Fehler bei Trauerfällen

Ich habe damit nichts zutun. Wir haben damit nichts zutun. Er, sie, es hat damit nichts zutun. Schuld abweisen ist mindestens ein gefühltes Reinlichkeitsgebot der Deutschen. Frauen leiden nicht selten unter einem Putzbedürfnis, um die vier Wände rein zu halten. Selbst Toiletten werden mit Domestos gescheuert. Merkwürdige Reinheitsgebote werden nicht selten Waschzwänge. Pikierte Männer, die beim Bücken oder beim Knien ihren Selbstwert in Gänze verlieren, schieben etwas Schmutziges mit dem Fuß und verziehen ihr Gesicht zu einem ich habe mit all dem nichts zutun. Die Süddeutsche schreibt über jenen Autofahrer, der auf der Berliner Autobahn 100 gezielt Menschen töten wollte. Er jagte Motorradfahrer, rammte sie und er verletzte viele Menschen. Ein Motorradfahrer, selbst Feuerwehrmann, wird wohl Zeit seines Lebens einen körperlichen und auch seelischen Schaden behalten. Die Bilder sprechen für einen Trauerfall. Wichtig war es in diesem Fall, für jeden klar, dass die Nationalität und die Religion des Straftäters genannt werden musste. Er stammt also aus dem Irak. Er rollte noch auf der Autobahn einen Gebetsteppich aus und rief Allahu Akbar. Das Gott groß ist bezweifeln im Grunde nur Agnostiker. Ungläubige gibt es schlicht nicht. Die unzähligen Attentate konnten den Glauben der Menschen nicht erschüttern. Sie erschüttern die Erde, Gebäude, Finanzsysteme, menschliche Körper. Die Abstumpfung der Gesellschaft ist ein wir haben damit nichts mehr zutun. Putzen hilft. Glücklicherweise gab es auf der Autobahn einen Helden im Unglück. Ein Polizist, der die arabische Sprache beherrscht, sprach den Täter an und konnte ihn vor Ort festhalten, bis seine Kollegen eintrafen. Auch dieser Täter war der Polizei bekannt. Er wurde erneut in die Psychiatrie gebracht. Die Süddeutsche Zeitung schrieb eine Fußnote darüber, dass sie normalerweise keine Religion oder Nationalität benennt, um andere Menschen nicht zu diskriminieren. Im Fall eines eventuell geplanten Anschlages waren diese Angaben notwendig. Gemeint ist wir haben damit nichts zutun, wir machen nur unseren Job, den müssen wir machen, weil wir Journalisten sind. Mitten im Artikel kommt eine Werbung von Amazon, in der eine junge und wache Muslimin - sie trägt natürlich ein Kopftuch - ihren beruflichen Werdegang beschreibt. Sie hat Zukunftspläne in dieser Firma. Findet sie Gott groß? Wenn nicht, wäre ich persönlich völlig entsetzt. Hat die politische Gesellschaft etwas mit dieser jungen Frau zutun? Nein. Ganz sicher nicht, denn sie lässt Straftäter seit 2018 durch die Gerichte flanieren, bringt sie für einige Zeit in die Psychiatrie, um sie erneut auf einer Autobahn anzutreffen. Kosten sparen, auf Kosten einer Muslimin und auf Kosten eines Feuerwehrmannes, der auf einem Motorrad saß. War der über die Maße fähige Bürgermeister bei den Familien und hat ihnen wenigstens jenes Geld gebracht, dass er vorher eingespart hatte? Sicher nicht. Wir haben alle etwas damit zutun, wenn gewählte Politiker mit Menschenleben pokern, spielen, sogar Schindluder mit ihnen treiben!