf ein Machtgebilde eingelassen. Ihr Mann muss Schattenseiten gehabt haben. Er wäre schizophren sollte er nie sexistische Bemerkungen gemacht haben. In dieser Ehe muss es gekriselt haben, denn es kommt zur Scheidung. Einige Zeit später heiraten beide Eheleute erneut. Sicher wollte er zu ihr zurück. Jagende Menschen reagieren immer auf Abweisung. Männer wollten gar keine Beute machen. Herr Pelicot glaubt fest daran, dass er ein Held ist. Er sagt im Prozess: "Ich bin ein Vergewaltiger." Tatsächlich sagt er: "Ich verachte meine Frau. Ich verachte sie dafür, dass sie mich ein zweites Mal geheiratet hat. Ich verachte sie dafür, dass sie auch dann schweigen würde, wenn ich meine Kinder missbraucht hätte. Ich verachte meine Frau, die schweigt, auch dann, wenn ich sie mit AIDS infiziert hätte." Dieses Machtgebilde, das Gefühle tötet, auch Schamgefühle, hat sie über Jahre mit aufgebaut. Als die Polizei ihr die Filme zeigt, kann sie sich nicht mehr sofort erkennen. Es ist kein Dienst für den Feminismus. Es zeigt, dass Feminismus wie eine Religion gepredigt wurde. Und das ist falsch.